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Malaysia-Abschied als Sinnbild des Neuanfangs

In Sepang findet am Wochenende zum vorerst letzten Mal ein Formel-1-Rennen statt
In Sepang findet am Wochenende zum vorerst letzten Mal ein Formel-1-Rennen statt
Foto: © getty, Lars Baron
29. September 2017, 10:53

Die Formel 1 nimmt Abschied vom Großen Preis von Malaysia, der älteste unter Ecclestones Exoten verschwindet aus dem Kalender - und steht damit sinnbildlich für den Neuanfang der Königsklasse.

Echte Wehmut will irgendwie nicht aufkommen beim Abschied der Formel 1 aus Malaysia. "Ganz ehrlich", sagt etwa Kimi Räikkönen, "ich weiß nicht, ob dieses Rennen uns Fahrern fehlen wird. Man sieht hier den Flughafen, das Hotel neben dem Flughafen und die Strecke. Was sollen wir da vermissen?"

Seit 1999 war der Sepang International Circuit Teil des Formel-1-Kalenders, in diesem Jahr reist die Königsklasse nun letztmals an den Kurs nahe Kuala Lumpur. Im Fahrerlager wird das weitgehend emotionslos zur Kenntnis genommen, und doch gewinnt dieser Abschied durch eine gewisse Symbolik an Tragweite.

Erster Exot im Rennkalender

Denn Malaysia steht wie kaum ein Rennen exemplarisch für die viel kritisierte Entwicklung der "modernen" Formel 1 unter Bernie Ecclestone - und kurz nach dem langjährigen Chef verschwindet nun auch Sepang aus dem PS-Zirkus. Die neuen Eigentümer aus den USA haben wenig Interesse an Standorten wie diesem und an dem Modell, welches dahinter steht.

Dieses hatte Ecclestone vor 18 Jahren in Malaysia aus der Taufe gehoben: Das Land in Südostasien war sein erster Exot im Rennkalender, außerhalb von Europa war zuvor nur an Traditionsstandorten wie etwa Brasilien, Japan und Australien gefahren worden. Doch nun hatte Ecclestone ein neues Geschäft entdeckt.

Er brachte seine Formel 1 in der Folge immer häufiger in Länder, die mit Motorsport nicht viel zu tun hatten, für die weltweite Werbewirkung eines Grand Prix aber gerne hohe Summen zahlten. Auf Malaysia folgten Strecken in China, Bahrain, der Türkei, in Singapur, Abu Dhabi, Südkorea, Russland und Aserbaidschan.

Tilke-Kurse nichts für Feinschmecker

Allesamt wurden die neuen Schauplätze vom deutschen Architekten Hermann Tilke entworfen, und bis auf die Stadtkurse haben sie alle bestimmte Eigenschaften gemeinsam: Die Strecken sind breit, die Auslaufzonen sind weitläufig und betoniert. Und für Rennsport-Puristen sind die Kurse seelenlos im Vergleich mit Traditionsstrecken wie Spa, Suzuka oder dem Nürburgring.

Malaysia war der Prototyp für all diese Entwicklungen, aber auch aus Sicht der neuen Chefs war nicht alles schlecht, was folgte. Große Märkte wie Russland oder China wollen die Amerikaner weiterhin bedienen, erst am Freitag verlängerte Shanghai seinen Vertrag bis 2020. Und das Nachtrennen in Singapur ist zu einem Aushängeschild geworden.

Alleinstellungsmerkmal? Fehlanzeige!

Andere Standorte allerdings waren zum Scheitern verurteilt und sitzen nun auf den teuer erbauten Strecken. Die Türkei und Südkorea verschwanden schnell wieder. Der indische Grand Prix, anders als die übrigen nicht staatlich finanziert, war ebenfalls nur ein Intermezzo, nun ist auch für Malaysia Schluss.

All diesen Rennen fehlten von Beginn an die Argumente. Sie boten kein Alleinstellungsmerkmal, keine Geschichte, keine Atmosphäre. Deshalb blieben sie austauschbar, nicht nur Kimi Räikkönen sieht das so.

"Der Marke und dem Geschäft hilft es nicht weiter"

Auch Liberty Media hat das längst erkannt, die neuen Eigner der Königsklasse wollen nicht mehr nach Antrittsgagen auswählen. Denn Ecclestone, sagt Liberty-Chef Greg Maffei, habe sich vor allem eine Frage gestellt: "Wie viel kann ich verdienen?" Auf diese Weise sei die Formel 1 "an Orten gelandet, an denen wir eine dicke Prämie erhalten. Aber der Marke und dem Geschäft hilft es überhaupt nicht weiter."

Künftig soll die Formel 1 dahin kommen, wo sie wachsen kann. Vor allem Nordamerika ist der Markt der Zukunft, Stadtrennen sollen eine wichtige Rolle spielen, die europäischen Traditionsstrecken ebenfalls im Kalender bleiben. Für Ecclestones Exoten bleibt da wenig Platz.

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1GroßbritannienLando NorrisMcLaren357
2AustralienOscar PiastriMcLaren356
3NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing321
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team258
5MonacoCharles LeclercFerrari210

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