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Manipulation? Skandal-Urteil erhitzt die Gemüter

Gennady Golovkin (li.) hat den Kampf gegen Saúl Álvarez (re.) in den Augen vieler Experten gewonnen
Gennady Golovkin (li.) hat den Kampf gegen Saúl Álvarez (re.) in den Augen vieler Experten gewonnen
Foto: © getty, Al Bello
18. September 2017, 18:30
sport.de
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Auch 48 Stunden nach dem spektakulären Kampf zwischen Gennady Golovkin und Saúl Álvarez ist das Duell in der Box-Welt das Gesprächsthema Nummer eins. Grund ist die skandalöse Wertung der Kampfrichterin Adalaide Byrd.

Während zwei der drei Kampfrichter den Mittelgewichts-Fight mit 115:113 für Weltmeister Golovkin bzw. 114:114 werteten, sah Adalaide Byrd den Mexikaner Álvarez als klaren Sieger. Auf ihrer Scorecard hatte der Herausforderer die Nase mit 118:110 überdeutlich vorne. Ein Urteil, das kaum jemand, der den Kampf gesehen hat, nachvollziehen konnte.

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Und auch die Zahlen sprechen eindeutig gegen die Bewertung der US-Amerikanerin: Laut Compubox schlug Golovkin häufiger (703:505), traf häufiger (218:169), brachte fast doppelt so viele Jabs ins Ziel (108:55) und landete ähnlich viele "Power Punches" (114:110). Wie Byrd dem Mexikaner zehn (!) von zwölf Runden geben konnte, ist schlichtweg nicht zu erklären. 

Als erste Konsequenz wurde Byrd am Montag von der Box-Kommission in Nevada aus dem Verkehr gezogen. "Ich werde sie erst mal nicht weiter einsetzen", erklärte Kommissions-Chef Bob Bennett der "Los Angeles Times". Sie werde zwar weiterhin als Kampfrichterin arbeiten, "aber sie muss sich jetzt erst einmal sammeln", so Bennett, der die Wertung Byrds dezent als "zu deutlich" bezeichnete. Mit dieser Meinung stand er nicht allein da.

Golovkin-Coach wittert Manipulations-Versuch

Selbst Álvarez-Promoter Oscar de la Hoya sah die klare Wertung zu Gunsten seines Schützlings kritisch: "Beide Jungs haben ihr Herz im Ring gelassen. Jeder hat seine eigene Meinung, deswegen war dieser Kampf so großartig. Aber 118:110 verstehe ich beim besten Willen nicht. Byrd ist eine kompetente Kampfrichterin, aber 118:110 ist ein echter Schock."

Noch ein Stück weiter ging Abel Sanchez, Trainer von Gennady Golovkin. "Ich denke, dass sie ihre Scorekarte schon ausgefüllt hatte, bevor der Kampf angefangen hat", deutete Sanchez an, dass Byrd den Kampf womöglich manipulieren wollte. "In Vegas scheinen sie das Bewerten eines Kampfes anders zu lernen", so der "GGG"-Coach, der mit seinem Schützling erstmals in der Glücksspiel-Metropole in den Ring stieg.

Pikant: Sanchez hatte schon bei der Bekanntgabe der drei Kampfrichter vor einer Nominierung Byrds gewarnt: "Ich habe schon vorher die Frage gestellt, ob sie die richtige Besetzung ist. In einem Kampf wertet sie richtig gut, in den drei, vier Kämpfen danach einfach schrecklich. Ich denke, sie sollte auf den Prüfstand gestellt werden, denn so schlecht oder blind kann sie gar nicht sein."

"Das ist ein echtes Problem, für das es keine Lösung gibt"

Auf die Seite von Sanchez schlug sich auch Sergey Kovalev, Ex-Weltmeister im Halbschwergewicht. Der Russe verlor Ende 2016 seinen WM-Kampf gegen Andre Ward einstimmig nach Punkten. Viele Beobachter sahen in ihm jedoch den Sieger des Duells.

"Das ist ein echtes Problem, für das es keine Lösung gibt. Golovkin hat den Kampf klar gewonnen. Aber das Kampf hat in Vegas stattgefunden und dort gibt es nichts, was einen noch überraschend sollte. Es geht nicht mehr um den Sport, es ist nur noch ein Geschäft. Ich bin überzeugt davon, dass man in Las Vegas niemals herausfinden wird, wer wirklich der bessere Boxer ist", wetterte Kovalev.

Was sagt der Betroffene? "Ich habe die Zahlen auf dem Computer gesehen. Und ich habe die Reaktionen der Menschen gesehen. Es ist einfach schrecklich und sehr schlecht für unseren Sport. Unglaublich", erklärte der sichtlich frustrierte Golovkin nach dem Kampf.

 

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