Nach zwei Jahren zum Vergessen stand Mike Rockenfeller schon vor dem Ende seiner DTM-Karriere. Im Herbst 2017 greift der Ex-Champion nun plötzlich wieder nach dem Titel - und macht sich Gedanken um die Zukunft "seiner" DTM.
Vor ziemlich genau einem Jahr hatte Mike Rockenfeller den Tiefpunkt erreicht. Der ehemalige Meister war in der DTM nur noch Beiwerk, seit Monaten schon spielte einer der besten deutschen Motorsportler im Kampf um Punkte oder gar Siege keine Rolle mehr. "Verdammt schwierig" und "frustrierend" war das, sagte Rockenfeller damals. Er dachte ernsthaft über den Abschied aus seiner sportlichen Heimat nach.
Doch Rockenfeller blieb in der DTM - und zwölf Monate später ist der 33-Jährige vor seinen Heimrennen am Nürburgring plötzlich wieder ein Titelkandidat. "Ich wollte einfach zeigen, dass ich doch immer noch ganz gut bin", sagte Rockenfeller, "und das hat funktioniert. Ich habe meine alten Stärken wiedergefunden."
Vor allem Konstanz auf hohem Niveau war es, die ihn immer ausgezeichnet hatte. So fuhr Rockenfeller 2013 zum Titel in der DTM, und so holte er auch die größten Titel auf der Langstrecke: Rockenfeller gewann schon die 24-Stunden-Klassiker in Le Mans und Daytona.
"Viele positive Veränderungen"
Am Samstag (14:48 Uhr) und Sonntag (15:18 Uhr) wird sich nun weisen, ob sein Bekenntnis zur DTM zum zweiten Titelgewinn führen kann. Rockenfeller (110 Punkte) ist Dritter im Klassement hinter seinen Audi-Markenkollegen Mattias Ekström (Schweden/128) und René Rast (Minden/114), nach dem Nürburgring stehen noch vier Saisonläufe in Spielberg und Hockenheim auf dem Programm.
Sehr gerne spricht Rockenfeller momentan über dieses sportliche Tagesgeschäft in der DTM, denn es lenkt ab von der weiterhin völlig ungewissen Zukunft der Serie. Vor sechs Wochen hatte Mercedes seinen Ausstieg nach der kommenden Saison angekündigt, um dann in der Elektroserie Formel E an der Zukunft zu arbeiten. Seither kämpft die DTM dagegen an, als motorsportliches Auslaufmodell betrachtet zu werden.
Die Entscheidung von Mercedes sei auch für die Fahrer "ein Schock" gewesen, sagt Rockenfeller, einer der dienstältesten Piloten. Vor allem deshalb, weil es scheinbar aufwärts ging mit der DTM. "Das Produkt ist wieder ziemlich cool in dieser Saison, es macht mir deutlich mehr Spaß als in den Jahren zuvor", sagt Rockenfeller, "es gab viele positive Veränderungen."
Rockenfeller: "Ein Warnsignal"
Zweifellos hat die DTM in diesem Jahr wieder an Attraktivität gewonnen, im Kampf um die Zukunft ist das allerdings nur ein ziemlich weicher Faktor: Wenn nach 2019 nur noch Audi und BMW in der Startaufstellung stehen wollen, wird es die Serie wohl nicht mehr geben.
"Das ist ein Warnsignal", sagt Rockenfeller, "aber gleichzeitig ist es eine Chance. Man muss sich jetzt fragen, was der Zuschauer will, denn nur darum geht es." Mit dem neuen DTM-Chef Gerhard Berger könne "aus dieser Krise auch etwas sehr Gutes entstehen".
Der Zusammenschluss mit der japanischen Super GT zu einer internationalen Serie ist dabei weiterhin ebenso denkbar, wie der Entwurf eines ganz neuen Formats - oder eben das Aus der Serie, die seit 1984 in unterschiedlicher Form unterwegs ist.





