Die Abschiedsvorstellung von Bundestrainer Chris Fleming ist ein Erfolg. Nach Jahren der Enttäuschung haben die deutschen Basketballer einen großen Sprung geschafft.
Man soll bekanntlich gehen, wenn es am schönsten ist. Einfacher wird der Abschied dadurch meist nicht, das gilt auch für Chris Fleming. Am Wochenende steht der Amerikaner vielleicht zum letzten Mal als Bundestrainer an der Seitenlinie. Doch daran verschwendet er derzeit noch keinen Gedanken.
Die Reise nach Istanbul, dem Spielort der EM-Finalrunde, trat der 47-Jährige am Donnerstag mit großen Hoffnungen an. "Wir sind gewachsen, müssen keine Angst haben", sagte er mit Blick auf das Achtelfinale gegen Frankreich am Samstag.
Enttäuschungen und nicht erfüllte Erwartungen
Schon jetzt ist klar, dass Fleming den Deutschen Basketball Bund auf dem Höhepunkt seiner Amtszeit verlassen wird. Er hat in Tel Aviv gezeigt, welches Potenzial da ist und was nachkommt - ein gutes Beispiel ist der erst 19-jährige Isaiah Hartenstein. Es ist gut möglich, dass erst richtig geerntet wird, wenn der Entwicklungshelfer weg ist. Doch Fleming hat in der türkischen Metropole ganz andere Pläne, er will das Maximum herausholen.
Schon lange hat eine deutsche Nationalmannschaft nicht mehr so viel Spaß gemacht wie in diesem Sommer. Die vergangenen Jahre waren geprägt von Enttäuschungen, die Erwartungen wurden selten bis gar nicht erfüllt. Fleming hat das bei der Vorrunde mit dem ersten Sprung ins Achtelfinale seit zehn Jahren geändert, doch auch er brauchte dafür Zeit.
Team Schritt für Schritt entwickeln
Als Fleming übernahm, sah es danach aus, als würde es weitergehen wie zuvor. Die EM 2015 mit der Vorrunde in Berlin, wo das Team selbst mit Altstar Dirk Nowitzki und Jungstar Dennis Schröder in den Reihen scheiterte, war der nächste Tiefschlag. 2017 ist ein Neubeginn.
"Wir sollten die Sachen kontrollieren, die wir kontrollieren können", sagt Fleming gern. Er fordert den Blick nach innen, den Glauben an die eigene Stärke, Selbstbewusstsein und die dazu passende Körpersprache. Schritt für Schritt wollte er die Mannschaft besser machen. Es ist ihm gelungen, das wurde in Israel deutlich. Und es wäre schon sehr verwunderlich, wenn es plötzlich anders sein würde.
Pleite gegen Litauen als "gute Lehre"
Fleming will aus jeder Erfahrung etwas Positives herausziehen. "Es war für uns eine gute Lehre", sagte der frühere Bamberger Meistertrainer nach der Niederlage gegen Litauen zum Abschluss der Vorrunde. Er wird das Spiel nutzen, um wieder an einigen Stellschrauben zu drehen. Eventuell den entscheidenden für die nächste Aufgabe, das Duell mit Frankreich.
Dass Fleming das Team aufbauen kann, hat er bereits bewiesen. Die bittere Niederlage gegen Israel, als ein 16-Punkte-Vorsprung neun Minuten vor Schluss nicht reichte, wurde schnell analysiert und noch schneller abgehakt. Danach gegen Italien trat die Mannschaft auf, als sei nichts gewesen. Ein Knacks bei Dennis Schröder und Co.? Fehlanzeige!
Suche nach der richtigen Mischung
"Wenn du den Kopf hängen lässt wegen dieses Spiels, gewinnst du das nächste ganz sicher nicht", hatte Fleming gesagt. Und niemand ließ den Kopf hängen. Der Bundestrainer hat seit seinem Amtsantritt im Dezember 2014 eine klare Linie verfolgt, jetzt hat er die richtige Mischung aus Spielern gefunden, um daraus etwas zu machen.
In Paul Zipser und Maximilian Kleber fehlen sogar zwei der Besten, weil sie sich auf die NBA konzentrieren. So wie bald auch wieder Fleming - als Assistenzcoach der Brooklyn Nets. Er muss das Nationalteam hinter sich lassen, weil der internationale Kalender die Doppelfunktion nicht mehr zulässt. Und er muss gehen, wenn es am schönsten ist.





