Familieninterner Zuschauerkrösus zu sein, das ist für Mateusz Przybylko nicht alltäglich. Sein jüngerer Bruder Kacper kickt, wenn er nicht gerade wie derzeit verletzt ist, vor rund 30.000 Besuchern am Betzenberg für den 1. FC Kaiserlautern. Deutschlands bester Hochspringer steigt am Freitagmorgen (12:15 Uhr) vor knapp doppelt so großer Kulisse im Londoner Olympiastadion im Rahmen der Qualifikation in die WM ein.
So groß die Kulisse, so groß sind auch die Erwartungen des 24 Jahre alten Leverkuseners. "Dieses Jahr ist mein Jahr, definitiv. Ich bin so was von gut vorbereitet, fühle mich topfit, kann es gar nicht mehr erwartet", sagte Przybylko dem "SID": "Ich will auf jeden Fall ins Finale. Und wenn ich dann im Finale bin, mich gut fühle und die anderen sich schlecht, dann kann ja auch etwas passieren."
2015 hatte Przybylko in Peking seine WM-Premiere gefeiert. "Das kam aber eher unerwartet. Da bin ich zwar mit 2,30 m kurz zuvor die Norm gesprungen, das war aber ein Ausrutscher", sagte Przybylko. In China war dann auch schon nach der Qualifikation Schluss.
Bruder Kacper drückt vor dem Fernseher die Daumen
Nun sind die Voraussetzungen gänzlich anders. 2,35 m sprang er in der WM-Saison, ist Nummer zwei der Welt, Nummer eins Europas. "Dieses Jahr läuft es super. Nicht nur wegen der 2,35, auch in den anderen Wettkämpfen bin ich alles bis 2,30 im ersten Versuch gesprungen", sagte Przybylko. Damit wäre zumindest der Einzug ins Finale am WM-Schlusstag am Sonntag kein Problem.
Und dort würde Przybylko dann nicht nur in Richtung der ersten deutschen WM-Medaille seit Raul Spanks Bronze 2009 in Berlin, sondern auch mit mehr als einem Auge auf den deutschen Uralt-Rekord von Carlo Thränhardt (2,37) schielen.
Auf Bruder Kacper, immerhin zehnmaliger U21-Nationalspieler für Polen, das Heimatland der Eltern, muss er allerdings in London verzichten. "Ich schaue ihn gerne spielen, er schaut bei meinen Wettkämpfen gerne im Stadion zu - aber für ihn ist es jetzt erstmal wichtig, dass er gesund wird", meinte Przybylko: "Kacper wird mir aber vor dem Fernseher die Daumen drücken."