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Sa, 13.09. - So, 21.09.

Jungfleisch exklusiv: "Habe noch viel mehr drauf!"

Marie-Laurence Jungfleisch peilt in London eine Spitzenplatzierung an
Marie-Laurence Jungfleisch peilt in London eine Spitzenplatzierung an
Foto: © BEAUTIFUL SPORTS/Axel Kohring
10. August 2017, 18:01
sport.de
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Marie-Laurence Jungfleisch ist die deutsche Hochsprung-Hoffnung für die WM in London und gleichzeitig die einzige DLV-Athletin bei der am Donnerstag (19:10 Uhr) beginnenden Qualifikation.

sport.de hat kurz vor ihrer Abreise nach Großbritannien exklusiv mit der 26-Jährigen über ihre deutschlandweite Dominanz im Hochsprung, ihre Ambitionen für die Weltmeisterschaften und ihre bisherige WM-Bilanz gesprochen.

Frau Jungfleisch, wie geht es Ihnen auf der Zielgeraden der WM-Vorbereitung? Sind Sie bereit für London?

Ich habe schon seit längerem etwas Probleme mit den Achillessehnen. Im Training schränken mich die Beschwerden schon etwas bei den Technik-Einheiten ein, aber im Wettkampf bisher zum Glück noch nicht. Da ist immer so viel Adrenalin dabei, dass ich die Schmerzen gar nicht merke und das gut ausblenden kann. 

Wie groß war das WM-Fieber bei Ihnen schon in den letzten Tagen der Vorbereitung? Den letzten Feinschliff haben Sie sich nochmal in der Heimat in Stuttgart geholt.

Mit dem Trainingslager in Kienbaum vor zwei Wochen habe ich gemerkt, dass es jetzt wirklich ernst wird und die WM vor der Tür steht. Da steigt dann automatisch auch die Vorfreude und Nervosität.

Davor stand mit der Deutschen Meisterschaft das erste Saisonhighlight an, bei dem Sie sich zum fünften Mal in Serie den Titel gesichert haben. Was ist das für ein Gefühl, nun schon so lange die Nummer eins im deutschen Damenhochsprung zu sein?

In diesem Jahr war es schon besonders schwierig für mich. Ich war ziemlich nervös, weil ich in der Halle nicht gerade in Topform war. Jossie Graumann hat mich mit 1,90 Meter unter Druck gesetzt. Da musste ich mich schon sehr zusammenreißen. Aber zum Glück hatte es noch geklappt mit dem Sprung über 1,94 Meter. Es war spannend und etwas Besonderes für mich, auch in diesem Jahr wieder gewonnen zu haben.

Ihre Saisonbestleistung steht derzeit noch bei 1,97 Metern. War der Wettbewerb in Lille im Juni somit auch Ihr bisheriges Saisonhighlight in diesem Jahr?

Die Deutsche Meisterschaft war für mich schon wichtiger, obwohl die Team-EM in Lille auch etwas Spezielles ist. Zum Glück habe ich jeweils zum richtigen Zeitpunkt meine Leistungen gebracht. 

Welches Zwischenfazit ziehen Sie demnach unter die bisherige Freiluft-Saison in diesem Jahr?

Ich denke, ich habe noch nicht alles herausgeholt, was ich herausholen kann. Ich bin mir sicher, dass ich noch viel mehr drauf habe als die 1,97 Meter und das auch bei der WM in London zeigen kann. 

Woran liegt es denn, dass Sie in diesem Jahr noch nicht Ihr allerbestes Leistungs-Niveau erreicht haben?

Ich konnte im Training zwar alles machen, aber die Technik-Einheiten waren aufgrund der Achillessehnen-Beschwerden schon relativ schwerfällig, weil ich eben Schmerzen hatte. Da war ich zum Teil etwas eingeschränkt. Aber ich denke, dass ich nach der Hallen-Saison immer besser reingekommen bin. Ich bin optimistisch, dass es in London eine Topleistung werden kann. 

In der Weltjahresbestenliste sind Sie mit dem 1,97-Meter-Sprung auf Platz fünf geführt. Wäre das eine Platzierung, mit der Sie auch bei der WM am Ende zufrieden wären?

Zunächst einmal will ich wieder das Finale erreichen. Platz vier würde mir im Herzen weh tun, weil es so kurz vor einer Medaille wäre. Wenn ich wie in Peking vor zwei Jahren wieder sehr gute 1,99 Meter springe und es am Ende der sechste Platz wird, dann ist es halt so. Mit 1,93 Meter im Finale wäre ich auf jeden Fall nicht glücklich. 

Wie hoch sind mittlerweile Ihre Ansprüche, dass Sie von einer zufriedenstellenden Höhe sprechen?

Ab 1,95 Meter ist auf jeden Fall alles in Ordnung.

Der Wettkampf in London wird nach Moskau 2013 und Peking 2015 Ihre dritte WM sein. Zu einer Medaille hat es bisher noch nicht gereicht. Woran liegt es, dass es für Sie bei den ganz großen Meisterschaften noch nicht unter die ersten Drei gereicht hat?

Ich muss sagen, dass Niveau bei der letzten WM war wirklich sehr hoch. Meine Höhe war da super, aber sie hat halt nur zu Platz sechs gereicht. Ich bin schon an der Spitze dran, muss mich aber auch mental vorbereiten. Ich musste langsam meine Erfahrungen sammeln und selbstbewusster werden. Zusammen mit dem Training hoffe ich darauf, dass es nach und nach immer besser wird.

Die Weltjahresbestleistung steht bisher bei sehr starken 2,06 Metern. Aufgestellt von Mariya Lasitskene (ehemals Kuchina), die in London unter neutraler Flagge an den Start gehen wird. Ist die Titelverteidigerin auch wieder die große Favoritin in diesem Jahr?

Ich glaube, sie wird es wahrscheinlich wieder packen. Sie hat in diesem Jahr schon fünf Höhen über 2,00 Meter gezeigt und dabei eine enorme Konstanz in den Wettkämpfen gehabt. Ich denke schon, dass sie mit diesen Vorleistungen auf Platz eins springen wird. Dahinter wird es aber wohl sehr spannend werden.

Ihr berühmter 2,00-Meter-Sprung von Eberstadt ist jetzt ungefähr ein Jahr her. Hat sich bei Ihnen seit dem irgendetwas grundlegend verändert, was Ihre Motivation oder die Art des Trainings bei Ihnen angeht, nachdem Sie dieses große Karriereziel erreicht hatten?

Natürlich ist die Motivation bei mir noch voll da. Klar bin ich die zwei Meter gesprungen, aber ich will auf jeden Fall noch höher springen. Auch das Training hat sich nicht großartig verändert. Der Umfang ist eigentlich genau gleich geblieben, da er sich ja bewährt hat in den letzten Jahren. Die letzten Tage der Vorbereitung sind in diesem Jahr nur etwas anders gewesen.

Was heißt das genau?

Im letzten Jahr zu den Olympischen Spielen waren wir schon sehr früh in Rio, haben dort wohl schon zu viel Zeit verbracht. Zur WM in diesem Jahr sind wir erst deutlich später geflogen, nämlich drei Tage vorher. Unnötig viele Tage vorher schon vor Ort zu sein, bringt es einfach überhaupt nicht. In der Heimat haben wir unseren Kraftraum und alle Geräte, mit denen wir täglich arbeiten. In diesem Jahr sind wir so spät wie möglich nach London gekommen, um wirklich alles ausschöpfen zu können.

Die deutsche Öffentlichkeit ist nun schon etwas länger auf Sie aufmerksam geworden, trägt wieder eine gewisse Erwartungshaltung an Sie heran. Wie gehen Sie mit dem Druck um, der vom breiten Publikum und vielleicht auch vom DLV aufgebaut wird?

Ehrlich gesagt verspüre ich gar keinen Druck vom DLV. Da gibt es andere wie zum Beispiel unsere Speerwerfer, von denen noch viel mehr erwartet wird. Ich mache mir selbst schon genug Druck, das reicht mir (lacht)! Von anderen merke ich eigentlich nicht wirklich etwas, und das ist auch gut so!

Das Interview führte Mats-Yannick Roth

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