Zurückhaltung ist nicht so ganz das Ding von Raphael Holzdeppe. "Ich will meinen Titel zurückhaben", sagte der frühere Stabhochsprung-Weltmeister vor der Leichtathletik-WM in London. Und auch eine recht mühsam bewerkstelligte Qualifikation für das Finale am Dienstag (20:35 Uhr MESZ) hat den 27-Jährigen nicht aus der Spur gebracht.
"Der erste Schritt ist gemacht", sagte Holzdeppe, nachdem er erst im dritten Versuch 5,70 m übersprungen hatte - glanzvoll ist anders. "Qualifikationen haben ihre eigenen Gesetzte", meinte der Zweibrücker: "Jetzt kann ich mich in aller Ruhe auf das Finale konzentrieren."
Holzdeppe, Weltmeister 2013 und WM-Zweiter 2015, hat keine leichte Zeit hinter sich. Die olympische Saison war auch als Folge hartnäckiger Verletzungen ein mittleres sportliches Desaster, bei den Sommerspielen in Rio verabschiedete sich Holzdeppe schon in der Qualifikation. Auch 2017 lief nur unwesentlich besser, dem Selbstvertrauen der deutschen Nummer eins hat das aber nicht geschadet.
"Bin zuversichtlich"
"Auch wenn der Saisonverlauf vielleicht nicht für mich spricht, bin ich sehr zuversichtlich", sagte Holzdeppe: "Ich bin in der Form, vorne mitzuspringen, wenn es darum geht, jeden zu schlagen."
Und schlagen muss er einige: Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich), Titelverteidiger Shawn Barber (Kanada), der Weltjahresbeste Sam Kendricks (USA), Schwedens Wunderkind Armand Duplantis - sie alle sind im Finale dabei.
Neben Holzdeppe hatte sich kein deutscher Springer für London qualifiziert, die einstige DLV-Domäne steckt in schwierigen Zeiten. Als Holzdeppe 2013 in Moskau WM-Gold holte, waren in Björn Otto (3.) und Malte Mohr (5.) zwei weitere Athleten unter den Top 5, nun ist der Ex-Weltmeister ein Alleinunterhalter. Gesteigertes Selbstbewusstsein ist da vielleicht nicht ganz verkehrt.
