Die Zusammenarbeit zwischen Alexander Zverev und Juan Carlos Ferrero scheint bestens zu funktionieren. Beim ersten Turnier mit seinem neuen spanischen Coach in Washington erreichte Zverev das Finale.
Die blonde Mähne von Alexander Zverev wirkte im Siegestaumel noch ein wenig zerzauster als sonst. Der junge Tennis-Aufsteiger strahlte nach der besonderen Premiere in Washington wilde Entschlossenheit aus und brüllte die ganze Freude über seine Gala in Richtung seiner Box.
Und dort gab es für den sonst eher reservierten Juan Carlos Ferrero kein Halten mehr. Freudig sprang der neue Zverev-Coach auf und klatschte jede im Umkreis von zehn Metern befindliche Menschenseele euphorisch ab.
Der 6:3, 6:4-Halbfinalsieg seines Schützlings gegen den an Position zwei gesetzten Kei Nishikori aus Japan beim Millionen-Turnier in Washington D.C. versetzte Ferrero sichtlich in Verzückung. Kein Wunder. "Ich habe ein großartiges Match gezeigt", schwärmte Zverev (Nr. 5) - und seine Analyse ließ keine Wünsche offen: "Ich habe stark von der Grundlinie gespielt. Meine Returns waren echt gut, und ich konnte meine Aufschlagspiele relativ leicht durchbringen."
Vierter Erfolg in dieser Saison?
Der 20-Jährige war einfach "glücklich, wie ich gespielt habe." Es war ein Zeichen der Stärke kurz vor Beginn der US Open (ab 28. August), bei denen er nicht nur wegen des verletzungsbedingten Fehlens von Novak Djokovic und Stan Wawrinka als Mitfavorit gilt.
"Sascha" Zverev, dem etliche Experten den Gewinn von Grand-Slam-Titeln und die Besteigung des Tennis-Throns zutrauen, fügte seiner Sammlung in Washington ein weiteres Mosaiksteinchen hinzu. Zum ersten Mal erreichte der Hamburger, mittlerweile schon die Nummer acht der Welt, das Finale eines Hartplatzturniers unter freiem Himmel.
Dort trifft Zverev am Sonntagabend (21:00 Uhr MESZ im sport.de-Liveticker) auf den Südafrikaner Kevin Anderson (Nr. 15), der den Amerikaner Jack Sock (Nr. 8) mit 6:3, 6:4 bezwang. Der Hamburger hat in dieser Saison bereits die Turniere in Rom, Montpellier und München gewonnen.
Ferrero: Zverev sieht dünn aus
Die Vorbereitung auf sein viertes Endspiel 2017 sah nach dem Halbfinal-Coup gegen den überforderten Nishikori folgendermaßen aus: "Ich werde schön Abendessen, mich dann von meinem Physio behandeln lassen - und vielleicht mit meinem Kollegen Marcelo Melo noch etwas auf der PlayStation das FIFA-Spiel spielen", kündigte Zverev an.
Ferrero wird es ihm angesichts der dominanten Vorstellung im Duell mit dem früheren US-Open-Finalisten Nishikori nicht verboten haben. Zverev gewann 94 Prozent der Punkte, wenn sein erster Aufschlag kam, und ließ im Rock Creek Park Tennis Center keine einzige Breakchance seines Gegners zu.
Der 37-jährige Ferrero jedenfalls, der bei den French Open 2003 triumphiert hatte, war die Freude am neuen Job anzusehen. "Sascha ist ein besonderer, ein etwas anderer Spieler. Er hat das Etwas eines Champions", erklärte der Spanier, der allerdings von der Konstitution des "kleinen" Zverev doch ein wenig überrascht war: "Im Fernsehen sieht er immer sehr dünn aus."
"Ein perfekter Typ"
Aber dann sah er ihn auf dem Trainingscourt beziehungsweise im Kraftraum, "und da habe ich festgestellt: Er ist so stark", meinte Ferrero, der allerdings die Emotionen von Zverev besser in den Griff bekommen will: "Er muss lernen, das zu kontrollieren. Aber alles ist ein Prozess und geht Stück für Stück."
Das erste Fazit der Zusammenarbeit fiel auch bei Zverev positiv aus. "Juan Carlos ist ein perfekter Typ, so klug - und er versteht das Spiel so gut. Er kann mir wirklich helfen", sagte das Tennis-Juwel über seinen neuen Impulsgeber.





