Am Wochenende kommt die Formel 1 nach Ungarn, vor 25 Jahren feierte Nigel Mansell dort seinen einzigen WM-Titel. Immerhin gilt er als der schnellste und geduldigste Weltmeister der Geschichte.
Der Mann, den sie den "Löwen" nannten, hatte es wirklich nicht leicht. Jahrelang kämpfte Nigel Mansell um das eine große Highlight seiner Karriere in der Formel 1, es schien schon vergeblich. "Dreimal war ich nur die Brautjungfer", sagte der berühmteste Schnauzbartträger der Königsklasse einst. Denn dreimal reichte es nur zur Vize-Weltmeisterschaft.
Doch der Sommer 1992 brachte endlich die Erlösung. Als klarer Spitzenreiter reiste Mansell nach Ungarn, er hatte die bisherige Saison im Williams-Renault geprägt. Die fünf ersten Rennen des Jahres gewann der knorrige Brite, bis heute ein Startrekord. Insgesamt acht Siege aus zehn Rennen brachte Mansell mit auf den Hungaroring.
Ausgerechnet dort musste er sich dann zwar Ayrton Senna geschlagen geben, doch der zweite Platz reichte für den Triumph - Mansell war damit zugleich der schnellste und der geduldigste Weltmeister der Geschichte. Nach nur 11 von 16 Rennen hatte er den Triumph perfekt gemacht, diesen Rekord sollte erst Michael Schumacher zehn Jahre später brechen.
Mansell und seine Zweifel
Mansell hatte aber auch so lange auf seinen Triumph warten müssen wie kein Fahrer vor ihm: 180 Rennen nahm er Anlauf für den Sprung an die Spitze, bis zur vergangenen Saison war das der Rekord. Dann kam Nico Rosberg und setzte sich nach 206 WM-Läufen die Krone auf.
Für Mansell war dieser Tag vor den Toren Budapests damit eine "riesige Erleichterung". Er würde nicht auf eine große, aber unvollendete Karriere zurückschauen müssen. "Wenn man immer wieder so nah dran war wie ich und es trotzdem nie packt, dann fängt man an nachzudenken", sagte er damals: "Wirst du es jemals hinkriegen?" Mansell wollte nicht als Weltmeister der Herzen in die Geschichte eingehen, wie der große Stirling Moss etwa.
Als es dann endlich soweit war, gönnten Millionen Fans weltweit dem Briten diesen Titel. Jahrelang hatte Mansell sich Duelle mit den Größten geliefert, mit Niki Lauda, Ayrton Senna und Alain Prost. Dabei war er kompromisslos und unberechenbar, sein unerbittlicher Fahrstil brachte ihm eine Menge Respekt ein. 1986, 1987 und 1991 war der Titel jeweils schon zum Greifen nah - Mansell hatte es sich nun schlicht verdient, ganz oben zu stehen.
Ein "Löwe" ohne Schnäuzer
Anschließend nahm seine Karriere eine turbulente Wendung. Schon rund um seinen Triumph im Sommer hatte sich ein Zerwürfnis mit Williams angebahnt, am Ende des Jahres verließ Mansell daraufhin die Formel 1 - und holte im Folgejahr mal eben den Titel der IndyCar-Serie in den USA. 1994 kehrte Mansell noch einmal zurück in die Königsklasse, 1995 endete die Karriere in der Formel 1 dann.
Heute ist Nigel Mansell 63 Jahre alt, er lebt mit seiner Familie auf der Insel Jersey mitten im Ärmelkanal. Dort führt der einst schnellste Mann der Königsklasse einen Gebrauchtwagen-Handel. Und im zweiten Stock erinnert ein eigenes Museum an die große Karriere.
Sein Markenzeichen trägt er übrigens nicht mehr: Ohne Schnäuzer bietet Mansell ausgewählten Gästen Führungen durch das Museum an. Der klare Blick unter den buschigen Brauen erinnert dabei noch immer an den vom Ehrgeiz getriebenen Rennfahrer. "Menschen kommen und gehen auf diesem Planeten", sagt Mansell, "aber nur sehr wenige hinterlassen ein Erbe." Vor 25 Jahren ist dem "Löwen" genau das gelungen.

