Die WM-Debütanten Marcus Herwig und Ruwen Straub haben zum Auftakt der Freiwasser-Wettbewerbe im Plattensee wie erwartet die Medaillenränge deutlich verpasst.
Zwölf Medaillen sammelten Thomas Lurz und Co. bei den letzten zwölf Weltmeisterschaften über fünf Kilometer, zum Auftakt der WM in Ungarn gingen die erfolgsverwöhnten deutschen Freiwasserschwimmer auf ihrer einstigen Paradestrecke erstmals seit 2001 leer aus. Die WM-Debütanten Marcus Herwig und Ruwen Straub schwammen im Plattensee als 26. und 28. chancenlos hinterher, die aussichtsreichsten Langstreckler waren gar nicht erst an den Start gegangen.
Rob Muffels, Vizeweltmeister von 2015, soll sich auf die olympischen zehn Kilometer konzentrieren. Denn der 22-Jährige will 2020 in Tokio in die Weltspitze vorstoßen. Und das größte Talent, sein Magdeburger Teamkollege Florian Wellbrock, darf im Balaton nicht schwimmen, weil er sich auch für die 1500 m Freistil im Becken qualifiziert hat. Der 19-Jährige hatte vor zwei Wochen bei der DM über fünf Kilometer die nationale Konkurrenz um Muffels deklassiert.
"Es war ein normaler Auftakt", bilanzierte Bundestrainer Stefan Lurz nach dem ersten WM-Rennen vor Balatonfüred und hatte dabei weniger den Vergleich mit den Erfolgen der Vergangenheit im Kopf. Allein sein Bruder Thomas, der als Rekordweltmeister vor zwei Jahren zurückgetreten war, hatte siebenmal Gold und zweimal Bronze auf der kürzesten Freiwasser-Distanz gewonnen.
"Das macht Lust auf mehr"
Er meinte damit, dass Herwig und Straub im Rahmen ihrer Möglichkeiten geblieben waren. "Sie haben ungefähr das abgerufen, was wir vermutet haben", sagte Stefan Lurz, der vorher mit einem Platz in den Top 20 spekuliert hatte. Der Würzburger Straub, EM-Neunter über 800 m Freistil, war die ersten knapp 1,5 km couragiert vorneweg geschwommen, ehe er von den Konkurrenten eingeholt wurde. "Die ersten 1000 m habe ich mich ganz gut gefühlt, dann sind die Jungs von hinten gekommen, und ich war ziemlich platt", sagte der 23-Jährige, der aber Gefallen am neuen Metier gefunden hat: "Das macht Lust auf mehr."
Am Ende fehlten auf den französischen Olympiadritten Marc-Antoine Olivier, der vor dem Italiener Mario Sanzullo und dem Briten Timothy Shuttleworth Gold gewann, 43 Sekunden. Der 21-jährige Herwig, deutscher Meister über zehn Kilometer, war nur sieben Zehntelsekunden schneller. Am Sonntag (10:00 Uhr) springt dessen Magdeburger Klubkollegin Finnia Wunram (21), vor zwei Jahren WM-Dritte über fünf Kilometer, mit Außenseiterchancen über die doppelte Strecke in den Plattensee. Zweite deutsche Starterin ist die bereits 41 Jahre alte Ex-Weltmeisterin Angela Maurer (Mainz).
Für Verstimmung hatte im Vorfeld das Startverbot für Wellbrock gesorgt. Chef-Bundestrainer Henning Lambertz wollte keine Störung in der Vorbereitung auf die Rennen in der nächsten Woche in der Duna Arena in Budapest. Lurz hätte den 19-Jährigen gerne im Balaton dabei gehabt: "Er hat das größte Potenzial für Medaillen. Ihm stehen alle Türen und Tore offen."

