Die große Show blieb diesmal aus - und damit auch die nächste Sensation: Zwei Jahre nach seiner Sternstunde gegen Rafael Nadal unterlag Dustin Brown bei seiner Rückkehr auf den Centre Court von Wimbledon Titelverteidiger Andy Murray chancenlos 3:6, 2:6, 2:6.
Humorlos erstickte der Brite Browns Bemühungen bereits im Ansatz und zog verdient in die dritte Runde ein. "Egal, was ich versucht habe, er hatte die passende Antwort", sagte Brown: "Ich habe keine Lösung gefunden, ihn zu ärgern. Rafa hatte damals mehr Probleme, wenn ich ans Netz gekommen bin. Andy war das egal. Danke für diese Lektion."
Die deutschen Reihen im All England Club lichten sich somit weiter: Neben Brown schieden am Mittwoch auch Florian Mayer und Peter Gojowczyk aus. Mayer schlug gegen den an Position sieben gesetzten Kroaten Marin Cilic zweimal zum Satzgewinn auf, verlor jedoch 6:7 (2:7), 4:6, 5:7. Gojowczyk unterlag bei ungewöhnlich warmem Wimbledon-Wetter Roberto Bautista Agut (Spanien/Nr. 18) 2:6, 1:6, 6:3, 3:6.
Immerhin zog Carina Witthöft nach dem 7:6 (7:5), 3:6, 6:3 gegen die Weißrussin Aryna Sabalenka in die dritte Runde gegen Elena Svitolina (Ukraine/Nr. 4) ein. Dort wollen auch die Zverev-Brüder Alexander und Mischa hin, die letzten Deutschen im Herreneinzel spielen am Donnerstag. Beide können noch ohne großes Aufsehen ihrer Arbeit nachgehen. Das war bei Brown anders.
Die britischen Medien hatten mit Vergnügen die Geschichten über den Deutsch-Jamaikaner aus dem niedersächsischen Winsen/Aller hervorgekramt. Wie vor zwei Jahren nach Browns Coup gegen Superstar Nadal erzählten sie von seiner Tingelei im Wohnwagen zu Beginn seiner Karriere. Sie zeigten das Tattoo, das seinen Vater abbildet, und ließen eine preisgekrönte Hairstylistin Pflegetipps zu Rastazöpfen geben.
Lob von McEnroe und Henman
Die "BBC"-Experten John McEnroe und Tim Henman, einst selbst für Unterhaltung auf den Plätzen an der Church Road zuständig, redeten Brown stark. "Er ist sehr gefährlich auf diesem Belag, weil er ein herausragendes Ballgefühl besitzt", sagte der dreimalige Wimbledonsieger McEnroe (USA), der Brite Henman vermutete: "Dustin wird von der Atmosphäre auf dem Centre Court nicht eingeschüchtert sein."
Tatsächlich ließ sich Brown die Nervosität zumindest nicht anmerken, ihm fehlten schlicht und einfach die Mittel, Murray zu gefährden. Im ersten Satz schenkte ihm Brown das Break mit einem Doppelfehler, ab dem zweiten Durchgang dominierte Murray so sehr, dass Brown nur noch Beifall klatschen konnte. Murray unterliefen nur fünf unerzwungene Fehler, vier davon in der Endphase, als das Match längst entschieden war.
Murray wird immer besser
Von der Hüftverletzung, die den Schotten einen Teil seiner Wimbledon-Vorbereitung gekostet hatte, war nichts mehr zu sehen, sehr zur Freude der 15.000 Zuschauer, doch zum Verdruss des 32-jährigen Deutschen. "Wenn er verletzt gewesen ist, dann möchte ich nicht gegen ihn spielen, wenn er fit ist", sagte Brown, der durch seine schwache Aufschlagquote ständig unter Druck gestanden hatte.
Gegen Nadal hatte er sich vor zwei Jahren in einen Rausch gespielt, und wie er selbst sagt, eines der besten Matches seines Lebens abgeliefert. Zwischen beiden Spielen liegen jedoch zwei schwierige Jahre mit zwei Bänderrissen und einem Bandscheibenvorfall. Brown kämpft um seinen Verbleib in den Top 100 der Tenniswelt - gegen Murray war er chancenlos.







