Angelique Kerber blies die Backen auf und pustete erleichtert durch: Trotz sichtlicher Nervosität und einer mäßigen Vorstellung gewann die Weltranglistenerste ihr Auftaktmatch in Wimbledon. Bei ihrer Rückkehr auf den Centre Court, wo sie vor einem Jahr der großen Serena Williams im Finale einen Kampf auf Augenhöhe geliefert hatte, zitterte sie sich gegen Qualifikantin Irina Falconi in 1:27 Stunden zum 6:4, 6:4.
"Als ich auf den Platz gekommen bin, sind alle Erinnerungen an das letzte Jahr zurückgekommen, aber ich habe versucht, mich auf das Match heute zu konzentrieren", sagte Kerber: "Ich bin glücklich, durch die erste Runde gekommen zu sein. Es ist immer gut, wenn man zu Beginn ein hartes Match gewinnt."
Das Ergebnis fiel vor allem so knapp aus, da Falconi bei den Bigpoints kaum Nerven zeigte. Während die US-Amerikanerin zwei von drei Breakpunkten nutzte, verwertete Kerber lediglich vier von elf Möglichkeiten. Kerber hinterließ allerdings den besseren Eindruck beim Return, servierte deutlich erfolgreicher mit dem Zweiten und verbuchte 69 Punkte - 13 mehr als ihr Gegenüber.
Nach den Zipperlein, Zweifeln und Tränen der Sandplatzsaison war der Sieg immerhin ein kleiner Schritt aus der sportlichen Krise. Kerber folgte Carina Witthöft und Tatjana Maria in die zweite Runde. Da auch Mischa Zverev (Hamburg) als vierter Deutscher im Herreneinzel sein Auftaktmatch gewann, rücken die grauen Tage der French Open auch im Kollektiv mehr und mehr in Vergessenheit.
Kerber auf der Suche nach Sicherheit
Allerdings war Kerber gegen Falconi noch weit entfernt von der Leichtigkeit, die sie 2016 zu zwei Grand-Slam-Titeln, ins olympische Finale von Rio und beinahe auch zum Titel im Tennis-Mekka Wimbledon geführt hatte. Nach Fehlern haderte sie immer wieder mit sich selbst, auch die schnelle 3:0-Führung im ersten Satz verlieh ihr keine Sicherheit.
Alleine ihre Qualität in den Grundschlägen und eine deutlich bessere Beinarbeit als Falconi bescherten ihr schließlich den Erfolg. Bereits am Donnerstag muss sich Kerber steigern, will sie nach dem Erstrunden-Aus in Paris nicht auch auf ihrem geliebten Rasen frühzeitig scheitern. In der zweiten Runde trifft die 29 Jahre alte Kielerin auf die frühere Halbfinalistin Kirsten Flipkens aus Belgien.
Zverev dachte, "es wird komplizierter"
Weit weniger nervös als Kerber war Mischa Zverev in sein Auftaktmatch gegangen, obwohl der Hamburger auf dem Papier vor einer deutlich schwierigeren Aufgabe stand. Gegen Bernard Tomic hatte Zverev erst am vergangenen Donnerstag in Eastbourne deutlich verloren, diesmal ließ er dem Australier beim 6:4, 6:3, 6:4 kaum eine Chance.
"Ich dachte, es wird komplizierter", sagte er, "aber es hat sich schwieriger angefühlt, als es das Ergebnis ausdrückt." Der ältere der beiden Zverev-Brüder gewann sein erstes Match seit acht Jahren im All England Club und trifft nun auf den Kasachen Michail Kukushkin. In der dritten Runde könnte auf die Nummer 27 der Setzliste ein Duell mit Rekordsieger Roger Federer (Schweiz) warten.
Tatjana Maria (29) profitierte in ihrem Auftaktmatch von der Verletzung ihrer Gegnerin, der 16 Jahre alten Russin Anastasia Potapova, die im vergangenen Jahr die Konkurrenz der Juniorinnen gewonnen hatte. Allerdings hatte die erfahrene Maria zu diesem Zeitpunkt bereits den ersten Satz mit 6:3 für sich entschieden, im zweiten Durchgang stand es 2:2. Maria trifft nun auf Coco Vandeweghe (USA/Nr. 24), die Mona Barthel (Neumünster) 7:5, 6:2 bezwang.






