23 Tage, 23 Geschichten: Der "SID" schaut in die Archive der Tour de France und erinnert an prägende Momente aus 114 Jahren Frankreich-Rundfahrt.
4. Juli 2015: Die Bedingungen an diesem Samstag im niederländischen Utrecht waren ideal. Perfekt, um Geschichte zu schreiben. Sonnenschein, ein wenig Rückenwind, ein völlig platter Kurs mit zwei kleineren und einer schier endlosen Geraden. Vor allem aber waren die Beine von Rohan Dennis vor diesem Auftakt-Zeitfahren der 102. Tour de France perfekt.
"Wir haben uns den Kurs einen Monat vorher gut angeschaut und uns auf diesen Tag vorbereitet. Dass es nun aber so läuft, das ist schon ein kleiner Schock", sagte der Australier aus dem BMC-Team. Was Dennis nämlich an diesem Tag in den Asphalt meißelte, war nicht weniger als das schnellste Einzelrennen der langen Tour-Geschichte.
Schnitt von über 55 Kilometern pro Stunde
Dennis, gezielt mit einer frühen Startnummer auf den Kurs gegangen, raste die 13,8 Kilometer mit einem sensationellen Schnitt von 55,446 km/h entlang - die bisherige Bestmarke (55,152) hatte der Bite Chris Boardman 21 Jahre zuvor in Lille in einem nur halb so langen Prolog aufgestellt. Im Ziel musste Dennis fast drei Stunden "einfach nur rumsitzen und warten", bis sein Sieg feststand - Favorit Tony Martin blieb als Zweiter fünf Sekunden zurück.
Zum absoluten Geschwindigkeits-Rekord der Tour reichte es für Dennis aber nicht, den hält seit 2013 das Orica-Team mit einem Schnitt von 57,7 km im Mannschafts-Zeitfahren. Die (mittlerweile getilgte) Bestmarke für eine gesamte Tour hatte 2005 Lance Armstrong aufgestellt. Der Jahrhundert-Doper absolviert 3592,5 Kilometer inklusive aller Berge in einem Schnitt von 41,654 km/h. Eine Leistung zu schön, um wahr zu sein - und wahr war sie ja auch nicht.
