Am Montag öffnet der All England Lawn Tennis and Croquet Club seine Pforten zum großen Highlight des Tennisjahres. Wimbledon steht vor der Tür und es werden wieder jede Menge neue Geschichten im Mekka des Tennissports geschrieben werden. sport.de blickt zurück auf die sensationellsten Erfolgsstories deutscher Akteure auf dem heiligen Rasen von London.
1985: Boris Becker wird jüngster Wimbledon-Champion
"Ich konzentriere mich auf den Ballwurf und haue einfach drauf", beschreibt Boris Becker im Nachhinein, was ihm beim Matchball durch den Kopf ging. Der erste Aufschlag kommt gut platziert nach außen, Kevin Curren streckt sich vergebens und dann ist es amtlich: Der 17-jährige Rotschopf aus Leimen wird am 07. Juli 1985 zum jüngsten Wimbledon-Champion der Geschichte.
Um ein Haar wäre es aber gar nicht zu diesem Moment gekommen. In der dritten Runde hatte Becker gegen den Schweden Joakim Nyström schon drei Matchbälle gegen sich, drehte die Partie aber noch mit 9:7 im fünften Satz. Anschließend war Becker gegen den Amerikaner Tim Mayotte kurz vor der Aufgabe, biss sich aber erneut in fünf Sätzen durch und marschierte dann unaufhaltsam ins Finale.
Beckers erster Triumph auf dem heiligen Rasen war der Beginn einer wahren Liebesbeziehung. In seinem "Wohnzimmer" feierte er zwei weitere Titel und stand noch viermal im Finale. Gemeinsam mit Steffi Graf, die gleich siebenmal in Wimbledon triumphierte, löste Becker in den 80ern und 90ern einen wahren Tennisboom in Deutschland aus.
2000: "Poppeye" stürmt ins Viertelfinale
Beckers Wimbledon-Triumph 1985 war auch für Alexander Popp ein Schlüsselerlebnis. Im Alter von acht Jahren erlebte er das Spektakel am Fernseher mit und trat im Jahre 2000 in die Fußstapfen seines Idols. Der damals 23-jährige "Poppeye" stürmte bei seinem ersten Wimbledon-Turnier auf Anhieb ins Viertelfinale und wurde erst vom späteren Finalisten Patrick Rafter gestoppt.
Der mit 2,01 Metern Körpergröße damals längste Spieler der ATP-Tour räumte im Turnierverlauf sensationell Michael Chang, Gustavo Kuerten und Marc Rosset aus dem Weg und war plötzlich der letzte DTB-Profi in London. "Wer mir vor Wimbledon gesagt hätte, dass ich als letzter Deutscher im Turnier stehe, den hätte ich für verrückt erklärt", sagte Popp damals.
Anschließend warfen zahlreiche Verletzungen den "Langen" immer wieder zurück. Umso bemerkenswerter war sein Comeback. 2003 trat Popp erneut in Wimbledon an und erreichte wieder das Viertelfinale. In einem legendären Krimi unterlag der Deutsche mit 6:8 im fünften Satz gegen den Australier Mark Philippoussis.
2009: Sabine Lisicki schockt die Elite
2009 ging in Wimbledon der Stern von Sabine Lisicki auf. Die damals 19-jährige Berlinerin war ins Turnier gestartet, ohne zuvor ein einziges Spiel auf Rasen gewonnen zu haben. Doch das sollte sich schnell ändern. Mit unwiderstehlichem Powertennis spielte Lisicki sich bis ins Viertelfinale, wo sie knapp in drei Sätzen der damaligen Nummer eins Dinara Safina unterlag.
Schon nach ihrem klaren Drittrundensieg über die amtierende French-Open-Siegerin Svetlana Kuznetsova war "Bum Bum Bine" in aller Munde. "Ein großer Sieg für mich, wenn man überlegt, dass ich vor diesem Turnier noch kein Spiel auf Gras gewonnen habe", sagte Lisicki. Im Achtelfinale servierte die Deutsche dann auch noch die Dänin Caroline Wozniacki ab und war endgültig im Zirkus der Großen angekommen.
Vier Jahre später ging es sogar noch weiter. Lisicki fegte mit ihrem starken Aufschlag durch das gesamte Turnier und schaltete dabei sensationell die Weltranglistenerste Serena Williams aus. Nach einem erfolgreichen Halbfinalkrimi gegen die Polin Agnieszka Radwanska musste sie sich erst im Finale Marion Bartoli aus Frankreich geschlagen geben.
2015: Rasta-Brown serviert Nadal ab
Die letzte große Sensation auf dem heiligen Rasen von Wimbledon schaffte vor zwei Jahren Dustin Brown. Der Deutsch-Jamaikaner, der jahrelang auf eigene Faust mit dem Wohnmobil von Turnier zu Turnier reiste, zwang bei seinem ersten Auftritt auf dem Centre Court den großen Favoriten Rafael Nadal in die Knie.
Mit seinem konsequenten Serve & Volley-Spiel, seiner unorthodoxen Spielweise und einigen artistischen Einlagen hatte der Mann mit den meterlangen Rastazöpfen seinen spanischen Gegner völlig entnervt und das Publikum begeistert. Brown scheiterte zwar anschließend in der dritten Runde, doch den nach eigener Aussage "wahrscheinlich besten Tag seines Lebens" kann ihm niemand mehr nehmen.
14 deutsche Athleten am Start
Angeführt von Angelique Kerber und Alexander Zverev gehen dieses Jahr insgesamt 14 deutsche Spieler und Spielerinnen in Wimbledon im Einzel an den Start. Vielleicht gibt es ja auch in der 131. Auflage der All England Championships mal wieder eine deutsche Erfolgsstory.
Lennart Wegner







