Dimitrij Ovtcharov blieb für einen Augenblick wie angewurzelt stehen und ließ niedergeschlagen seinen Kopf auf die Brust sinken. Wieder einmal, im sechsten Anlauf genauer gesagt, blieb dem deutschen Tischtennis-Star bei einer WM der erstmalige Sprung ins Viertelfinale verwehrt. Auch der Heimvorteil in Düsseldorf half nicht - nach dem 3:4 im Achtelfinale gegen den Japaner Koki Niwa muss sich Ovtcharov bei WM-Turnieren beinahe schon von einem Fluch verfolgt fühlen.
"Ich bin sehr enttäuscht, aber ich habe mir nichts vorzuwerfen", sagte der zweimalige Europameister, der zunächst schmallippig seine Niedergeschlagenheit etwas herunterzuspielen versuchte.
Gleichwohl bedeutete der abermalige K.o. in der Runde der besten 16 den dritten Dämpfer bei einem Jahreshöhepunkt nach dem Zweitrunden-Aus bei der WM 2015 in Suzhou und der Viertelfinal-Niederlage bei Olympia 2016 in Rio nacheinander. Letztlich brach es denn auch aus dem 28-Jährigen heraus: "Mein großes Ziel war das Viertelfinale und dann 120 Prozent gegen einen Chinesen zu bringen, um mit den Zuschauern im Rücken vielleicht ein Wunder möglich zu machen. Darüber bin ich extrem enttäuscht."
Ovtcharov: "Enttäuschung natürlich sehr groß"
Danach drohte seine Stimme beim Gedanken an das 9:11 im entscheidenden Durchgang für einen Augenblick zu brechen: "Wenn man monatelang jeden Tag acht bis zehn Stunden hart arbeitet und dann im Achtelfinale so knapp verliert, ist die Enttäuschung natürlich sehr groß."
Gegen seinen von Japans bisherigen Erfolgen in Düsseldorf beflügelten Konkurrenten gelang dem Weltranglistenfünften zunächst ein erfolgreicher Start. Ovtcharov holte sich nach Abwehr von drei Satzbällen den ersten Durchgang noch mit 12:10 und steuerte in Satz zwei bei 6:2 und 8:6 auf das womöglich vorentscheidende 2:0 zu. Doch der Aufschlagvirtuose ließ diese Gelegenheit genauso ungenutzt wie später auch zwei Satzbälle zum 3:1.
Trotzdem Lob vom Bundestrainer
"Leider habe ich meine Chancen zum 2:0 und 3:1 nicht genutzt, und Koki Niwa hatte bei hohem Risiko vom ersten bis zum letzten Satz eine unglaublich hohe Trefferquote", beschrieb der Rechtshänder die entscheidenden Spielsituationen.
Auch Bundestrainer Jörg Roßkopf wertete insbesondere den vierten Satz als richtungsweisend: "Dima hat wirklich gut gespielt, und mit einem 3:1 hätte es für ihn vermutlich auch gereicht", meinte der Ex-Doppelweltmister.
Bei aller Enttäuschung will Ovtcharov in zwei Jahren in Budapest einen neuen Anlauf unternehmen. "Es gab schon viele harte Niederlagen in meinem Leben, das ist nicht meine erste. Es gibt aber im Sport immer Höhen und Tiefen, und beide machen mich immer auch stärker. Es wird bald neue Turniere und neue Chancen geben."

