Die Angst vor dem Sturz in die 2. Liga ist groß – wieder einmal. Der Hamburger SV ist der einzige Bundesligist, der die letzten drei Spiele allesamt verloren hat.
Das 0:4 beim FC Augsburg am vergangenen Sonntag war ein Desaster. Kein Wille, keine Idee, kein Zweikampfverhalten – der HSV zeigte alle Attribute eines Absteigers.
Sonntag steht das nächste Abstiegs-Endspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 an. "Da müssen wir unser wahres Gesicht zeigen", fordert Verteidiger Mergim Mavraj.
Trainer Markus Gisdol ergriff sämtliche Maßnahmen, um die Mannschaft auf den Krisen-Gipfel vorzubereiten. Von Donnerstag bis Samstag wurde ein Kurz-Trainingslager in Rotenburg bezogen.
Suspendierungen aus Aktionismus?
"Wir wollen uns gemeinsam auf die schwierige Aufgabe am Sonntag fokussieren und alles andere ausblenden", sagte Sportchef Jens Todt auf der Vereinshomepage.
Unter der Woche wurden mit Johan Djourou, Ashton Götz und Nabil Bahoui drei Spieler aus dem Kader geschmissen. Etwa aus purem Aktionismus? Handelt es sich doch um drei Akteure, die seit Monaten nicht mehr gespielt haben.
Laut Todt habe sich kein Spieler etwas zu schulden kommen lassen. Es gehe lediglich darum, "die Kräfte zu bündeln und die Trainingsgruppe für den Saison-Endspurt zu verkleinern."
Der HSV hat ein Kopfproblem
Die Probleme des HSV scheinen tiefer zu liegen. Offenbar spielt der Kopf nicht mehr mit. "Es ist denkbar, dass die Mannschaft, nachdem sie sich über Monate hochgefahren und gute Ergebnisse eingefahren hat, nun etwas kopfmüde ist", mutmaßte Todt kürzlich bei "Sky 90".
Was er damit meint: Nachdem der HSV in den ersten zehn Spielen lediglich zwei Punkte geholt hatte, war eine große Aufholjagd erforderlich.
"Die letzten Wochen haben viel Kraft gekostet, um wieder Anschluss zu finden. Das haben wir in den letzten drei Spielen gesehen", pflichtet Mavraj bei. Geht dem HSV im Saisonendspurt etwa die Puste aus?
Formkrisen und Verletzungspech
Viele Spieler erwecken jedenfalls diesen Eindruck. Die Winter-Verpflichtung Mavraj war zu Jahresbeginn noch ein Stabilisator in der Innenverteidigung. Nun unterlaufen ihm haufenweise Fehler.
Stürmer Bobby Wood trumpfte um die Jahreswende herum so stark auf, dass laut Medienberichten sogar Borussia Dortmund an ihm interessiert war. Auch das dürfte Vergangenheit sein: In den vergangenen zwölf Bundesligaspielen gelang dem US-Amerikaner lediglich ein mickriges Törchen.
Auch Mittelfeldspieler Lewis Holtby kann keine Impulse mehr setzen. Und die brasilianischen Olympiasieger Douglas Santos und Walace, für die der HSV zusammen mehr als 16 Millionen Euro gezahlt hat, scheinen in der Bundesliga noch immer nicht angekommen zu sein.
Hinzu kommt das Verletzungspech: Torwart René Adler wird erst am 33. Spieltag gegen Schalke 04 wieder bereitstehen. Albin Ekdal dürfte diese Saison überhaupt nicht mehr zum Einsatz kommen. Und Top-Scorer Nicolai Müller, der technisch beste Spieler der Rothosen, kann frühestens am letzten Spieltag gegen den VfL Wolfsburg wieder auflaufen.
Der Spielplan spricht für den HSV
Ein Kopfproblem, viele Formkrisen und schwerwiegende Verletzungsausfälle: Es gibt nicht viel, was dem HSV-Fan für den Saisonendspurt Mut macht.
Ein Vorteil könnte immerhin der Spielplan sein: Im Gegensatz zu den Konkurrenten FC Augsburg, 1. FSV Mainz 05 und VfL Wolfsburg hat der HSV noch zwei Heimspiele vor der Brust. Im heimischen Volksparkstadion blieben die Hamburger vor der überraschenden Niederlage gegen Darmstadt 98 neun Bundesligaspiele unbesiegt.
Zudem hat der HSV bewiesen, nach schwachen Auftritten ein anderes Gesicht zeigen zu können. Nach dem 1:3 beim FC Ingolstadt folgten in der Liga und im Pokal drei Siege in Folge, nach dem 0:8 beim FC Bayern München Ende Februar holte der HSV in vier Bundesligaspielen gar zehn Punkte.
Am Sonntag wäre es an der Zeit, erneut eine Kehrtwende einzuleiten. Ansonsten droht die dritte Relegation innerhalb von vier Jahren – oder sogar der direkte Abstieg.
Oliver Jensen






























