Der Neustart der deutschen Handballer unter Christian Prokop ist geglückt. Nach der Gala beim WM-Dritten Slowenien winkt schon am Samstag das vorzeitige EM-Ticket.
Das Lob prasselte von allen Seiten auf ihn ein, doch Christian Prokop blieb auch nach seiner perfekten Pflichtspiel-Premiere angenehm unaufgeregt. Als die Gala der deutschen Handballer längst vorbei war, schlenderte der neue Bundestrainer noch einmal ganz allein über das Parkett der inzwischen menschenleeren Arena Stožice und ließ die intensiven Tage Revue passieren.
"Es hat enormen Spaß gemacht", sagte Prokop nach den "wichtigen Punkten in der EM-Qualifikation". In seiner Art und Weise und der Bedeutung war der 32:23-Kantersieg beim WM-Dritten Slowenien allerdings weit mehr als der wohl vorentscheidende Schritt in Richtung EM 2018 in Kroatien - 101 Tage nach dem bitteren Achtelfinal-Aus bei der WM hat das deutsche Team bewiesen, dass die großen Ziele WM-Medaille 2019 und Olympiasieg 2020 keine Utopie sind - mit Prokop an den Schalthebeln.
Hanning: Eines der "besten Spiele der letzten Jahre"
"Nach der Ära Dagur Sigurðsson war es wichtig, dass wir mit Christian starten", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning und sprach von einer "absoluten Machtdemonstration und Zeichen der Mannschaft", einem der "besten Spiele der letzten Jahre". Hanning, der seinen Wunschkandidaten gegen einige Widerstände in der Szene für eine halbe Million Euro aus dessen Vertrag in Leipzig herausgekauft hatte, war die Erleichterung deutlich anzumerken.
Sofort nach dem Schlusspfiff lief er zu Prokop und tätschelte ihm fast liebevoll den Kopf. "Er hat die Mannschaft abgeholt, und sie ist ihm auch gefolgt", sagte Hanning. Prokop, der den ersehnten ersten Sieg zum Dienstantritt im März ohne seine Stars gegen Schweden (Niederlage und Remis) noch verpasst hatte, verkörpere "den Hunger, den wir brauchen, um erfolgreich zu sein".
Und auch Kapitän Uwe Gensheimer schwärmte: "Wenn man bedenkt, dass wir nur zwei Tage Training mit Christian hatten, haben wir das super umgesetzt. Es war ein richtig gutes Spiel von uns. Wir können uns sehr freuen."
Prokop setzt auf Kommunikation
Ihr erstes Etappenziel mit neuem Coach können Kapitän Gensheimer und Co. schon am Samstag erreichen: Mit einem weiteren Erfolg gegen die Slowenen am Samstag im westfälischen Halle hätte das Team sein EM-Ticket vorzeitig gelöst.
Ernsthafte Zweifel an der Qualifikation bestehen spätestens seit dem famosen Auftritt am Mittwochabend nicht. Mit einer höchst variablen Abwehr vor einem überragenden Andreas Wolff im Tor und mit größtmöglicher Präzision vorgetragenen Schnellangriffen ließ der Europameister den Slowenen keine Chance. Von jeder Position strahlte die deutsche Mannschaft Torgefahr aus, zudem verwandelte Gensheimer alle seine elf Würfe.
Die Handschrift Prokops lässt sich schon jetzt klar erkennen. Vor allem in Sachen Kommunikation, das machten die Tage von Ljubljana deutlich, ist er so etwas wie der Gegenentwurf seines Vorgängers. Während der Isländer Sigurðsson stets als Schweiger galt und sich bei seinen Ansagen an das Team auf das Nötigste beschränkte, sucht Prokop den direkten Kontakt. Ständig. Ob während des Spiels oder in den Trainingseinheiten.
Perfekte Spielvorbereitung
"Man muss sich erst wieder daran gewöhnen, dass der Trainer so viel spricht", sagte Kreisläufer Hendrik Pekeler. Prokop sei "der richtige Mann auf dieser Position". Und auch Keeper Wolff meinte: "Er hat uns sehr genau auf das Spiel vorbereitet. Jeder wusste genau, was auf ihn zukommt."
Prokop selbst verfolgte sein erstes Pflichtspiel als Bundestrainer komplett stehend an der Seitenlinie. Bei gelungenen Aktionen zeigte der Leipziger die Fäuste, bei Toren brüllte er seine Freude heraus - dazu hatte er viele Gelegenheiten.
"Unsere Leistung war in allen Bereichen top. Das müssen wir am Samstag wiederholen", sagte Prokop. Wenig später verließ er mit einem zufriedenen Lächeln den Ort seiner perfekten Pflichtspiel-Premiere - und gönnte sich ein Bier.









