So hatte sich Tommy Haas das vorgestellt. Zum Beginn seiner Abschiedstour durch Deutschland gelang dem 39 Jahre alten angehenden Tennis-Rentner beim ATP-Turnier in München prompt der erhoffte Sieg.
Gefeiert vom Publikum, gewann Haas sein Auftaktmatch gegen den Ukrainer Sergiy Stakhovsky nach einer eindrucksvollen Aufholjagd mit 1:6, 6:3, 6:4 und trifft nun im Achtelfinale der mit 540.310 Euro dotierten BMW Open auf Landsmann Jan-Lennard Struff.
"So ein Match zu drehen, bedeutet mir sehr viel", sagte Haas, der zugab, "nervös" gewesen zu sein.
Es war kühl, als er den gut besuchten Centre Court auf der Anlage des MTTC Iphitos betrat, zwölf Grad zeigte das Thermometer. Nichts für einen, dessen durch viele Verletzungen und Operationen ausgezehrter Körper eher Wärme braucht.
"Normal würde ich mich tierisch drüber ärgern, es war verdammt kalt, aber ich bin einfach froh, hier zu sein", erklärte Haas, der sich im ersten Satz dann auch ein "bisschen steif" fühlte.
Altmeister Haas liefert großen Kampf
Doch so einfach wollte sich Haas vor den Augen von Familie und Freunden dann doch nicht geschlagen geben. "Es war nur wichtig, an sich zu glauben und ins Match zurückzufinden", lautete seine Einschätzung. Es gelang.
Haas spielte sich zunehmend warm und lieferte Stakhovsky, acht Jahre jünger und Nummer 96 der Weltrangliste, einen 1:34 Stunden dauernden, großen Kampf, mit teils hochklassigen Ballwechseln und großartigen Schlägen. Sein zwölftes Auftaktmatch bei den BMW Open, die er 2013 gewonnen hatte, beendete Haas mit seinem dritten Matchball.
"Man kann sich die Matches nicht kaufen, man muss sie sich erarbeiten", so Haas. Er wird, sofern der Körper mitspielt, noch in Stuttgart, in Halle und Ende Juli in seiner Geburtsstadt Hamburg antreten. Allerdings, hatte er vor dem Start in München betont, wolle er jetzt nicht einfach nur mitspielen und bei jedem Turnier "tschüss sagen".
Zverev über Haas: "Würde mich freuen, wenn ich im Viertelfinale gegen ihn spiele"
Wie ernst es ihm ist, zeigt die Tatsache, dass er für München seinen alten Coach Thomas Högstedt verpflichtet hat. Bevor es vorbei ist, wolle er "jeden Tag" versuchen, das "Bestmögliche herauszuholen". Am Montag war das Bestmögliche ab dem zweiten Satz zu sehen.
Dass Haas sein dritter Sieg in diesem Jahr gelang, dürfte auch seinem kommenden Gegner gefallen haben. "Es wäre großartig, es wäre genial, wenn ich gegen ihn spielen könnte", hatte der in München an Nummer sieben gesetzte Struff nach seinem 6:3, 6:4 gegen Qualifikant Daniel Masur gesagt und über Haas gesagt: "Er ist ein Idol." Am Sonntag hatten beide noch miteinander trainiert. "Ich freue mich", sagte auch Haas.
Und wenn es nach der deutschen Nummer eins Alexander Zverev geht, dann ist die Reise von Haas gegen Struff nicht zu Ende. "Ich würde mich freuen, wenn ich im Viertelfinale gegen ihn spiele", so der 20-Jährige, seit dieser Woche als 20. wieder in den Top 20 der Weltrangliste.
Damit es so weit kommt, muss aber auch Zverev erst mal gewinnen. Gegen Jozef Kovalík aus der Slowakei oder Jeremy Chardy aus Frankreich bestreitet er am Mittwoch sein Auftaktmatch.




