Im vierten Jahr in Folge trifft Atlético Madrid in der K.o.-Phase der Champions League auf den Stadtrivalen Real. Nach einem Viertelfinal-Aus und zwei bitteren Endspiel-Pleiten wollen die Rojiblancos den großen Rivalen endlich besiegen. Trotz einer eher durchwachsenen Saison in der Primera División stehen die Vorzeichen dafür vor dem Hinspiel am Dienstag (ab 20:45 Uhr im sport.de-Liveticker) nicht schlecht.
Aufbrausend, wild gestikulierend und mit einem letzten Rest Stimme in der Kehle – so kennt man Atlético-Trainer Diego Simeone während und nach den Spielen seines Teams. Doch der heißblütige Argentinier kann auch anders.
Vor dem erneuten Duell mit Real gab sich der Erfolgscoach ruhig und gelassen und lobte seine Mannschaft in den höchsten Tönen.
Immer wieder beschwört der 47-Jährige in diesen Tagen den Teamgeist seiner Truppe. "Heute kam die Mannschaft raus und hat das Spiel in nur 18 Minuten entschieden. Das zeigt, dass wir ein echtes Team sind und genau das macht diese Klub so stark", sagte Simeone nach dem 5:0-Erfolg am Wochenende bei UD Las Palmas.
Nachdem seine Mannschaft auf die herbe Schlappe gegen Villarreal mit dem höchsten Auswärtssieg seit 66 Jahren geantwortet hatte, bescheinigte der Trainer ihr eine große mentale Stärke und wertschätzte seine Spieler erneut. "Ich werde nicht müde, diese Spieler zu loben", ließ Simeone verlauten.
Guten Zuspruch können seine Schützlinge in der jetzigen Phase auch gebrauchen. Schon drei Wochen vor Schluss hat sich Atlético aus dem Meisterschaftsrennen verabschiedet und kämpft in La Liga nur noch um Rang drei.
Barcelona und Real in der Liga weit enteilt
In der vergangenen Spielzeit tobte der Dreikampf in der Primera División bis zum letzten Spieltag. Diesmal machen Barcelona und Real den Champion wieder unter sich aus. Die Rojiblancos liefern sich hinter dahinter mit Sevilla ein Duell um die direkte Qualifikation zur Champions League.
Dass Atlético dieses Jahr nicht ganz vorne dabei ist, liegt vor allem daran, dass die Colchoneros gegen vermeintlich kleinere Teams der Liga Punkte haben liegen lassen. Niederlagen gegen Villarreal, Sevilla und San Sebastian schmerzen ebenso, wie die Unentschieden gegen Aufsteiger Alaves und die Kellerkinder La Coruña und Leganés.
Für das Halbfinale gegen Real kann die verhältnismäßig schwache Saison dennoch ein Segen sein. Die Königlichen stehen punktgleich mit dem Erzrivalen aus Barcelona an der Ligaspitze und haben noch vier echte Endspiele vor der Brust, die allesamt vollen Fokus verlangen. Atléti kann sich mehr oder weniger komplett auf die Champions League konzentrieren.
Defensive weiter das Prunkstück
Mit nur 25 Gegentreffern in 35 Spielen stellt Atlético auch dieses Jahr mit Abstand die beste Abwehr der Primera División. Gleiches gilt für die Champions League. In zehn Partien haben die Rojiblancos gerade einmal fünf Treffer kassiert.
Das sieht bei den anderen spanischen Topklubs anders aus. Barcelona fing sich in der Eliteklasse im selben Zeitraum satte zwölf Gegentreffer, die den Katalanen letztlich auch zum Verhängnis wurden. Real Madrids Keeper Keylor Navas musste bereits 15 Mal hinter sich greifen.
Im Offensivspiel hakt es hingegen bei Atlético immer wieder. Schon zehnmal blieb man in der laufenden Spielzeit ohne Treffer. Beim 5:0-Kantersieg auf Gran Canaria meldete sich der wiedergenesene Stürmer Kevin Gameiro bei seinem ersten Startelf-Einsatz seit sechs Wochen mit einem Doppelpack zurück.
Ferreira-Carrasco wohl dabei, Defensivtrio fehlt
Auch die Chancen auf einen Einsatz von Yannick Ferreira-Carrasco gegen Real stehen gut. Der belgische Nationalspieler bringt es in La Liga auf zehn Treffer und fünf Assists und weckt bei den Königlichen keine guten Erinnerungen.
Im letztjährigen Finale schoss der 23-Jährige sein Team in die Verlängerung. Ferreira-Carrasco musste zuletzt mit Schulterproblemen pausieren, trainierte am Sonntag aber überraschend wieder voll mit der Mannschaft.
Verzichten muss Atlético allerdings auf drei Defensivkünstler. José María Giménez, Juanfran und Šime Vrsaljko fallen für das Hinspiel definitiv aus - laut Simeone kein großes Problem.
"Was immer auch passiert, wir werden eine Lösung für das Spiel am Dienstag finden", sagte der Argentinier, der mit seinem Team eine beeindruckende Auswärtsserie fortführen will.
Atlético besonders auswärts bärenstark
Im Jahr 2017 haben die Rojiblancos auf gegnerischen Plätzen noch kein einziges Spiel verloren. In Primera División, Copa del Rey und Champions League gab es in der Fremde acht Siege und sieben Remis. Bei diesen 15 Auftritten ließ Atlético gerade einmal elf Gegentreffer zu.
Wenn diese imposante Serie auch am Dienstagabend nach Abpfiff noch besteht, hat Atlético sich eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel im Estadio Vicente Calderón acht Tage später geschaffen.
Damit hätten die Rojiblancos alle Trümpfe in der Hand, Real Madrid im vierten Anlauf in der Königsklasse endlich zu knacken.
Lennart Wegner
















































