Frauen in der Formel 1? Die Gedanken der meisten Fans wandern dabei unweigerlich in Richtung Grid Girls, die bis zu ihrer Abschaffung vor allem hübsches Beiwerk in der schnellsten Rennklasse der Welt waren.
Die Vorstellung von Frauen im Cockpit wirkte dagegen auf viele lange Zeit befremdlich. Dennoch: Es hat sie gegeben! Eine Pilotin, die Geschichte geschrieben hat, ist Lella Lombardi.
Am 27. April 1975 fuhr Maria Grazia "Lella" Lombardi als erste und bisher einzige Frau in die WM-Punkteränge. Beim Großen Preis von Spanien, einem ohnehin schon denkwürdigen Rennen, landete sie auf dem sechsten Platz.
Im Schatten: Lombardi-Sensation bei Horror-Rennen
Der Grand Prix im Montjuïc Park stand bereits vor Rennbeginn unter einem schlechten Stern. Einige Fahrer befürchteten, dass die Leitplanken am 3,79 Kilometer langen Kurs nicht so stabil wären, dass sie einem Aufprall standhalten würden. Zahlreiche Piloten boykottierten daraufhin das Training, der WM-Spitzenreiter Emerson Fittipaldi sogar das Rennen.
Tatsächlich ereignete sich im Rennverlauf dann eine Reihe von tragischen Unfällen. Die traurige Bilanz eines Horror-Grand-Prix: ein schwerverletzter Fahrer, zehn verletzte und fünf tote Zuschauer.
Nach 26 Runden wurde der Große Preis schließlich abgebrochen. Da noch nicht 75 Prozent der zu fahrenden Runden absolviert waren, halbierten sich die Punkte. Lombardi konnte so immerhin einen halben WM-Zähler verbuchen und sich damit in den Geschichtsbüchern verewigen.
Allein unter Männern
Dies blieb jedoch nicht die alleinige Meisterleistung der March-Pilotin, die sich von 1974 bis 1976 für zwölf Rennen in der Königsklasse hielt. Beim Großen Preis von Deutschland 1975 kämpfte sie sich von der letzten Startposition auf den siebten Rang vor. Dabei ließ sie unter anderem Harald Ertl (Hesketh) und Patrick Depailler (Tyrrell) hinter sich.
Die Italienerin ist nicht die einzige Fahrerin, die es bis in die höchste Rennklasse geschafft hat. Allerdings gelten Pilotinnen, die es in der Männerdomäne Formel 1 über den Rang der Testfahrerin hinaus schaffen, seit jeher als absolute Rarität.
Als Pionierin wagte sich Maria Teresa de Filipps 1958 als erste Frau überhaupt in die Formula 1. Desiré Wilson war dann die Erste, die jemals ein offizielles Formel-1-Rennen gewann. Beim Brand Hatch im Jahr 1980 handelte es sich allerdings um ein 'Non-Championship-Race', das nicht in die WM-Wertung mit einfloss. Die bisher letzte Frau, die an einem Formel-1-Qualifying teilnahm, war Giovanna Amati 1992.



