Tobias Rieder war schon kurz da, Thomas Greiss und Dennis Seidenberg kommen bald, Leon Draisaitl fliegt später ein - oder auch gar nicht: Anderthalb Wochen vor dem ersten Bully in Köln dreht sich alles um die deutschen NHL-Stars, die der Nationalmannschaft bei der Heim-WM den entscheidenden Schub geben sollen.
Einer steht aber schon seit Anfang April in der WM-Vorbereitung auf dem Eis: Christian Ehrhoff, der nach 13 Jahren in Nordamerika im vergangenen Herbst in seine Heimat zurückkehrte.
"Es ist das erste Mal, dass ich so lange dabei bin", erklärte der 34-Jährige nach dem 3:4 nach Penaltyschießen im drittletzten WM-Test gegen Tschechien und fügte schmunzelnd an: "Es wird Zeit, dass es endlich losgeht." Bei seinen letzten vier Weltmeisterschaften war der langjährige NHL-Verteidiger erst auf den letzten Drücker zum Team gestoßen oder wie bei der Heim-WM 2010 nach dem Playoff-Aus während des Turniers eingestiegen.
Kapitän Ehrhoff geht voran
"Es ist schön, die Entwicklung der Mannschaft zu sehen", so Ehrhoff, der mit den Kölner Haien schon im Viertelfinale der DEL ausgeschieden war und deshalb bereits bei den ersten Testspielen in Norwegen mitwirkte. "Wir haben uns Woche für Woche gesteigert."
Als Kapitän ist er mit der Erfahrung von 862 NHL-Spielen unumstrittener Führungsspieler in der DEB-Auswahl - auf dem Eis und außerhalb der Bande. "Ich bin sehr froh, dass ich ihn von Anfang an dabei habe", sagte Bundestrainer Marco Sturm. Ehrhoff, einst der teuerste Verteidiger in der NHL, ist in der Abwehr noch immer einer der besten seines Fachs. Für die deutsche Mannschaft sind aber vor allem seine Offensivqualitäten wichtig. Am Sonntag in Mannheim traf er gegen Tschechien in Überzahl mit einem Schlagschuss von der blauen Linie.
"Jeder von drüben ist ein echter Bonus"
In den letzten beiden Vorbereitungsspielen am Sonntag in Bietigheim und am Montag in Ravensburg gegen Lettland greifen auch Rieder, Greiss und Seidenberg ein. "Sie werten jede Mannschaft auf", meinte Ehrhoff, "jeder von drüben ist ein echter Bonus." Stürmer Rieder von den Arizona Coyotes wirkte schon am Samstag beim 7:4 gegen Tschechien mit und erhielt danach von Sturm noch einmal Heimaturlaub.
Torwart Greiss von den New York Islanders hatte schon bei der WM im vergangenen Jahr seine immense Bedeutung bewiesen, als er die Nationalmannschaft mit seinen Paraden nach schlechtem Start noch ins Viertelfinale führte. "Es ist super, wenn man seinen besten Torhüter im Tor hat", erklärte Ehrhoff. Routinier Seidenberg "stabilisiert mit seiner Riesenerfahrung die Verteidigung". Und Jungstar Draisaitl? "Es ist schön für ihn und Edmonton, dass er Erfolg in den Playoffs hat - für uns aber nicht so schön."
Sollte der hochtalentierte Stürmer in der zweiten Runde gegen die Anaheim Ducks ausscheiden, könnte er noch während der WM zum Team stoßen. Sturm will dafür einen Platz im Kader freihalten. Das Warten kann sich lohnen: Vor sieben Jahren flog Ehrhoff nach dem Zweitrunden-Aus mit Vancouver nach Köln und stürmte mit der DEB-Auswahl sensationell ins WM-Halbfinale.







