Das Daumendrücken von Fabian Hambüchen hat geholfen: Lukas Dauser hat bei den Europameisterschaften im rumänischen Cluj-Napoca am Barren die Silbermedaille gewonnen. Seit kurzem ist der Reck-Olympiasieger für den Unterhachinger im Management als Betreuer aktiv.
Eine Kopie von Hambüchen kann und will Dauser nicht sein, aber als Freund, Bewunderer und Schützling des Turn-Superstars fühlte sich der 23-Jährige mit EM-Silber um den Hals endlich angekommen in der Weltklasse.
"Seit vier Jahren habe ich auf einen solchen Moment hingearbeitet", erklärte der Vorzeigeathlet sichtlich berührt und genoss die Abschlussparty der Europameisterschaften. Die ersehnte Medaille legte er vorher vorsichtshalber ordentlich auf seinem Hotelbett ab - Verlustängste.
Aber auch symptomatisch für den aufgeräumten Charakter des Sportsoldaten, der in Berlin trainiert und in der Bundesliga für die Hambüchen-Truppe KTV Obere Lahn an die Geräte geht. "Lukas hat eine innere Ordnung, und auch seine T-Shirts liegen immer sorgfältig gestapelt im Schrank", berichtete Bundestrainer Andreas Hirsch über seine neue Nummer eins im Jahr eins nach Hambüchen.
Winziger Standfehler verhindert Titel
Pflegeleicht ist der deutsche Barrenmeister auch für sein Management, Hambüchen agiert dort seit kurzem quasi als persönlicher Berater für seinen einstigen Riegenkollegen. "Ich konnte Lukas schon ein paar Tipps geben", erzählte der ehemalige Weltmeister kürzlich über die Zusammenarbeit mit dem im oberbayerischen Ebersberg geborenen Athleten.
Stark im Mehrkampf und top an einem Gerät - diese Leistungskriterien von Chefcoach Hirsch erfüllte Dauser bei den europäischen Titelkämpfen perfekt. Als Siebter im Sechskampf war er klar bester Deutscher, 48 Stunden später verhinderten nur ein winziger Standfehler und eine Ausnahmeübung von Barren-Olympiasieger Oleg Vernyayev aus der Ukraine seinen ersten internationalen Titel.
"Die Medaille war kein Geschenk"
Aber auch Rang zwei ist der Durchbruch, der lange auf sich warten ließ, und von dem sich Hirsch eine Sogwirkung erhofft: "Das sehen ja auch unsere anderen Turner. Klar ist aber auch: Die Medaille war kein Geschenk, Lukas musste sie sich hart erarbeiten." Dauser dazu: "Zwar liegen mir die neuen Wertungsbestimmungen, aber dafür trainiere ich auch tagtäglich."
Auch deshalb kam das Erfolgserlebnis nicht gänzlich unerwartet. Schon immer war der Barren Dausers Paradegerät, 2015 gelang ihm dort ein Weltcupsieg. Zwölf Monate zuvor kreierte er ein mittlerweile offiziell als "Dauser" eingestuftes Element.
Viel gelernt hat Dauser auch beim langjährigen gemeinsamen Training in jungen Jahren bei Trainerroutinier Kurt Szilier mit dem zweimaligen Europameister Marcel Nguyen. Der Riegensenior musste sich diesmal mit Rang sechs begnügen, war aber sportlich-fair der erste Gratulant seines sechs Jahre jüngeren Konkurrenten: "Wenn ich jemandem eine solchen Erfolg gönne, dann Lukas."