José Mourinho hatte vor dem brisanten Wiedersehen mit seinem Ex-Klub FC Chelsea keine netten Worte für sein Team übrig. Der Trainer schimpfte nach dem 1:1 beim RSC Anderlecht in der Europa League über die "schlampige" Leistung seiner Mannschaft.
Trotz Überlegenheit kassierte Manchester United noch kurz vor Schluss den Ausgleich (86. Minute). Die Schuld sah Mourinho bei seinen Stürmern um Superstar Zlatan Ibrahimović. "Angesichts meines schwachen Englisch kann ich kein besseres Wort als 'schlampig' finden. Wir müssen einfach ernsthafter spielen", so The Special One gewohnt direkt. "Wenn man die Leistung von zwei drei unserer Offensivspieler zusammennimmt, bekommt man nicht viel Ertrag. Rashford, Lingard, Ibrahimović, Martial - sie waren alle gleich. Die Mannen dahinter, die Verteidiger waren sehr solide, aber die Spieler, die den Todesstoß setzen sollten, haben das nicht getan."
Wollte der Portugiese seine Spieler vor der Heimpartie gegen Tabellenführer Chelsea bewusst provozieren? Gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber steht Mourinho zumindest unter besonderem Druck: Am Ostersonntag geht es für ihn um wichtige Punkte im Kampf um die Champions-League-Ränge der englischen 1. Liga - und um die Ehre.
London für United kein gutes Pflaster
Im Oktober kassierte ManUnited an der Stamford Bridge eine bittere 0:4-Pleite. Im März unterlag der Rekordmeister dort wieder - mit 0:1 im FA-Cup. Dabei geriet Mourinho mit seinem äußerst erfolgreichen Nachfolger Antonio Conte aneinander und thematisierte die Konkurrenz anschließend indirekt: "Bis hier ein Trainer vier Meistertitel für sie gewinnt, bin ich die Nummer eins", sagte er mit Blick auf Chelsea-Fans, die ihn beschimpft hatten.
Der Italiener Conte ist auf dem besten Weg, seinen ersten Titel mit den Blues zu holen. Dabei erinnert sein Erfolg in seiner Premierensaison bei Chelsea ausgerechnet an Mourinhos erstes Chelsea-Jahr vor rund zwölf Jahren. Nach 31 Spielen in dieser Saison hat Conte (24 Siege/3 Unentschieden/4 Niederlagen) eine ähnliche Bilanz wie damals der Portugiese (25/5/1) vorzuweisen.
"José Mourinho wird neidisch darauf sein, was Antonio Conte in dieser Saison bei Chelsea erreicht hat", vermutete das Boulevardblatt "Daily Star". Zumal Conte größtenteils mit denselben Spielern arbeitet, mit denen Mourinho in seiner zweiten Amtszeit bei den Blues zum Schluss gescheitert war. "Mit einer Mannschaft, die eigentlich Mourinhos ist, hat er ihm die Schau gestohlen und so viel mehr aus den Spieler rausgeholt", resümierte die "BBC".
Nichts zu verschenken
Hingegen hat Mourinho mit Manchester United in dieser Saison zwar nur dreimal verloren, aber zwölfmal unentschieden gespielt - so oft wie keine andere Mannschaft. Das 1:1 in der Europa League war bereits das dritte Remis im April. Das Auswärtstor des Ex-Dortmunders Henrikh Mkhitaryan (37. Minute) bedeutet immerhin eine ordentliche Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Donnerstag.
In der Premier League hat ManUnited den Titel längst abgehakt und gleichzeitig ist das Duell zwischen Mourinho und seinem Ex-Klub deutlich entschieden: 18 Punkte liegt United hinter dem Spitzenreiter. Für den Ligafünften geht es aber noch darum, sich für die Champions League zu qualifizieren. Die Blues haben dabei aber sicher nicht die Absicht, Mourinho irgendwelche Ostergeschenke zu machen. Sie wollen auf der Zielgerade unbedingt ihren Sieben-Punkte-Vorsprung auf Verfolger Tottenham Hotspur halten.





























