82 Spiele haben Fans rund um die Welt gewartet, nun ist es so weit: Die NBA-Playoffs stehen vor der Tür. Wer hat ernsthafte Chancen auf den Titel? Wer hat Außenseiterchancen? Welches Team überrascht? Und wer wird die größte Enttäuschung? sport.de macht den Check.
Wer sind die Topfavoriten?
Wer bei Buchmachern eine sichere Wette sucht, darf zwischen drei Teams wählen: Golden State Warriors, Cleveland Cavaliers und San Antonio Spurs. Die Cavs um LeBron James sind allerdings mit einigen Abstrichen zu nennen.
Anders sieht das bei den Warriors aus. Das Team aus der Bay Area konnte, Kevin-Durant-Verpflichtung zum Trotz, zwar keine weitere Rekord-Saison spielen, die Truppe von Steve Kerr ist dennoch das Maß aller Dinge. 67 Siege und nur 15 Niederlagen sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Zudem merkte man Durant nach überstandener Knieverletzung nichts von seiner Basketball-Pause an. Der Weg zum Ring wird nur über Steph Curry, Durant und Co. führen.
Auch bei den Spurs greift mal wieder ein Rädchen ins andere. Unter Gregg Popovich sind die Texaner seit zwei Dekaden chronischer Titelaspirant. Das Jahr eins nach Tim Duncan bestritten die Hinterlassenen um Tony Parker, Manu Ginobili und Kawhi Leonard souverän. Hinter den Warriors gehen die alten Herren zwar nur als Seed 2 in die erste Playoff-Runde - mit den Memphis Grizzlies, die den Ausfall von Tony Allen zu beklagen haben, dürfte San Antonio aber keinerlei Probleme haben.
Nicht zuletzt dank des dreimaligen Finals MVP LeBron James muss man natürlich auch den Titelverteidiger aus Cleveland auf der Rechnung haben. "King" James und Konsorten könnte jedoch früh ein böses Erwachen drohen, wenn es in Runde eins gegen den nicht zu unterschätzenden Brocken Indiana Pacers geht.
Dass man sich der schweren Aufgabe durchaus bewusst ist, machte James unlängst klar: "Es fängt mit kleinen Schritten an und das verstehen wir. Es beginnt mit unserem Gegner in der ersten Runde. Wir müssen fokussiert sein und wir müssen unseren Game-Plan klug umsetzen, im Idealfall über die gesamten 48 Minuten von Game 1." Gefragt ist dann jedoch vor allem die Defensive, die die Cavs in dieser Saison nicht selten Siege kostete.
Wer ist der Geheimfavorit?
Klammheimlich sind die Boston Celtics wieder aus der Versenkung gekrochen. Vor den Cavaliers thront die Mannschaft um Isaiah Thomas auf Platz eins der Eastern Conference. Trotzdem bleibt nur die Rolle als Geheimfavorit, denn reelle Chancen auf ein Erreichen der NBA-Finals räumen den Kelten nur die Wenigsten ein.
Aber Obacht: In der ersten Runde wartet mit den Chicago Bulls eine krisengebeutelte Mannschaft, die in der regulären Spielzeit mehr mit selbsteröffneten Nebenkriegsschauplätze als auf dem Court zu kämpfen hatte. Auf dem Papier ist das Duell für die meisten Experten bereits entschieden. Gut möglich also, dass die Celtics gut ausgeruht in die zweite Runde spazieren. Nach einer 82-Spiele-Saison sicher kein schlechter Ausblick.
Der sonst eher reservierte Al Horford erklärte unlängst: "Das sind die Playoffs auf die ich am meisten freue, seit ich in der Liga bin." Boston habe eine ganz besondere Mannschaft, ist sich der Ex-Teamkollege von Dennis Schröder sicher. Womöglich sind die Grünen doch schon reif für einen tiefen Playoff-Run?
Wer hat das Potenzial zum Favoritenschreck?
In der ersten Runde sind die Davids der Liga rar gesät. Bei den Memphis Grizzlies blies die Allen-Verletzung das letzte Fünkchen Hoffnung an einen Sieg über San Antonio aus. Die größten Chancen auf einen Upset haben wohl noch die Indiana Pacers.
Paul George und Kollegen stehen in der ersten Runde den Cleveland Cavaliers gegenüber. Und die Mannschaft um LeBron James hat eine turbulente Spielzeit hinter sich. Zuletzt vier Niederlagen in Folge verdarben Kyrie Irving, Kevin Love und James die Vorfreude. Es stellt sich die Frage, ob die Cavs den Hebel pünktlich zum ersten Spiel am Samstag umlegen können? Falls nicht, könnte es den Pacers gelingen, ein Spiel aus Cleveland zu entführen und das Momentum der Serie zu drehen.
Dass Indiana dem amtierenden Champion Paroli bieten kann, zeigte sich zuletzt am 03. April: In einer umkämpften Begegnung mussten sich George und Co. erst in der Overtime geschlagen geben. Der Pacers-Superstar spielte sich zudem pünktlich zu den Playoffs in einen kleinen Rausch: In den letzten vier Spielen traf der 26-Jährige 60 Prozent seiner Würfe.
Favorisiert sind aber dennoch die Cavaliers: "LeBron ist Lebron und Kyrie ist Kyrie. Es wird eine große Herausforderung", so George.
Wer wird die große Enttäuschung?
Oklahoma um Superstar Russell Westbrook. Das menschgewordene Triple-double steht am Montag den Houston Rockets und James Harden gegenüber. Die MVP-Diskussionen hat "RW0" zwar sehr deutlich für sich entschieden, doch in den Playoffs deuten alle Zeichen auf einen Sieg der Texaner hin.
Die komplette Regular Season über musste Westbrook die Oklahoma City Thunder allein auf seinen Schultern tragen. Hilfe in Form eines kongenialen Partners? Fehlanzeige! Zudem konnten die Thunder schon während der regulären Spielzeit lediglich eines der vier Spiele gegen die Rockets gewinnen. In der Postseason ist die Intensität offensiv wie defensiv eine ganz andere. Zuviel für die gebeutelten Schultern von Alleinkämpfer Westbrook.
Simon Lürwer




































