Tränen und ein Selfie mit einem Leguan: Andrea Petkovic und Tommy Haas haben beim Millionen-Turnier in Miami ganz unterschiedliche Emotionen erlebt.
Auch die Geschichte vom fotogenen Leguan auf Court 1 konnte Andrea Petkovic nach einem gebrauchten Tag im Crandon Park von Miami nicht mehr aufheitern. "Es wird besser und schlechter - zur selben Zeit. Das macht keinen Sinn, aber es fühlt sich so an", sagte Petkovic nach dem 2:6, 4:6 in der Auftaktrunde gegen Jana Cepelova auf die Frage, wie sie ihr erstes Saison-Viertel bewerten würde.
Die Aussage war bezeichnend für die momentane Ratlosigkeit von Petkovic. Die Situation ist verfahren, eine Bilanz von acht Siegen in 16 Matches 2017 kann die frühere Nummer neun der Welt nicht zufriedenstellen. Eine "Petko", French-Open-Halbfinalistin von 2014, hat zu recht andere Ansprüche. "Ich mache alles", meinte die 29-Jährige, die im WTA-Ranking nur noch an Position 76 geführt wird: "Aber es will noch nicht so."
Iggy, der "gut aussehende" Leguan
Tommy Haas indes hatte nach seiner 7:6 (7:5), 3:6, 5:7-Erstrundenniederlage gegen den Tschechen Jiri Vesely gute Laune. Was an "Iggy", dem Leguan, lag. Beim Stand von 3:3 im letzten Satz kletterte das gut ein Meter lange Tier plötzlich auf die Anzeigetafel.
"Das war wirklich cool. Vielleicht hatte er die Information bekommen, dass ich hier wahrscheinlich das letzte Mal spiele und wollte einfach mal 'Hi' sagen", meinte der 38-jährige Haas, der ein Selfie mit "Iggy" schoss: "Es ist ein interessantes Foto, er ist ein gut aussehender Leguan."
Der Stuhlschiedsrichter hatte die Profis zuvor angewiesen weiterzuspielen, weil der "Besucher" ungefährlich sei. Doch Vesely weigerte sich. Das Match wurde acht Minuten lang unterbrochen. Die Zuschauer klatschten und feierten das Reptil. Teilzeitprofi Haas, der in der vergangenen Woche noch als Turnierdirektor in Indian Wells fungierte, hatte dabei nur eins im Sinn: "Meine größte Sorge war, dass er sicher und gesund geborgen und weggebracht werden kann."
Mit Yoga zur Ruhe?
Ganz andere Sorgen hat derzeit Petkovic, deren unterschiedlichsten Ansätze, wieder zurück zu alter Stärke zu finden, irgendwie nicht fruchten wollen. Nach dem ebenfalls schon "grottenschlecht" (Petkovic) verlaufenen letzten Jahr hatte sie Sascha Nensel als Coach verpflichtet.
Mit Yoga versuchte die top-austrainierte Rechtshänderin zuletzt, zur Ruhe zu kommen, "den Kopf auszuschalten", wie sie es beschreibt. Petkovic verschlang zudem die Bücher "The Inner Game of Tennis - die Kunst der entspannten Konzentration" und "Art of Learning", in dem der US-amerikanische Schachspieler und Taijiquan-Kampfsportler Joshua Waitzkin seine Erfahrungen beschreibt.
Sorgenfalten bei Bundestrainerin Barbara Rittner
Zur Unterstützung der Hessin, die in dieser Saison dreimal im Achtelfinale stand, war sogar Schwester Anja von Darmstadt nach Miami gekommen. Es half nichts. Im Training spielt Petkovic gut, aber eine Woche nach dem Zweitrunden-Aus in Indian Wells gegen ihre Fed-Cup-Freundin Angelique Kerber war auch in Miami schon früh Endstation. "Ich habe meinen Rhythmus nicht gefunden. Die Länge in meinen Grundschläge hat gefehlt. Mein Comeback im zweiten Satz kam zu spät", sagte Petkovic mit tränenerstickter Stimme.
Die schwachen Ergebnisse von Petkovic, Annika Beck und Laura Siegemund in Miami bereiten vier Wochen vor dem Fed-Cup-Duell mit der Ukraine auch Bundestrainerin Barbara Rittner Sorgenfalten. Als zweite Einzelspielerin für das Playoff-Duell empfahl sich Julia Görges, die durch ein 7:5, 6:3 gegen Alison Riske in die zweite Runde einzog. Dort stehen bereits die topgesetzte Angelique Kerber und Carina Witthöft.
