Anders Eggert marschiert in seiner letzten Saison mit großen Schritten auf seine erste Meisterschaft mit der SG Flensburg-Handewitt zu. Vor dem Bundesliga-Topspiel am Mittwochabend beim wiedererstarkten SC Magdeburg (ab 20:15 Uhr im sport.de-Liveticker) spricht der treffsicherste Flensburg-Spieler seit Vereinslegende Lars Christiansen exklusiv mit sport.de über ein mögliches Triple zum Abschied, die großen SG-Stärken in dieser Saison und den kommenden Gegner in der HBL.
Herr Eggert, in den letzten Wochen konnten Sie mit der SG Flensburg-Handewitt etwas durchschnaufen und Kräfte sammeln für die heiße Phase in Meisterschaft, Champions League und DHB-Pokal. Wie sind Sie selbst derzeit körperlich drauf?
Anders Eggert: Es ist alles ok. Ich hatte zuletzt mit Schulterproblemen zu kämpfen und konnte nicht viel spielen. In Veszprém vor zehn Tagen war es noch hart an der Kante. Jetzt läuft es aber wieder, darüber bin ich natürlich froh.
Anfang März haben Sie mit dem 41:17-Erfolg in Minden den höchsten Auswärtssieg der Bundesligageschichte gefeiert. Was macht Sie aktuell so stark in der HBL?
Wir haben in diesem Jahr eine super Mannschaft zusammen und haben einen guten Flow in unserem Spiel. Das bedeutet auch, dass wir nicht so leicht aus unserem Rhythmus rauszubringen sind, was uns zusätzlich stabil macht im Vergleich zum vergangenen Jahr.
Was heißt das konkret, dass sie stabiler geworden sind? Worin äußert sich das in den Spielen?
Das Gefüge bei uns im Team ist sehr gut, weil viele von uns schon sehr lange zusammenspielen. Wir wissen ungefähr, wohin der andere läuft und was er im Spiel denkt. Alle kommen mit dem Spielsystem sehr gut klar, sodass es insgesamt sehr gut funktioniert. Diese Sicherheit kommt auch durch einen sehr starken Zusammenhalt, auch wenn es mal nicht so läuft.
Am Mittwochabend geht es gegen Magdeburg. Gemessen an der Bilanz der letzten sieben Spiele (14:0 Punkte) ist der SCM derzeit das beste Team der Bundesliga. Was erwarten Sie von der Begegnung in der GETEC-Arena?
Das wird überragend! Das ist eins von diesen richtigen Topspielen. In Magdeburg ist es immer super schwer. Ich glaube, es ist auch schon ein paar Jahre her, dass wir da gewonnen haben. Magdeburg ist eine richtig gute Heimmannschaft. In dieser Halle mit der Unterstützung haben sie einen großen Heimvorteil. Wir sind aber auch gut drauf und kommen im Moment als Tabellenerster. Das wird schon ein Hammerspiel!
Worauf müssen Sie bei Magdeburg am meisten achten? Was sind die größten Stärken beim Tabellensechsten?
Uns dürfen möglichst keine technischen Fehler unterlaufen. Magdeburg spielt einen sehr guten Gegenstoß. Über die erste und zweite Welle machen sie enorm viel Druck. Kommen Sie in diese Situationen, wird es für den Gegner äußert schwierig.
Sie gelten nach wie vor als einer der besten Linksaußen der Liga. Auf Seiten des Gegners spielt mit Robert Weber der derzeit wohl beste Rechtsaußen in der HBL. Was erwarten Sie von diesem speziellen Duell?
Es macht immer viel Spaß, gegen solch gute Gegenspieler anzutreten und sich zu messen. Wir haben uns schon oft getroffen. Da waren tolle Spiele bei.
Trotz der herausragenden Serie Ihrer SG mit zwölf Partien ohne Niederlage und trotz der Tabellenführung in der Bundesliga: Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial bei den Spielen Ihrer Mannschaft?
Wir hatten zuletzt noch einige Verletzungen gehabt. Es tut gut, dass die alle zurückkommen, wir einen noch breiteren Kader bekommen und mehr wechseln können. Das ist schon ein großer Vorteil für uns, wenn wir alle 19 Spieler gesund haben und durchwechseln können.
Am 31. Spieltag (28. Mai) steht das Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen an. Bleibt es bis dahin spannend oder ist die Entscheidung im Titelrennen dann schon gefallen?
Nein, bis dahin bleibt noch alles offen. Wer dieses Spiel gewinnt, holt natürlich sehr wichtige Punkte, aber ich glaube nicht, dass in diesem Spiel die Meisterschaft entschieden wird.
In der Champions League geht es am Wochenende gegen Brest HC Meshkov weiter. Wie sind die Chancen gegen die Weißrussen?
Wir haben schon das Gefühl, dass wir die Favoriten sind, zumal wir im Rückspiel auch noch den Heimvorteil auf unserer Seite haben. Jetzt geht es in die Knock-Out-Phase rein und jedes Spiel wird richtig spannend. Aber wir haben schon große Hoffnungen, dass wir in die nächste Runde kommen.
In der Champions League hat Flensburg-Handewitt die Vorrundengruppe mit 13 Verlustpunkten abgeschlossen. Warum war der Abstand auf den FC Barcelona und Paris Saint-Germain hier bisher so groß?
Die haben einfach besser gespielt (lacht)! Diese beiden Mannschaften sind ja eh die großen Favoriten auf den Titelgewinn in der Champions League, zumindest aber auf den Einzug in das FinalFour. Wir waren eigentlich froh, dass wir trotz des harten Programms in der Liga gut mitspielen konnten. Für die Bundesliga-Mannschaften ist diese Gruppenphase mit den vielen Spielen sehr hart. Man hat das auch daran gesehen, dass auch Kiel und die Rhein-Neckar Löwen Probleme hatten. Wir haben auch immer wieder ein paar Sachen ausprobiert, deshalb kommt vielleicht dieser große Abstand zustande. Ich muss aber sagen: Paris und Barcelona waren einfach richtig gut bisher.
Für Sie persönlich geht es nach über zehn Jahren in die letzten Monate in Flensburg. Denken Sie schon häufig an den bevorstehenden Abschied?
Ich hätte eigentlich erwartet, dass ich mehr fühlen würde. Wenn ich gefragt werde, denke ich schon nach und weiß, dass es meine letzte Saison hier ist. Ich muss aber ehrlich sagen: Noch denke ich nicht so oft darüber nach. Ich genieße die Zeit, die ich hier noch habe und habe richtig Spaß in den drei Wettbewerben. Ganz am Ende werde ich den bevorstehenden Abschied glaube ich noch intensiver merken. Aber so lange wir uns in allen drei Wettbewerben in der entscheidenden Phase befinden, liegt hierauf die Konzentration.
Was sind denn noch genau die sportlichen Ziele für die letzten Monate? Was wäre ein optimaler Abschluss für Sie in Flensburg?
Ein optimaler Abschluss wären drei Titel! Denn dann geht es nicht mehr besser (lacht)! Schließlich haben Sie ja gefragt, was optimal ist.
Welcher Titelgewinn hätte für Sie persönlich denn den höchsten Stellenwert? Champions League, Meisterschaft oder DHB-Pokal?
Wir haben vor ein paar Jahren schon die Champions League und den DHB-Pokal gewonnen. Was noch fehlt, ist die Meisterschaft in der Bundesliga. Das wäre für mich persönlich der größte Gewinn, die Bundesliga würde ich so gerne noch gewinnen.
ZUR PERSON: Anders Eggert geht seit 2006 für die SG Flensburg-Handewitt in der HBL auf Torejagd und ist damit der dienstälteste Spieler im Kader der Nordlichter. Der dänische Nationalspieler gilt als einer der besten Siebenmeterschützen der Welt und hat mit Flensburg unter anderem die Champions League (2014) und den DHB-Pokal gewonnen (2015). Nach der Saison 2016/2017 kehrt der 34-Jährige in seine Heimat zu Skjern Håndbold zurück.
Das Interview führte Mats-Yannick Roth