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Kristin Gierisch: Cola, Gold und Trainer-Lob

Kristin Gierisch kann ihr Glück nach dem EM-Titel kaum fassen
Kristin Gierisch kann ihr Glück nach dem EM-Titel kaum fassen
Foto: © dpa
05. März 2017, 12:53

Kristin Gierisch erfüllte sich mit dem ersten EM-Gold für eine deutsche Dreispringerin einen Traum. Dabei wäre die 26-Jährige nach einer schwierigen Zeit im Vorfeld beinahe gar nicht in Belgrad an den Start gegangen.

Beim ersten Takt der deutschen Nationalhymne atmete Dreispringerin Kristin Gierisch tief durch, schüttelte ungläubig mit dem Kopf und wischte dann einige Tränchen aus ihren feuchten Augen. Richtig fassen konnte die 26-Jährigen ihren historischen Erfolg bei der Hallen-EM in Belgrad noch nicht. Trotz der Goldmedaille um ihren Hals, die gleichzeitig auch Belohnung für eine äußerst schwierige Zeit war, durch die Gierisch vor ihrem Triumph gehen musste.

"Es ist ein Traum. Das ist ein unglaubliches Gefühl", sagte die 26 Jahre alte Hallen-Vizeweltmeisterin, deren Triumph in Belgrad überhaupt der erste internationale Titel einer deutscher Dreispringerin war. Egal, ob bei Olympia, Welt- oder Europameisterschaften: "Ich wollte vor vier Tagen noch sagen, ich lass' das hier. Ich war schon drauf und dran, den Start abzusagen. Die Hallensaison war so verkorkst. Ich glaube, das war hier der einzige ordentliche Wettkampf, den ich abgeliefert habe."

Körperliche Probleme warfen Gierisch im Vorfeld aus der Bahn. Erst eine Knochenhaut-Entzündung, dann Rückenprobleme, schließlich Knieschmerzen. Zunächst war keine Ursache zu finden, später dann die Diagnose: Belastungsreaktion der Muskulatur. An normales Training war aber nicht zu denken. Bei den deutschen Meisterschaften erreichte sie vor zwei Wochen 13,69 m, fast 70 Zentimeter weniger als ihre Siegweite von 14,37 m in Belgrad.

Was sie hier abgeliefert hat ist sensationell

Hinzu kam eine schwierige Situation im engsten persönlichen Umfeld. Ihr Bruder Kay verschwand vor wenigen Wochen kurzzeitig, wurde glücklicherweise aber nach zwei Tagen gefunden. "Das hat sie schon extrem belastet. Dazu kamen noch die gesundheitliche Sorgen", sagte Gierischs Trainer Harry Marusch, der die Chemnitzerin seit 14 Jahren betreut: "Deshalb trägt das, was sie hier abgeliefert hat, für mich den Charakter von sensationell."

Wie schon bei ihrem Erfolg bei der Hallen-WM vor einem Jahr zeigte Gierisch auch in Belgrad ihre größte Stärke: Ihren Wettkampfcharakter. "Sie ist extrem ehrgeizig und im ganzen Leben ein Vollprofi geworden", sagte Marusch: "Wenn sie an sich glaubt, kann sie so was auch abliefern." Und sein Schützling gab das Lob zurück: "Ich verdanke dem Mann einfach alles. Er hat mich nie im Stich gelassen, immer an mich geglaubt."

Motivation dank Hess

Zusätzlich Motivation bezieht Gierisch auch aus dem Training mit Dreisprung-Shootingstar Max Heß. "Der Max und ich sind eine Einheit geworden. Wir pushen uns, es gibt auch mal ein paar Sticheleien. Wir merken aber, wann es dem anderen gut oder schlecht geht", beschrieb Gierisch das Verhältnis zum Freiluft-Europameister.

Der 20-Jährige sprang in Belgrad bereits in der Qualifikation deutschen Hallen-Rekord, ein Ziel, das auch noch auf Gierischs Agenda steht. Bei der EM vor zwei Jahren in Prag verpasste sie die Bestmarke von 14,47 m nur um einen Zentimeter und wurde Vierte. "Wenn ich sie ganz normal hätte vorbereiten können, wäre das möglich gewesen", sagte Marusch: "Der Rekord bleibt aber ein Ziel für uns."

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