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Frenzel-Kolumne: (Un)Ruhetage

Ruhetage bedeuten für Eric Frenzel nicht automatisch Entspannung
Ruhetage bedeuten für Eric Frenzel nicht automatisch Entspannung
Foto: © getty, Giovanni Auletta/Agence Zoom
28. Februar 2017, 12:16
sport.de
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Eric Frenzel ist als Sieger des Gesamtweltcups 2013 bis 2016 der erfolgreichste Nordische Kombinierer der letzten Jahre. In seiner sport.de-Kolumne schreibt Frenzel dieses Mal exklusiv über tückische "Ruhe"tage.

Wenn auf dem Weltmeisterschaftskalender Ruhetage verzeichnet sind, bedeutet dies lediglich, dass wir den Fokus unserer Aktivitäten auf andere Dinge jenseits des reinen Sports legen. Ruhe im Sinne von Regeneration und Erholung wird eher seltener gepflegt. Sponsorentermine und Pressekonferenzen stehen neben leichten Trainingseinheiten auf dem Programm, was angesichts der Erfolge der deutschen Mannschaft eine wahre Freude und weniger eine Belastung darstellt.

Auch wenn man derart beschäftigt ist, sind die Gedanken natürlich schon beim nächsten Wettkampf. Es steht der Wettbewerb auf der Großschanze an, der mir seit Jahren schon besser liegt. Gute Flugfähigkeiten lassen sich auf der Großschanze besser in Weiten und Abständen zur Konkurrenz ummünzen und verschaffen einem eher die gewünschten Vorsprünge in der Loipe. Die Umstellung von Schanzentyp zu Schanzentyp muss technisch und mental bewältigt werden, deshalb gibt es offizielle Trainingseinheiten an den Tagen zwischen den Wettkämpfen. Die Streckenführung für das Rennen in der Loipe wird dieselbe sein wie bei der Staffel, die mir allerdings nicht so anspruchsvoll wie die Streckenführung aus dem ersten Einzelwettkampf vorkam.

Mentale Stärke gefordert

Die letzten Stunden vor dem Wettkampf sind dem Aufbau von Spritzigkeit gewidmet. Wir werden nach leichtem Langlauftraining am Vormittag und nach absolvierter Mittagsruhe in die Halle gehen, um Hürdenspringe zu absolvieren und Sprungsimulationen durchzuführen. Ansonsten versuche ich, mich vor allem mental auf die Aufgabe vorzubereiten, vor allem auf das Springen, mit dem man morgen den Grundstein für das Gesamtergebnis legt.

Zur mentalen Vorbereitung gehört auch nochmal ein Spaziergang auf der Strecke, um sich die Loipenführung und das Gelände vor Augen zu halten. Wo sind Anstiege für etwaige Attacken, wie ist der Zieleinlauf, wie sind die Abfahrten ausgelegt und wie ist das gesamte Streckenprofil angelegt?

Alles was vorher war, an Weltcupergebnissen oder Rennverläufen bei dieser Weltmeisterschaft blende ich aus. Es zählt nur, das was vor einem liegt und das sind Probedurchgang und Wettkampfsprung…

Angreifen, als gäbe es keinen Morgen 

Die jeweilige Renntaktik wird selbstverständlich erst vor unmittelbar vor dem Rennen festgelegt, nachdem man weiß, ob man in Ansehung des Sprungergebnisses der Jäger oder der Gejagte ist.

Die Erwartungen an das deutsche Team sind weiter hoch, wie man aus fast jeder Frage von den Journalisten in der Pressekonferenz heraushören kann. Alle deutschen Starter gehören zum engen Favoritenkreis. Das ist die Feststellung, der man stereotyp begegnet. Darin liegt natürlich auch ein kontraproduktives Element. Wer sich in unserem Sport zu sicher ist, verfällt schnell in eine Lähmung, die leicht Meter auf der Schanze verschenkt oder auch Geschwindigkeit in der Loipe nimmt. Dessen sind wir uns aber bewusst und werden angreifen, als ob es keinen Morgen gäbe.

Herzlichst
Eric Frenzel

Die Kolumne wird präsentiert von "eins energie in sachsen"

WM 2017 Lahti

1DeutschlandJohannes Rydzek26:41.60m
2JapanAkito Watabe+4.80s
3FrankreichFrançois Braud+13.00s
4ÖsterreichMario Seidl+17.40s
5ÖsterreichWilhelm Denifl+26.50s

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