Eric Frenzel ist als Sieger der Gesamtweltcups 2013 bis 2016 der erfolgreichste Nordische Kombinierer der letzten Jahre. In dieser Saison will er den Titel zum fünften Mal in Folge holen und damit einen Weltrekord aufstellen. In seiner exklusiven sport.de-Kolumne schreibt der 28-Jährige dieses Mal über die letzte heiße Phase der WM-Vorbereitung, der sogenannten "UWV".
Mein 16 Monate alter Sohn Leopold hat die Grundzüge des Schneeschippens in der Einfahrt seiner Auffassung nach schon genauestens verstanden. Während ich den Weg zum Haus freischaufele, steht Leopold auf einem kleinen Schneehügel daneben und schippt von diesem mit einer kleinen Schaufel immer wieder Schnee auf den Weg, den ich eigentlich schon frei gemacht hatte.
"Nein, Leopold, nicht den Schnee wieder zurückschaufeln". Mein Sohn ist unbeirrt und meint, mir auf diesem Wege den Schnee unentwegt zur Verfügung zu stellen, den ich wieder zu beseitigen habe.
Ich bin mitten in meiner UWV. Hinter diesem Kürzel, erfunden von unserem Bundestrainer Hermann Weinbuch, verbirgt sich ein Programm, das gezielt auf den Höhepunkt der Saison wirkt: "Unmittelbare Wettkampf-Vorbereitung".
Es geht um Spritzigkeit und Kraftaufbau
Dies bedeutet im Einzelnen: Aus ein paar Tagen Regeneration kommend, bauen wir unsere Leistungsfähigkeit noch mal von Grund auf. Ich genieße also alle Spielchen im Schnee mit meinem jüngsten Spross, bevor ich morgen daran gehe, mir den Feinschliff für die Weltmeisterschaft zu holen. Durch bestimmte Trainingssequenzen in der Loipe wird Spritzigkeit entwickelt, auch Kraft soll aufgebaut werden.
Dies geschieht bevorzugt im Heimtraining, bevor wir uns nächste Woche in Oberstdorf zum WM-Lehrgang treffen, um dort vor allem an den Sprüngen zu arbeiten. Während das heimische Lauftraining für mich business as usual ist, bin ich sehr erpicht auf das Sprungtraining. Insbesondere werde ich meine Hocke in der Anfahrtsspur analysieren und hoffentlich optimieren.
Es geht vor allem um den Moment des Absprungs, bei dem ich in den letzten Wettkämpfen etwas spät dran war und so einige Meter Sprungweite verschenkt habe. In Ansehung der knappen Entscheidungen in der Loipe gegen und mit meinem Widersacher Johannes Rydzek, muss ich noch akribischer auf der Schanze arbeiten. Es geht im Moment einfach um jeden Meter und damit um jede Sekunde, die man durch einen guten Sprung auf den Konkurrenten gut machen kann.
Gedanklich voll auf die WM fokussiert
Ich bin vollkommen fokussiert auf die vier Wettbewerbe der Weltmeisterschaft in Lahti, die nicht wie in anderen Sportarten, für die Weltcupwertung gelten. Das heißt, dass das dramatische Kopf-an-Kopf-Rennen um den Gesamtweltcup in eine kurze Pause geht, bevor nach der Weltmeisterschaft nur noch vier Weltcupstarts anstehen, darunter zwei Rennen in Schonach.
Jetzt geht es gegenwärtig gedanklich nur noch um die WM, anlässlich derer wir uns alle unglaublich auf die Teamwettbewerbe freuen. Der Countdown läuft, ich bin heiß auf die UWV und hoffe aus dieser gestärkt und gut vorbereitet hervorzugehen.
Herzlichst,
Eric Frenzel
Die Kolumne wird präsentiert von "eins energie in sachsen".
