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Wester: "Will über sieben Meter springen!"

Alexandra nahm 2016 an ihren ersten Olympischen Spielen teil
Alexandra nahm 2016 an ihren ersten Olympischen Spielen teil
Foto: © imago sportfotodienst
10. Februar 2017, 12:50
sport.de
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Alexandra Wester gilt als eine der talentiertesten Weitspringerinnen Deutschlands. In diesem Jahr will die 22-Jährige ihren ersten Sieben-Meter-Sprung schaffen.

Darüber hinaus gilt die in Gambia geborene amtierende Deutsche Hallenmeisterin als Pulikumsliebling, freut sich nach eigener Aussage schon "total auf das Berliner Publikum" beim ISTAF Indoor in Berlin, welches am Freitagabend stattfindet und für Wester eine ganz besondere Bedeutung hat. sport.de sprach mit der Kölnerin exklusiv über die weiteren Ziele für das Jahr 2017, die große nationale Weitsprungkonkurrenz und ihre neu entdeckte Gelassenheit.

Frau Wester, am Freitagabend steht mit dem ISTAF Indoor von Berlin das erste richtig große Event in diesem Jahr an. Wir geht es Ihnen aktuell gesundheitlich und wie sind Sie drauf?

Alexandra Wester: Mir geht es super! Das Training läuft sehr gut und ich hab schon die ersten Wettkämpfe hinter mir. Das war ein solider Einstieg. Ich freue mich jetzt auf die nächsten Events, weil ich weiß, dass es jetzt richtig nach oben geht. Wir haben im Winter richtig viel geackert und Körner gesammelt.

Was haben Sie in der Saisonpause unternommen, um auch einmal von der Leichtathletik abschalten zu können?

Ich bin nach den Olympischen Spielen im September noch eine Woche länger in Rio geblieben, weil ich meine: Wenn ich schon einmal da bin, dann muss ich die Zeit auch nutzen! Später habe ich auch noch einmal in der Türkei eine Woche Urlaub gemacht, Sonne getankt, gutes Essen gekocht und entspannt.

Wann und wo ging es für Sie dann wieder ins Training?

Im Oktober ging es in Köln wieder mit der Vorbereitung los. Wir haben aber erst einmal ganz langsam wieder angefangen und seit dem alles langsam wieder aufgebaut.

In Ihrer Sportart ist es häufig so, dass die Athleten bei den ersten Wettkämpfen nicht direkt ihre volle Leistung bringen können, weil ihnen die hohe Intensivät aus der Vorbereitung noch in den Knochen steckt. Wie ist das bei Ihnen?

Das stimmt auf jeden Fall. In diesem Jahr haben wir das aber auch bewusst so gemacht. Im letzten Jahr habe ich schon sehr früh meine Spitze gehabt. In diesem Jahr haben wir extra noch einmal ein bisschen mehr trainiert, sodass ich derzeit noch etwas länger in der Trainingsform bin. Das soll aber auch so sein. Die Leistungsspitze will ich erst erreichen, wenn der Höhepunkt kommt, und das dauert ja noch eine ganze Weile.

Sind die denn mit dem gleichen Team in die Saison gestartet wie im letzten Jahr?

Mein Team beim ASV Köln hat sich zum Glück etwas vergrößert. Vorher war es so, dass ich mit zwei, drei Athleten ab und zu mal trainiert, vieles aber auch alleine gemacht habe. Jetzt habe ich mit Alyn Camara [Deutscher Weitsprungmeister 2016, d. Red.] einen Trainingspartner dazu bekommen. Da bin ich auf jeden Fall sehr froh drüber. Das Training macht mir sehr viel Spaß. Wir ziehen uns gegenseitig – wobei Alyn eigentlich nur mich zieht, weil ich da noch etwas hinterherhänge (lacht). Das gemeinsame Training finde ich aber super.

Sie haben die ersten Wettkämpfe in dieser Saison bereits angesprochen. Beim Erfurt Indoor Ende Januar sind Sie 6,42 Meter gesprungen. Wie zufrieden waren Sie mit dem ersten Resultat in diesem Jahr?

Ich denke, es ist ein solider Einstieg. Ich weiß ja, in welcher Trainingsform ich gerade noch bin. Daher denke ich, es war ok so.

An diesem Freitag steht wie erwähnt das ISTAF Indoor auf dem Programm. Im letzten Jahr sind Sie mit 6,95 Metern da persönliche Bestleistung gesprungen. Was ist für dieses Jahr das Ziel in der Mercedes-Benz-Arena?

Ich visiere meine Leistungsspitze in dieser Hallensaison erst für die EM in Belgrad an, von daher warten wir es erst einmal ab. Aber ich wäre schon dafür, dass es wieder in Richtung dieser Weite geht. Ich weiß ganz genau: Mit diesen Zuschauern in Berlin und der Weitsprunganlage dort, die auch super gut ist, kann es mich noch einmal ganz weit hinausschießen.

Zwischen Ihnen und dem Berliner Publikum hat es im letzten Jahr eh ziemlich "gefunkt". Ist die Vorfreude auf das Event daher noch ein wenig größer? Die Veranstalter rechnen wieder mit ausverkaufter Halle und rund 12.000 Besuchern.

Ja, auf jeden Fall! Ich freue mich total auf das Berliner Publikum. Das sind meine Leute (lacht)!

Im letzten Jahr sind Sie das erste Mal an die Sieben-Meter-Marke gesprungen und haben zum ersten Mal an Olympischen Spielen teilgenommen. Inwiefern hat sich die eigene Erwartungshaltung an die eigenen Leistungen seit dem verändert?

Ich gehe es definitiv anders an. Und zwar eher mit mehr Geduld. Im letzten Jahr war es so, dass ich von Anfang an super gut drauf sein und Bestleistung um Bestleistung springen wollte. So war es ja dann auch, obwohl ich die Leistungsspitze natürlich einen Tick zu früh hatte. In diesem Jahr bin ich sehr zuversichtlich und sage: Die Leistung wird kommen, weil wir es richtig strukturieren und die Spitze richtig setzen.

Das erste Jahr nach Olympia gilt gemeinhin als das schwierigste, um wieder die richtige Motivation zu finden. Wie gehen Sie Ihren Sport an mit der Gewissheit, dass das ganz große Highlight erst wieder 2020 ansteht?

Ich denke da eher kurzfristig. Wir haben mit der Hallen-EM und der WM auch in diesem Jahr einige Top-Events. Natürlich war Olympia noch einmal etwas ganz anderes. Aber wie gesagt: Ich bin jetzt geduldiger geworden, das nimmt mir auch einen gewissen Druck. Tokio 2020 ist natürlich immer im Hinterkopf, aber erst einmal denke ich kurzfristiger zum Beispiel an die WM in London oder die EM im nächsten Jahr in Berlin.

Wie geht es nach dem ISTAF Indoor in den kommenden Wochen weiter?

Ich habe vor dem ISTAF Indoor in Leverkusen noch einen kleinen Wettkampf gehabt, bei dem es vor allem um die Anlaufsicherheit ging. Nach dem ISTAF Indoor sind dann am nächsten Wochenende die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig und am ersten Märzwochenende die Europameisterschaften in Belgrad angepeilt.

Danach geht es in die Freiluftsaison. Was ist da als erstes geplant?

Draußen steht eigentlich noch nichts richtig fest, da befinden wir uns noch in den Gesprächen.

Beim Blick auf die nationale Konkurrenz: Was trauen Sie ihren Kolleginnen um Malaika Mihambo und Sosthene Moguenara in diesem Jahr zu?

Definitiv sehr viel! Insgesamt gibt es in Deutschland sechs, sieben Weitspringerinnen, die 6,70 Meter oder mehr draufhaben. Sosthene ist sehr stark und talentiert, von ihr erwarte ich sehr viel. Malaika wird draußen auch wieder gut durchstarten, wenn alles gut läuft. Auch darüber hinaus haben wir ein super starkes Feld, was ich echt gut finde. Wir pushen uns gegenseitig und haben auch öfter Trainingslager zusammen. Dieser direkte Vergleich bringt uns weiter.

Welche Weite wollen Sie am Ende des Jahres unbedingt geknackt haben und was ist Ihr konkretes Ziel für die Weltmeisterschaften in London im August diesen Jahres?

Ich möchte definitiv über die sieben Meter springen. Die Marke lässt ja schon ein bisschen auf sich warten. Eine genaue Platzierung für die WM habe ich mir noch nicht gesteckt. Ich habe gelernt, dass man mit so einem hochkarätigen Event erst einmal umgehen muss. Es ist eine große Kunst, die sieben Meter überhaupt erst einmal zu springen. Noch viel schwieriger ist es aber, diese genau im richtigen Moment zu springen und die Topleistung auf den Punkt zu bringen. Das ist erst einmal mein wichtigstes Ziel, nämlich meine beste Leistung auch bei den wichtigsten Events abzurufen.

Das Interview führte Mats-Yannick Roth

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