Die Saison 2017 wird aus Sicht von MotoGP-Rookie Sam Lowes die bisher anspruchsvollste Saison. Der Brite, der 2013 die Supersport-Weltmeisterschaft gewann, wechselt nach drei Jahren in der Moto2 in die Königsklasse und übernimmt bei Aprilia den Platz von Stefan Bradl. In den vergangenen Jahren schafften es nur wenige Fahrer aus dem Superbike-WM-Fahrerlager in die MotoGP. Die Erfolge von Eugene Laverty, Loris Baz und Co. hielten sich in Grenzen.
"Ich denke, das Problem liegt darin, dass der Unterschied sehr groß ist, wie man ein Superbike heutzutage fährt und wie man mit einem MotoGP-Motorrad fahren muss", grübelt Lowes, der jahrelang im Superbike-WM-Fahrerlager Zuhause war. "Die Art und Weise, wie man ein Supersport-Motorrad fährt ist mit Blick auf die Moto2 natürlicher. Und wenn man es in die Moto2 geschafft hat, kann man sich für die MotoGP empfehlen", stellt er fest.
"Mit der Supersport-Maschine und mit dem Moto2-Bike muss man hohe Kurvengeschwindigkeiten fahren. Selbst in der MotoGP muss man in den Kurven das Tempo halten. Gleichzeitig muss man das Motorrad zeitig aufrichten, was es sehr gewöhnungsbedürftig macht. Mit dem Superbike fährt man gerade in die Kurve, richtet es auf und geht ans Gas", analysiert Lowes und macht in erster Linie die Reifen und die Elektronik für die unterschiedlichen Fahrstile verantwortlich.
"Johnny Rea leistete sich kleine Fehler"
In den beiden vergangenen Jahren sicherte sich Kawasaki-Pilot Jonathan Rea bei den Superbikes den WM-Titel. Vor viereinhalb Jahren erhielt der ehemalige Honda-Pilot von den HRC-Verantwortlichen die Chance, Casey Stoners RC213V zu pilotieren. Er fuhr bei seinen beiden Einsätzen in Misano und Aragon in die Top 10 und zeigte solide Leistungen. Honda war das aber zu wenig. Er erhielt später keine weiteren Chancen in der MotoGP.
Laut Lowes verhielt sich Honda ungerecht: "Johnny Rea erhielt im Honda-Werksteam eine Chance und leistete sich keine Fehler. Ich denke, er ist ein toller Fahrer und hätte sich gut in der MotoGP geschlagen. Doch weil er sich nicht sofort steigern konnte wurde er nicht genommen. Die Leute sind in diesem Sport ziemlich hart. Alles hängt von Ergebnissen ab, während gute Ergebnisse ganz schnell in Vergessenheit geraten", ärgert sich der MotoGP-Rookie.
Lowes: "Man erlebt schwierige Zeiten"
Lowes weiß, wie schnell man im Motorradsport sein Standing verliert: "Ich möchte mich nicht zu hoch loben, aber ich sicherte mir in Aragon die Pole-Position, gewann das Rennen mit fünf Sekunden Vorsprung und war in jeder Session der Schnellste. Es war ein perfektes Wochenende. Ich erhielt viele Nachrichten, wie gut ich bin. Dann stürzte ich in Japan und auf Phillip Island. Sofort hieß es überall: 'Lowes sollte man rauswerfen'."
"Es ist hart, wenn man sich auf diesem Level befindet. Man erlebt schwierige Zeiten, selbst wenn es nur für eine kurze Zeit schlecht läuft", erklärt der mehrfache Grand-Prix-Sieger und erinnert sich an ein Zitat: "Man ist nie so gut, wie die Leute sagen, wenn man gewinnt. Und man ist nie so schlecht, wie die Leute behaupten, wenn man verliert. Das sagt mein Bruder und ich stimme ihm zu."
