Dreimal Gold, einmal Silber - keine deutsche Ski-Rennläuferin war bei Olympia so erfolgreich wie Maria Höfl-Riesch. Bei Weltmeisterschaften gewann sie zwei weitere Gold- und vier Bronzemedaillen. Im Interview mit dem "SID" spricht die 32-Jährige über Lindsey Vonn, die bevorstehende WM und notwendige Veränderungen beim Deutschen Skiverband.
"Das Zeug zum Star haben einige bei den Damen, aber Lindsey ist sensationell", sagt Höfl-Riesch und erklärt: "Sie hat gleich das zweite Rennen nach der langen Verletzungspause wieder gewonnen, und St. Moritz liegt ihr auch, vom Schnee und Gelände her, ich habe sie in der Abfahrt voll auf der Goldrechnung."
Die schweizerische Starterin Lara Gut sei "im Super-G unheimlich stark" - und das schon über "sehr lange Zeit". Auch von Konkurrentin Mikaela Shiffrin hat die Olympiasiegerin eine hohe Meinung: "Sie ist im Riesenslalom eine Medaillenkandidatin, im Slalom hat sie den ganz großen Favoritendruck, alles andere als Gold wäre eine Enttäuschung."
Höfl-Riesch: Leider hat sich "nicht so viel verändert"
Die deutsche Alpinsparte hingegen sei in den letzten Jahren dünner besetzt: "Es ist nach wie vor so wie letztes Jahr, es hat sich leider nicht so viel verändert. Im Slalom ist vielleicht ein bisschen ein Aufwärtstrend erkennbar. Lena Dürr ist wieder ab und zu vorne dabei, auch Christina Geiger, zuletzt waren immer drei, vier, fünf Leute im zweiten Durchgang, das ist ja schon mal ein Schritt nach vorne, auch wenn auf Dauer gesehen wieder mehr kommen muss."
Generell sieht Maria Höfl-Riesch in der Alpinsparte des Deutschen Skiverbandes ein Strukturproblem und mahnt Reformen an. "Ich will nicht auf einzelne Trainer losgehen, das steht mir gar nicht zu, aber wenn im Fußball ein Verein fünf Spiele hintereinander verliert, ist der Trainer weg", so die Ex-Fahrerin.
Maier gibt Defizite zu
DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier, einst einer ihrer größten Förderer, sieht sie in einer schwierigen Situation, "weil sich das Team nicht entwickelt, wie er sich das vorgestellt hat. Er versucht sein Bestes, trotzdem muss man sich, wenn nach so langer Zeit so wenig passiert, überlegen, ob man alles richtig gemacht hat. Ich sehe da die Schuld nicht nur bei den Mädels, man muss vielleicht am ganzen System was verändern." Zumal die Probleme schon seit drei Jahren dieselben seien.
Maier gibt zu, "dass wir bei der Umstrukturierung bei den Mädels unsere Ziele nicht erreicht haben". Auch Frauen-Cheftrainer Markus Anwander, der Höfl-Riesch auf dem Weg zur Spitze jahrelang betreute, hat den Handlungsbedarf längst erkannt. "Man muss den Weg sicher wieder verändern und Dinge wie Periodisierung, Trainingsinhalte oder -Schwerpunkte hinterfragen und dann sicher auch ändern". Neuerungen sind aber erst zur kommenden Olympia-Saison zu erwarten.
Der aktuelle Ski-Winter erlebt ab Montag mit der WM in St. Moritz (bis 19. Februar) seinen Höhepunkt - und "ARD"-Expertin Höfl-Riesch ist zuversichtlich. Sie traut sowohl Felix Neureuther als auch Viktoria Rebensburg eine Medaille zu, außerdem könne Stefan Luitz für eine Überraschung sorgen, meinte sie.