Einem Urgestein des deutschen Frauenhandballs droht das finanzielle Aus. Der HC Leipzig hat nun die Stadt um Hilfe gebeten, doch der Bürgermeister gibt sich zurückhaltend.
Bürgermeister Heiko Rosenthal blieb zurückhaltend. Ja, man wisse im Leipziger Rathaus um die finanziellen Nöte des Frauenhandball-Bundesligisten HC Leipzig, könne aber zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Zusagen über etwaige kurzfristige Hilfestellungen machen. "Uns liegen keine belastbaren Unterlagen vor", sagte Rosenthal dem "MDR": "Wir haben in einem Gespräch mit dem HCL die Hausaufgaben vorformuliert, der Verein ist jetzt in der Bringschuld."
Das will HCL-Manager Kay-Sven Hähner so nicht stehen lassen. Die angeforderten Unterlagen seien bei der Sparkasse Leipzig eingereicht, diese werde sie wie mit allen Seiten besprochen nach genauer Analyse an die Stadt weiterleiten. "Aber wir arbeiten ja abgesehen davon weiter an allen Fronten, wir verlassen uns natürlich jetzt nicht nur auf die Stadt", sagte Hähner dem SID.
HCL: Situation ist "angespannt"
Die Zahlen, die in der Szene die Runde machen, sind für den Frauenhandball in Deutschland alarmierend. Auf 700.000 Euro sollen sich die Verbindlichkeiten des Traditionsvereins mittlerweile belaufen. 150.000 seien bereits abgedeckt, doch um einen erhofften Zuschuss der Stadt in Höhe von 300.000 Euro zu erhalten, muss Hähner angeblich bis Mitte Februar weitere 250.000 Euro auftreiben. Hähner wollte diese Zahlen nicht kommentieren.
Auf "SID"-Anfrage hatte er bereits vor einigen Wochen eingeräumt, dass "die Situation angespannt ist, keine Frage", man arbeite aber "sehr intensiv an Lösungen" und habe schon "ein großes Stück des Weges geschafft". Am Donnerstag gab sich "Mr. HCL" zuversichtlich: "Wenn all unsere eingeleiteten Maßnahmen greifen, gehe ich fest davon aus, dass es auch in der kommenden Saison Bundesliga-Handball beim HCL geben wird."
Laufende Verhandlungen, ausstehende Sponsorengelder
Die Situation, wie sie sich im Januar 2017 darstellt, ist keine plötzlich entstandene Momentaufnahme. Seit Jahren gibt es Gerüchte um Zahlungsschwierigkeiten des deutschen Rekordmeisters, dessen Spielerinnen angeblich erst vor einer Woche ihre Oktobergehälter bekommen haben. Hähner verweist in dem Zusammenhang immer wieder auf laufende Verhandlungen, ausstehende Sponsorengelder und nicht eingehaltene Zusagen: "Wenn du an irgendeiner Stelle 40.000 Euro einplanst und die dann nicht kriegst, bleibt das natürlich nicht ohne Folgen."
Auch sportlich ist der HCL in dieser Saison weit von alten Glanztaten entfernt, die finanziellen Sorgen und der unterschiedlich bedingte Ausfall etlicher Leistungsträgerinnen belasten die Mannschaft. Immerhin sendete der HCL vor zuletzt nur noch 700 Zuschauern in der beim Handball bis zu 8.000 Besucher fassenden Arena Leipzig mit dem 24:23 gegen den deutschen Vizemeister TuS Metzingen ein sportliches Lebenszeichen.
Wie es weitergeht, steht in den Sternen, Nationalspielerinnen wie Torhüterin Katja Kramarczyk, Saskia Lang oder Shenia Minevskaja werden längst mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht. "Wir würden es nur sehr ungern sehen, wenn es mit dem Premiumprodukt HCL in dieser Stadt nicht weitergeht", sagte der Bürgermeister. Für den gesamten Frauenhandball in Deutschland wäre das Aus des HCL im Jahr der WM im eigenen Land ein empfindlicher Schlag.