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Sigurðsson exklusiv: Abschied "tut weh"

Dagur Sigurðsson träumt vom nächsten großen Coup mit seinem DHB-Team
Dagur Sigurðsson träumt vom nächsten großen Coup mit seinem DHB-Team
Foto: © getty, Alex Grimm
12. Januar 2017, 10:00
sport.de
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Die letzte Mission von Bundestrainer Dagur Sigurðsson beginnt. Die deutsche Nationalmannschaft startet am Freitag in die Weltmeisterschaft in Frankreich, Auftaktgegner ist Ungarn (17:45 Uhr).

Sigurðsson hat Deutschland vergangenes Jahr bereits zum EM-Titel und zur Bronze-Medaille bei Olympia geführt. Nun strebt er eine erfolgreiche Weltmeisterschaft an, bevor er die Nationalmannschaft von Japan übernimmt. Im exklusiven sport.de-Interview spricht der 43-Jährige über die Chancen der DHB-Auswahl, die Überbelastung für die Spieler und seine zukünftige Nationalmannschaft Japan.

Herr Sigurðsson, mit welchen Zielen gehen Sie die Weltmeisterschaft an?

Dagur Sigurðsson: Wir zählen zu den Favoriten und streben eine bessere Platzierung als bei der letzten Weltmeisterschaft an. Vor zwei Jahren landeten wir auf Platz 7. Unsere Mannschaft hat sich durch die Erfahrungen bei der Europameisterschaft und den Olympischen Sommerspielen weiterentwickelt. Das Problem sind allerdings die vielen Ausfälle. Ich hoffe, wir können um die Top-Plätze mitspielen.

Deutschland wurde vor einem Jahr Europameister, gewann zudem Bronze bei den Olympischen Sommerspielen. Befürchten Sie, dass alles andere als eine Platzierung unter den Top 3 als Misserfolg gewertet wird?

Nein, das wäre falsch.

Sie sprachen die vielen Ausfälle, wie zum Beispiel die Verletzung von Steffen Weinhold, an. Auch bei der Europameisterschaft 2016 gab es viele Verletzungsausfälle. Kann diese Erfahrung hilfreich sein?

Natürlich ist jeder Fall anders, jeder Verletzungsausfall tut auf eine andere Art und Weise weh. Aber klar: Wir wissen nicht zuletzt aufgrund der damaligen Erfahrung, dass wir Ausfälle kompensieren können. Das ist keine neue Situation für uns. Wir sind breit aufgestellt. In den gut zweieinhalb Jahren, die ich jetzt Bundestrainer bin, haben wir wahrscheinlich an die 40 Spieler eingesetzt.

Wo liegt diesmal die besondere Herausforderung?

Wir hatten die wahrscheinlich kürzeste Vorbereitung aller Zeiten. Umso wichtiger war es, jeden Tag optimal zu nutzen.

In der Gruppe C lauten die Gegner Ungarn, Chile, Saudi Arabien, Weißrussland und Kroatien. Wie schwer sind diese Kontrahenten einzuschätzen?

Wenn man sich die Namen anschaut, haben gerade Ungarn und Kroatien sehr starke Mannschaften und viel Tradition. Weißrussland hat mit Yuri Shevtsov einen guten Trainer, der lange in der Bundesliga tätig war. Seine Mannschaft ist auf einem guten Weg. Mit südamerikanischen Mannschaften wie Chile haben wir unsere Erfahrungen gemacht. Gegen Brasilien haben wir bereits einmal verloren. Auch gegen Argentinien haben wir uns bei der WM in Katar schwer getan. Die einzige Mannschaft in unserer Gruppe, die nicht das ganz hohe Niveau hat, ist Saudi Arabien.

Abgesehen von Ihrer Gruppe: Wer zählt zu den Favoriten auf den WM-Titel?

Für mich gibt es nicht den einen großen Favoriten. Gastgeber Frankreich und Dänemark zählen sicherlich dazu. Diese beiden Nationen standen auch im Olympia-Finale. Auch Spanien ist stark einzuschätzen. Es gibt sicherlich sechs oder sieben Mannschaften, die Weltmeister werden könnten.

Spieler wie Finn Lemke, Steffen Fäth, Kai Häfner oder Julius Kühn waren vor gut einem Jahr noch Nobodys. Heute sind sie Leistungsträger der Nationalmannschaft. Woher kommt diese rasante Entwicklung?

Das sind einfach gute Spieler, die sich in der Bundesliga weiterentwickelt haben. Dass wir in Deutschland eine sehr starke Liga haben, ist in dieser Hinsicht ein großer Vorteil.

Auf der anderen Seite aber ist die Belastung in der Bundesliga sehr hoch. Hendrik Pekeler, Christian Dissinger und Martin Strobel haben deshalb freiwillig auf die WM verzichtet. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Einerseits bedauere ich es. Das sind Spieler, die ich gerne dabei gehabt hätte. Auf der anderen Seite kann ich die Entscheidung dieser Spieler nachvollziehen.

Die WM ist nach der Europameisterschaft und den Olympischen Sommerspielen das dritte Großturnier innerhalb von 13 Monaten. Ist das zu viel?

Aus dieser Diskussion möchte ich mich lieber heraushalten. Mein Job ist es, die Mannschaft gut auf das Turnier vorzubereiten.

Abgesehen von Tobias Reichmann und Uwe Gensheimer haben Sie ausschließlich Bundesligaspieler im Kader. Die Belastung ist in der deutschen Liga deutlich höher als zum Beispiel in Spanien, Kroatien oder Ungarn. Haben Sie gegenüber den anderen Nationen einen Nachteil?

Fakt ist, dass ich jeden Spieler einzeln steuern muss. Die Belastung der einzelnen Spieler ist teilweise sehr unterschiedlich. Der eine Spieler war verletzt, der andere Spieler hat seit Monaten durchgespielt, der nächste hat zwischendurch eine kleine Pause bekommen. Ein Trainer muss sich jeden Spieler einzeln anschauen und seine Vorbelastung berücksichtigen.

Sie haben in der Gruppenphase fünf Spiele innerhalb von acht Tagen...

… deshalb ist es notwendig, viel zu rotieren. Wenn man so viele Partien innerhalb kürzester Zeit hat und viele Spieler bereits in den letzten Wochen und Monaten viel gespielt haben, geht das gar nicht anders.

Sie sind bei dieser WM das letzte Mal Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Ist das dadurch ein ganz besonderes Turnier für Sie?

Natürlich. Das ist jetzt mein viertes Turnier als Bundestrainer. Die Turniere kamen sehr dicht aufeinander. Wir haben einen super Trainerstab und eine super Mannschaft. Es tut weh, diese Mannschaft zu verlassen. Sie wird wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren Titel gewinnen. Aber ich habe mich aus persönlichen Gründen für Japan entschieden.

Sie sollen die Nationalmannschaft von Japan auf die Olympischen Sommerspiele 2020 im eigenen Land vorbereiten. Japan nimmt an dieser Weltmeisterschaft teil, galt bislang aber nie als Handball-Nation. Was trauen Sie Ihrem zukünftigen Arbeitgeber bei dieser WM zu?

Es wäre schön für sie, wenn sie gute Ergebnisse erzielen. Im Moment dürfte das aber schwierig werden. Sie sind nicht so stark.

 

Zur Person: Der Isländer Dagur Sigurðsson war früher als Rückraumspieler aktiv und stand unter anderem bei dem Bundesligisten LTV Wuppertal unter Vertrag. Gegen Ende seiner aktiven Laufbahn arbeitete er in Japan und Österreich als Spielertrainer. Von 2008 bis 2010 war der Trainer der Nationalmannschaft von Österreich. In dieser Zeit begann er auch sein Trainerengagement bei dem deutschen Bundesligisten Füchse Berlin. Seit August 2014 coacht er die deutsche Nationalmannschaft.

Das Gespräch führte Oliver Jensen

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