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DSV-Adler ohne Freund "weit weg vom Podium"

Severin Freund wird bei den DSV-Adlern schmerzlich vermisst
Severin Freund wird bei den DSV-Adlern schmerzlich vermisst
Foto: © getty, Adam Pretty
05. Januar 2017, 19:24

Die Vierschanzentournee hat den DSV-Adlern die Augen geöffnet: Ohne Severin Freund fliegt das Team von Werner Schuster derzeit der Weltklasse nur hinterher.

Werner Schuster suchte lange nach den richtigen Worten. Als er sie fand, bemühte der Österreicher feinste Diplomatie: "Positiv ist: Wir sind ohne Severin Freund nicht zusammengebrochen", sagte der Coach der deutschen Skispringer, nachdem er um eine erste Bilanz der Vierschanzentournee gebeten worden war. Der Nachsatz klang weniger begeistert: "Negativ ist: Wir sind einfach zu weit weg vom Podium."

Nicht schlecht, aber auch nicht gut: Die Tournee hat den DSV-Adlern schon vor dem Finale am Freitag (16:45) in Bischofshofen ihren Status Quo klar vor Augen geführt. Ohne den erst formschwachen und dann erkrankt abgereisten Weltmeister Freund fliegt das Team des Deutschen Skiverbandes der Weltklasse hinterher, Topleute wie Spitzenreiter Daniel Andre Tande (Norwegen), der Pole Kamil Stoch oder Stefan Kraft aus Österreich messen sich derzeit in einer eigenen Liga.

"Wir sind trotzdem präsent"

"Es ist eine knifflige Situation. Wir springen nun im wahrsten Sinne des Wortes ohne Severin. Andere Verbände, die ihr Zugpferd verloren haben, sind schon oft weggebrochen", sagte Schuster. Finnland etwa verschwand nach der großen Zeit von Janne Ahonen in einem Loch, weil die Nachwuchsarbeit vernachlässigt worden war. Auch in Deutschland klaffte nach der Hannawald-Schmitt-Epoche jahrelang eine enorme Lücke.

Schuster sieht diese Gefahr in seiner Mannschaft allerdings nicht. "Nicht nur Severin, auch Richard Freitag ist nicht in Form. Die beiden haben das deutsche Skispringen in den letzten Jahren hochgehalten. Aber wir sind trotzdem präsent und vorne dabei", sagt Schuster. In der Tat sind gerade Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe aus dem Schatten der Vorflieger getreten, der seit Jahren ersehnte Tourneesieg war aber im Grunde schon nach dem ersten Durchgang in Oberstdorf außer Reichweite.

Viele Lichtblicke

Was passiert also, wenn Freund einmal aufhört? Mit seinen 28 Jahren ist der Niederbayer längst kein jünger Hüpfer mehr, angesichts seiner Rückenprobleme wird er kaum noch zehn Jahre springen. "Die Qualität im Team wird besser, speziell bei Andi Wellinger. Auch Leyhe ist ein Lichtblick", sagt Schuster. Wie zum Beweis glänzte das Duo am Donnerstag: Wellinger gewann die Qualifikation mit dem Schanzenrekord von 144,5 m, zugleich war es der weiteste Wettkampfsprung der Tournee-Geschichte. Leyhe wurde an seinem 25. Geburtstag starker Dritter.

Spätestens zur Ende Februar in Lahti beginnenden WM soll auch Freund wieder fit sein, einen Fahrplan für das Comeback gibt es derzeit aber nicht. "Er soll schnell wieder auf die Schanze zurückkommen, er hat viel zu tun. Mal schauen mal, wie lange das dauert. Wir werden dann entscheiden, ob wir zunächst Trainingstage einlegen oder ob er wieder ins Wettkampfgeschäft zurückkommt", sagte Schuster.

Zunächst aber gilt es, in Bischofshofen für einen versöhnlichen Abschied zu sorgen. Und wer weiß, vielleicht steht an der von Eisenbichler durchaus geliebten "Flieger-Schanze" am Ende ja endlich wieder ein DSV-Adler auf dem Podest. "Wir hatten bei der Tournee schon einen Österreicher-Tag, einen Polen-Tag und zuletzt einen Norweger-Tag", sagte Schuster: "Wir müssen weiter daran arbeiten, dass wir irgendwann einmal einen Deutschland-Tag bekommen."

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