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Seriensieger Ustiugov trotzt dem Generalverdacht

Sergey Ustiugov eilt derzeit allen davon
Sergey Ustiugov eilt derzeit allen davon
Foto: © imago sportfotodienst
05. Januar 2017, 09:38

Ausgerechnet inmitten der großen Doping-Krise im russischen Langlauf schwingt sich Sergey Ustiugov bei der Tour de Ski zum Seriensieger auf. Der 24-Jährige gilt als unbescholten, doch der Generalverdacht trifft auch ihn.

Pumpend wie ein Maikäfer und von Krämpfen gezeichnet lag Sergey Ustiugov im Zielbereich von Oberstdorf. Bei seinem historischen vierten Erfolg auf dem vierten Teilstück der Tour de Ski der Skilangläufer hatte sich der Russe sichtbar verausgabt. "Ich habe alles aus mir heraus geholt", kommentierte er später seinen jüngsten Coup in der Verfolgung. Ausgerechnet inmitten der großen Doping-Krise in seinem Team hat sich der 24-Jährige zum Dominator des Etappenrennens aufgeschwungen.

Denn die Zeiten für Russlands skandalumwitterte Loipen-Asse sind alles andere als rosig. Als Reaktion auf die neuen Enthüllungen zum russischen Staatsdoping hatte der Ski-Weltverband FIS unmittelbar vor dem Auftaktwochenende der Tour sechs russische Langläufer vorläufig suspendiert. Darunter befand sich mit Alexander Legkov, dem Olympiasieger über 50 km und Tour-de-Ski-Sieger von 2013, auch ihr prominentester Athlet der vergangenen Jahre.

Ustiugovs wundersamer Aufstieg zum Seriensieger ist deshalb Balsam für die geschundene russische Langläufer-Seele. Während seine Landsleute vehement ihre Unschuld beteuern und vor Gericht gegen ihre Sperren vorgehen, dominiert der Schützling des deutschen Trainers Markus Cramer die Tour in nie dagewesener Form. "Ich laufe nicht nur für mich, sondern auch für meine Teamkollegen", betont Ustiugov, der mit vier Siegen auf den ersten vier Etappen für ein Novum in der Tour-Geschichte sorgte, dieser Tage immer wieder.

Sundby von "sauberen" Russen überzeugt

Als außergewöhnlich talentiert galt Ustiugov schon lange. Im Junioren- und U23-Bereich hatte er zwischen 2011 und 2013 insgesamt achtmal WM-Gold gewonnen, auch bei den Senioren standen vor seinem Triumphzug bei der Tour bereits fünf Weltcup-Siege zu Buche. "Er ist einfach ein Riesentalent", schwärmt Trainer Cramer: "Er ist groß, kräftig, kann Sprint wie Distanz, klassische Technik und Freistil. Er hat alles, was ein moderner Langläufer braucht."

Und doch bleibt - wie bei allen russischen Erfolgen dieser Tage - ein fader Beigeschmack. Zwar gab es bei dem Kraftpaket aus Sibirien bislang keinerlei Auffälligkeiten, doch der Generalverdacht trifft auch ihn. Sein direkter Konkurrent Martin Johnsrud Sundby zeigte sich zwar zuletzt überzeugt, "dass alle Russen, die hier am Start sind zu 100 Prozent sauber sind". Es gibt allerdings zweifellos vertrauenswürdigere Richter als den im Sommer selbst mit einer Doping-Sperre belegten Norweger.

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