Wie 2014 hat Stefan Kraft den Auftakt der Vierschanzentournee gewonnen. Damals marschierte der Österreicher zum Gesamtsieg - der erneute große Coup ist ihm zuzutrauen.
Auf diese Frage hatte Stefan Kraft nur gewartet. "Sicher, es kann gerne so weitergehen wie vor zwei Jahren", sagte der österreichische Auftaktsieger der 65. Vierschanzentournee und grinste breit. Kraft und Oberstdorf - da war doch mal was.
Am 29. Dezember 2014 hatte der "Krafti", wie sie das Energiebündel aus Pongau daheim nur rufen, schon einmal auf der Empore im Oberstdorfhaus gesessen, bei der Sieger-PK Rede und Antwort gestanden. Ein Nobody war er damals noch, der zuvor kein einziges Weltcupspringen gewonnen hatte, als er 21-jährige beim Auftakt am Schattenberg triumphierte. Ein Nobody war er spätestens dann nicht mehr, als er eine gute Woche später zum Tourneesieg durchmarschiert war.
"Da hat's so angefangen wie diesmal", sagte Kraft, "doch diesmal ist es eine andere, eine neue Tournee. Da muss ich wieder angreifen, und ich werde auch weiter angreifen." Am Sonntag bereits in Garmisch, dort, wo seine Traum-Tournee 2014/15 die einzige Delle hatte, Kraft mit Platz sechs den Gesamtsieg beinahe aus der Hand gegeben hätte.
Krafts "sensationeller Tag"
Doch an Garmisch, wo es keine 20 Stunden nach dem Schlusspfiff in Oberstdorf bereits am Samstag mit der Qualifikation weiterging, wollte Kraft noch keine Gedanken verschwenden. Er genoss den Augenblick, "einen der schönsten Tage meines Sportlerlebens". Zwei Sahnesprünge lieferte Austrias Nummer eins ab, musste sie auch abliefern, um den am Anschlag fliegenden polnischen Olympiasieger Kamil Stoch auf Platz zwei zu verweisen.
Dass Landsmann Michael Hayböck, der Mitbewohner der "fliegenden Doppelzimmers", als Dritter mit aufs Podium kletterte, machte Krafts "sensationellen Tag" perfekt. "Den Michi" hat er ganz oben mit auf der Rechnung, wenn es in den kommenden Tagen um den Gesamtsieg geht: "Der ist in einer sensationellen Form, der Kamil freilich auch, der Daniel Tande ebenfalls - das wird noch eine enge Tournee."
Die in dem 1,66 m großen Flugwunder nun einen neuen Topfavoriten hat, zumal Kraft eine Ausgeburt an Konstanz ist. Mit Siegen im Weltcup geizt er - der in Oberstdorf war erst sein fünfter. Doch dass ein einziger Erfolg zum großen Coup reichen kann, das hat Kraft ja bereits vor zwei Jahren bewiesen.
