Noch zwei Spieltage in der NFL, dann beginnt für 16 Teams die Postseason. Für die andere Hälfte der Liga beginnt dann vorzeitig der Urlaub. Zeit für sport.de mal die Quarterbacks unter die Lupe zu nehmen.
Um einen NFL-Spielmacher zu bewerten bedarf es eines guten Orientierungssinnes. Sehr leicht verliert man sich im Statistik-Dschungel, mit dem Sportdienste in den USA um sich werfen. Welcher Akteur hat das beste QBR? Ist er umgewertet auf seine Gegner immer noch genau so gut? Wer passt beim 3rd Down am präzisesten?
In keiner Statistik wird erwähnt von welchem Spielermaterial ein QB umgeben ist. Hat der Receiver einen guten Tag oder sieht er gerade doppelt? Im Schluss bleibt festzuhalten, dass jeder Versuch einer Bewertung subjektiv und nicht perfekt ist. Wir haben uns dennoch rangewagt.
Drew Brees (New Orleans Saints)
Mit seinen 589 Pässen hat Brees seinem Team satte 4559 Yards Raumgewinn beschert. Kein anderer Quarterback kann dem 37-Jährigen in der Hinsicht das Wasser reichen. Wirft man einen Blick auf das Running Game der Saints, Platz 20 von 32, wird die Leistung umso beeindruckender. Die Gegner können sich fast vollständig auf das Passing-Game konzentrieren. Dass Brees dennoch wahnsinnige 71,1 Prozent seiner Würfe zum Mann bringt zeugt von Qualität. Note: 1
Dak Prescott (Dallas Cowboys)
Dass Prescott sich an zweiter Stelle findet mag den einen oder anderen wundern. Doch der 23-Jährige ist Rookie und trägt die Erwartungen einer ganzen Franchise auf dem Rücken als handele es sich um einen Jutebeutel mit zwei Caprisonnen darin. Das zweitbeste Running Game der Liga, macht das Passing Game zwar auch weniger erforderlich. Mit Completion-Percentage von 67,7 liegt der Rechtshänder aber schon in seiner ersten Saison auf Platz vier - vor Kalibern wie Aaron Rodgers, Tom Brady oder Ben Roethlisberger. Note: 1-
Matt Ryan (Atlanta Falcons)
Die Spieler der Atlanta Falcons müssen ihre Urlaubspläne erstmal aufs Eis legen, denn die Teilnahme an den Playoffs ist erstmals seit 2012 wieder gebucht. Großen Anteil daran hat Quarterback Matt Ryan. Satte 9,3 Yards pro Wurfversuch legt der 31 Jahre alte Routinier auf. Zum Vergleich: das sind 1,1 Yards mehr als der Zweitplatzierte - ein gewisser Herr Tom Brady - derzeit schafft.
In der Geschichte der NFL hat kein QB jemals mindestens 350 Pässe geworfen und solche Zahlen aufgelegt. Dank der historischen Saison winkt "Matty Ice" womöglich sogar der MVP-Award. Note 1-
Tom Brady (New England Patriots)
Die ersten vier Spiele der Saison durfte Herr Brady verlängerten Urlaub mit Gisele Bündchen genießen. Der Grund: Die Sperre in Folge der Deflate Gate. Da ihm im Vergleich mit der Konkurrenz vier Partien fehlen, kann der Spielmacher der Patriots nicht mit gepassten Yards (3064) glänzen.
Dafür überzeugt der 39-Jährige in zwei anderen Kategorien. Zunächst die Completion-Percentage beim Third Down. Also die Passgenaugkeit unter Druck. Hier belegt Brady mit 48,1 Prozent den dritten Platz. Kategorie Nummer zwei ist seine Siegquote als solche. Seit seiner Rückkehr auf den Rasen steht neun Siegen lediglich eine Niederlage gegenüber. Note: 2
Ben Roethlisberger (Pittsburgh Steelers)
Zu alt. Zu langsam. Über seinen Zenit hinaus. Die Vorwürfe, die "Big Ben" sich vor jeder Spielzeit aufs neue gefallen lassen muss, sind die Üblichen. Und wie immer straft der 34-Jährige seine Kritiker lügen. In keiner Kategorie findet Roethlisberger sich ganz oben, warum also so weit oben im Ranking? Ähnlich wie Brady hat auch er die Angewohnheit, Spiele für seine Mannschaft zu entscheiden. Sei es mit Traumpässen oder immer öfter mit seinem Spiel-IQ und den richtigen Ansagen - Aktionen, die kein Stat Sheet erfasst. So jedenfalls hat er seinen Steelers zur Playoff-Teilnahme verholfen. Note: 2-
Carson Wentz (Philadelphia Eagles)
In der Stadt der brüderlichen Liebe gibt es wieder Hoffnung auf großen Football. Grund dafür ist der erst 23-Jahre alte Carson Wentz. Der Rechtshänder ist, wie auch Prescott, ein Rookie. Doch den überwiegenden Teil seiner Debütsaison spielte Wentz eher wie ein abgebrühter Veteran als jener blutjunge Neuling, der er ist.
Erst gegen Ende machte der Youngster einige rookietypische Fehler. Das ist es, was ihn derzeit von Prescott unterscheidet. Mit etwas Zeit winkt ihm aber die Rolle des Franchise-Player der Eagles. Note: 3+
Aaron Rodgers (Green Bay Packers)
Die erste Saisonhälfte spielte der Erbe von Brett Favre kompletten Murks. Dass er sich wieder fing und aktuell auf Normalniveau, bisweilen sogar darüber, agiert ändert nichts an der prekären Situation seiner Packers: Die Playoff-Teilnahme ist in Gefahr.
Immerhin fing der 33-Jährige sich in den letzten Spielen, führt die Liga bei Completion-Percentage bei 3rd Down mit 50,4 Prozent sogar an. Sollte Green Bay in dieser Saison doch noch Playoff-Football genießen dürfen - es wäre ihm zu verdanken. Kommt es nicht dazu - es wäre ebenfalls ihm zu "verdanken". Note: 3
Russel Wilson (Seattle Seahawks)
Der Spielmacher der Seattle Seahawks war in dieser Saison bislang die Wundertüte der Liga - genau wie die Seahawks selbst. Um mit der Legion of Boom im Titelkampf eine wichtige Rolle zu spielen, muss der 28-Jährige an die Leistungen anknüpfen, mit denen er seine Mannschaft vor zwei Jahren in den Super Bowl führte. Note 4+
Colin Kaepernick (San Francisco 49ers)
Sage und schreibe 44,5 Prozent von Kaepernicks Würfen landen nicht beim eigenen Mann. Damit steht er zwar nicht ganz unten in dieser Kategorie, ist aber immerhin der Vorletzte. Kein einziges Spiel konnte der 29-Jährige in dieser Spielzeit gewinnen. Mehrfach folgte die Degradierung auf die Bank.
In der öffentlichen Wahrnehmung kam Kaepernick nur vor, da er sich entschied während der amerikanischen Hymne protestweise zu knien und im Anschluss nicht zur Wahl ging. Note 5
Cam Newton (Carolina Panthers)
Ein Blick auf die Saison von Cam Newton tut weh. Der Regular-Season-MVP des letzten Jahres spielt dermaßen weit unter seinen Möglichkeiten, dass die Distanz in Lichtjahren anzugeben ist. Sogar auf der Bank fand der Superstar sich schon wieder. Mit nur 53,8 Prozent zugestellter Pässe ist Newton der schlechteste Quarterback der Liga. Auch 3rd Down Completion Percentage findet der Superstar sich ganz unten in der Rangliste.
An der verpassten Postseason seiner Panthers hat Newton mehr als nur großen Anteil. Es bleibt abzuwarten, wie er sich in der kommenden Spielzeit schlägt. Note 6