Felix Neureuther schimpfte wie ein Rohrspatz über sich selbst, Viktoria Rebensburg haderte: Die deutschen Ski-Rennläufer erleben ein schwaches Wochenende.
Felix Neureuther ist als frecher Lausbub bekannt, doch manchmal ist auch der beste deutsche Ski-Rennläufer zu brav. Sogar "viel zu brav" war Neureuther nach eigenem Bekunden am Sonntag beim Weltcup-Riesenslalom in Val d'Isère. Platz 16, demoralisierende 1,93 Sekunden vom "Stockerl" entfernt - eine Watsch'n für den erfolgsverwöhnten Partenkirchner.
Als er im Zielraum abschwang, schimpfte er wie ein Rohrspatz. "Ich bin echt nicht gut Ski gefahren", sagte Neureuther, "deswegen der Zeitrückstand. Das ist echt schade, weil es ein cooles Rennen gewesen wäre." Doch aus Neureuthers Sicht war es überaus uncool, Sieger Matthieu Faivre beim Jubeln zusehen zu müssen: Der Franzose fing Dominator Marcel Hirscher aus Österreich noch ab.
Neureuther hatte nach seinem starken Saisonstart mit den Plätzen drei und vier auf wesentlich mehr gehofft. Doch schon im ersten Lauf auf der Piste "OK" tat er sich schwer - Platz 14. "Unterschätzt" habe er den Kurs, sagte Neureuther, "auch von der Geschwindigkeit her, es war doch ziemlich schnell. Ich bin zu passiv gefahren, hätte mehr attackieren müssen. Aber ich war zu brav, viel zu brav."
Neureuther: "Wirklich nicht zufrieden mit mir"
Weil auch im zweiten Durchgang auf aggressivem Schnee "nicht viel zusammenpasste", war Neureuther "wirklich nicht zufrieden" mit sich. Bis zu den nächsten Rennen am kommenden Wochenende erneut in Val d'Isère, dann aber auf anderer Piste, habe er "viel Arbeit" vor sich, auch im Materialbereich.
Noch schlechter lief es für Stefan Luitz und Dominik Schwaiger, die das Finale verpassten. "Das Gefühl war nicht so schlecht", sagte Luitz, "ich kann mir nicht erklären, warum ich so langsam war." Dabei war das recht einfach: Der Allgäuer leistete sich einen schweren Patzer beim "Tunnelsprung", als er ein Tor übersah und die Fahne mitriss.
Bei den Abfahrern hatte es tags zuvor Licht und Schatten gegeben. Josef Ferstl kam nach seinem Kreuzbandriss mit dem ordentlichen 19. Rang zurück. "Comeback fast sehr gut geglückt", sagte er. Andreas Sander, im Super-G noch guter Neunter, erlebte geplagt von Rippenproblemen als 31. einen "Tag zum Vergessen - blöd, bitter".
Svindal-Comeback herausragend
Der Norweger Kjetil Jansrud schnappte sich in beiden Rennen den Sieg, sein Glanzstück wurde aber noch überstrahlt von der grandiosen Rückkehr seines Teamkollegen Aksel Lund Svindal, der im Januar einen Totalschaden im rechten Knie erlitten hatte. "Ich habe das alles nicht erwartet, es ist alles sehr emotional", sagte der Speed-King nach den Rängen zwei und drei, "ich fahre nicht nur mit, ich bin vorne dabei."
Das war Viktoria Rebensburg am Freitag als gute Fünfte in der ersten Abfahrt des Winters im kanadischen Lake Louise auch noch, Rang 15 in der zweiten aber war ein böser Rückschlag. Auch die Olympiasiegerin bekannte, "nicht so die volle Attacke" gefahren zu sein. Ganz anders Ilka Stuhec (Slowenien), die überraschend ihre ersten beiden Weltcup-Siege holte.

