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Frenzel-Kolumne: "Wir brauchen nicht zu sprechen"

Eric Frenzel (r.) fuhr zum Saisonauftakt in Kuusamo hinter Johannes Rydzek auf Platz zwei
Eric Frenzel (r.) fuhr zum Saisonauftakt in Kuusamo hinter Johannes Rydzek auf Platz zwei
Foto: © imago sportfotodienst
28. November 2016, 14:33
sport.de
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Eric Frenzel ist als Sieger der Gesamtweltcups 2013 bis 2016 der erfolgreichste Nordische Kombinierer der letzten Jahre. In dieser Saison will er den Titel zum fünften Mal in Folge holen und damit einen Weltrekord aufstellen. In seiner sport.de-Kolumne schreibt Frenzel exklusiv über die Weltcuprennen des Winters. Nach dem ersten Wochenende in Kuusamo im Fokus: Rennen ohne Taktik, das blinde Verständnis mit Teamkollege Björn Kircheisen und die Bedeutung von Teamwork.

Erics Einblicke: Der deutsche Eilzug

Ein zweiter Platz hinter Johannes Rydzek zum Weltcupauftakt in Kuusamo war ein guter Einstieg in die neue Wintersportsaison. Zumal ich nach den ersten beiden Wettkämpfen nunmehr so viel Weltcuppunkte erringen konnte wie nie zuvor bei einem Weltcupstart, trotz des 17. Platzes beim zweiten Wettkampf am Sonntag.

Mein Podestplatz am Samstag war das Ergebnis einer guten Teamarbeit mit meinem Mannschaftskameraden Björn Kircheisen. Die Fragen aller Journalisten zielen bei so einem Rennen regelmäßig auf die Renntaktik. So etwas gab es in diesem Rennen aber nicht! 

Insbesondere in den ersten Rennen des Weltcups werden keine Renntaktiken mit dem Trainerstab entwickelt, da die Laufformen der einzelnen Athleten noch nicht abschätzbar sind und auch noch keine aussagefähige Orientierung am Gesamtklassement möglich ist. In den Auftaktrennen versucht man vielmehr, ein konstant hohes Tempo zu laufen und Plätze gut zu machen.

Glücklich bin ich, wenn ich bei so einem Rennen – wie wir Kombinierer sagen - einen Zug aufmachen kann. Einen Zug macht man mit ein oder zwei Athleten auf, um sich in der Führungsarbeit abzuwechseln und so Kraft zu sparen, wenn man hinter dem Anführenden im Windschatten fährt. 

Im ersten Rennen der Saison konnte ich dankenswerter Weise einen Zug mit Björn aufmachen, mit dem ich auf die Spitze acht Plätze gut zu machen hatte. Björn und ich verstehen uns blind bei einer solchen Vorgehensweise: Wir brauchen nicht zu sprechen, wie das andere Mannschaften im Weltcup tun.

Wir haben eine gute Intuition für den Vordermann, der nur einmal mit dem Stockschub aussetzen muss, um dadurch dem anderen zu signalisieren, dass er wieder mit der Führungsarbeit dran ist. Wir wechseln auch nicht starr alle zwei Minuten mit der Führung ab, sondern derjenige, der vorne ist, läuft so lang voran, wie er sich gut fühlt. Erst wenn die Kräfte etwas schwinden, macht es Sinn, sich wieder in den Windschatten zurückfallen zu lassen.

Mit unserem Zug konnten wir eine hohe Geschwindigkeit halten, die es uns ermöglichte, Platz um Platz gut zu machen. Auch hierbei war das Prozedere so, dass wir auf Vorderleute auflaufen, uns selbst einige Zeit in den Windschatten hängen, um uns dann gemeinschaftlich wieder zu lösen.

Ganze acht Kilometer funktionierte der deutsche Eilzug, bis Björn etwas nachließ. Das Teamwork hatte mich aber an den starken Norweger Krabak so nah herangebracht, dass ich diesen noch am letzen Anstieg überholen konnte. Dies wäre ohne die stetige Arbeit mit Björn von Rennbeginn an nicht denkbar gewesen. Ein guter Einstand durch ein gutes Teamwork.

Herzlichst, Eric Frenzel  

Die Kolumne wird präsentiert von "eins energie in sachsen"

Ruka 2016/2017

1DeutschlandJohannes Rydzek27:31.70m
2DeutschlandEric Frenzel+34.10s
3NorwegenJørgen Gråbak+45.60s
4FinnlandEero Hirvonen+48.10s
5DeutschlandBjörn Kircheisen+1:10.30m

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