Der Herr des Aufschlags: Kein Profi hat bislang auf der Tour so viele Asse geschlagen wie Ivo Karlović - nämlich 11.572. Der 2,11-Meter-Schlaks spielt ab Freitag mit Kroatien im Davis-Cup-Finale gegen Argentinien.
Beim Teamdinner blickte Aufschlag-Riese Ivo Karlović immer wieder verstohlen in Richtung der silbernen XXL-Trophäe. Der Herr der Asse machte keinen Hehl daraus, dass er seine denkwürdige Saison mit dem Gewinn des Davis-Cup-Pokals krönen möchte. "Ich würde ihn dann halten wie ein Baby, küssen und ihm sagen: "Jetzt bist du mir'", verriet Karlović vor dem am Freitag beginnenden Finale seiner Kroaten gegen Argentinien in Zagreb.
Beim bislang einzigen Davis-Cup-Triumph seines Landes 2005 stand der 2,11-Meter-Schlaks zwar im Team, kam aber nicht zum Einsatz. Diesmal könnte der bereits 37-Jährige allerdings das entscheidende Ass im Ärmel sein. Im wahrsten Sinne.
Kein Profispieler hat bislang auf der Tour so viele Asse geschlagen wie der Weltranglisten-20. Karlović - nämlich 11.572. Der in dieser Hammer-Statistik zweitplatzierte Goran Goran Ivanišević (ebenfalls Kroatien) kam in seiner Karriere "nur" auf 10.131.
Und Karlović ist noch lange nicht müde, obwohl er bereits der zweitälteste Profi in den Top 200 ist: "Ich denke, da geht noch was. Denn ich weiß, auf meinen Aufschlag als größte Waffe kann ich mich immer verlassen", sagte Kroatiens Nummer zwei hinter Marin Čilić schmunzelnd.
Mentale Herausforderung für Karlović-Gegner
Die Kontrahenten jedenfalls fürchten "Karlo", der vom früheren Andrea-Petkovic-Coach Petar Popović betreut wird. Auch Grand-Slam-Rekordsieger Roger Federer. "Es ist immer sehr kompliziert, gegen Ivo zu spielen. Es ist schwer, seinen Rhythmus zu finden. Man muss ruhig bleiben und auf seine Chance warten", sagte Federer voller Respekt vor dem "King of Aces".
Erst bei den US Open im August hatte Karlović bei seinem Erstrundensieg über Yen-Hsun Lu (Taiwan) 61 Asse ins Feld gehämmert - und damit den bisherigen New-York-Rekord des Niederländers Richard Krajicek (49) aus dem Jahr 1999 pulverisiert.
Doch seit dreieinhalb Jahren betrachtet Karlović ohnehin alles als Bonus. 2013 hatte der Vater der fünfjährigen Jada Valentina an einer Hirnhautentzündung gelitten. "Ich hatte noch nie solche Kopfschmerzen. Ich dachte, ich muss sterben", erzählte Karlović von den dramatischen Wochen. Damals war er in der Nacht aufgewacht und spürte seinen Arm nicht mehr. "Meine Frau hat mich dann etwas gefragt, und ich habe nur gelallt. Dann hat sie den Notarzt gerufen", erzählte der Wimbledon-Viertelfinalist von 2009.
Karriereende stand kurz bevor
Die Mediziner fanden zunächst die Ursache der Beschwerden nicht. Im Tennis-Zirkus machte das Gerücht die Runde, Karlović habe einen Schlaganfall erlitten. "Ich war auch im Krankenhaus lange bewusstlos. Ich wusste danach weder meinen Namen, noch welches Jahr wir haben", meinte Karlović und fügte mit ernster Miene hinzu: "Die Ärzte wussten nicht, ob ich wieder zu 100 Prozent fit werde."
Wahrscheinlich kann er auch deshalb den Spätherbst seiner Karriere besser genießen. Auf dem mittelschnellen Hardcourt in der Arena Zagreb sind die Kroaten gegen den fünfmaligen Finalisten Argentinien mit dem olympischen Silbermedaillengewinner Juan Martin del Potro als Topspieler der Favorit. Allerdings haben die Hausherren alle bisherigen drei Duelle mit den Gauchos verloren.
"Es werden äußerst spezielle Momente werden. Wir sind auf jeden Fall sehr, sehr zuversichtlich", sagte del Potro und träumt vom ersten argentinischen Davis-Cup-Coup. Aufschlag-Riese Karlović allerdings will "den Hammer rausholen", wie er mit Blick auf sein Service lachend ankündigte.