Der Europameister steht in der EM-Quali am Samstag gegen Gastgeber Schweiz vor einer Bewährungsprobe. Dagur Sigurðsson warnt vor dem Gegner - und lenkt damit von den Gerüchten über seine Zukunft ab.
Es ist nicht davon auszugehen, dass die deutschen Handballer auf der 482 Kilometer langen Busfahrt von Wetzlar nach Zürich am Freitag noch einmal Überzeugungsarbeit geleistet haben. Die Ankündigung von Bundestrainer Dagur Sigurðsson, sich in den kommenden "zwei, drei Wochen" über seine berufliche Zukunft zu äußern, haben die Europameister akzeptiert.
"Wir können die Situation nicht ändern und müssen unseren Job auf dem Spielfeld erledigen. Alles andere perlt an uns ab", meinte Rückraumspieler Finn Lemke mit Blick auf das zweite EM-Qualispiel am Samstag gegen Gastgeber Schweiz in Zürich (ab 17:45 im sport.de-Liveticker).
Auch Sigurðsson nerven die Diskussionen und Spekulationen über seine Person sichtlich. Doch es sind die Geister, die er rief. Vieles spricht dafür, dass der polyglotte Isländer nach der WM Anfang des Jahres in Frankreich vorzeitig seine Zelte beim DHB abbricht.
Das Länderspiel bei den Eidgenossen am Samstag ist somit der letzte Auftritt des Olympia-Dritten von Rio vor der Bekanntgabe der Sigurðsson-Entscheidung. Der 43-Jährige glaubt allerdings nicht, dass die ungeklärte Situation seine Spieler irgendwie beeinflussen könnte. Vielmehr warnte er vor der Stärke der Schweizer. "Sie werden uns alles abverlangen", sagte Sigurðsson: "Das ist sicherlich ein gefährliches Spiel für uns."
Unterschiedliche Ausgangslagen
Während die DHB-Auswahl am vergangenen Mittwoch beim 35:24 gegen Portugal in Wetzlar ein Schützenfest feierte, unterlag die Schweiz mit 27:32 in Slowenien. Dabei fehlte beim Nachbarn allerdings Andy Schmid wegen einer Viruserkrankung. Der Regisseur vom deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen soll gegen die deutsche Mannschaft aber wieder auflaufen können. "Andy ist ein absoluter Weltklassespieler", sagte Sigurðsson den Denker und Lenker, der in seinen bisherigen 159 Länderspielen 703 Tore erzielte.
Auch vor der Kulisse haben die Gäste Respekt. 8100 Tickets sind bereits vergriffen - die Schweizer träumen im Duell mit dem Europameister von einer Rekordkulisse im Züricher Hallenstadion.
Zum Experimentieren wird für Sigurðsson diesmal wohl keine Zeit bleiben. Gegen Portugal hatte er in der zweiten Halbzeit auf den unerfahrenen Abwehr-Mittelblock Dominik Weiß aus Stuttgart und Jannik Kohlbacher von der HSG Wetzlar gesetzt. Ohne Erfolg. "Das war meine Schuld, da war dann der Rhythmus gebrochen", meinte der Bundestrainer selbstkritisch.
Zweite Reihe ist gefragt
In Zürich wird Kreisläufer Hendrik Pekeler wegen einer Rückenverletzung ebenso fehlen wie Fabian Wiede. Der Berliner Linkshänder verpasst wegen einer anstehenden Schulter-OP sogar die WM 2017.
Sigurðsson hofft deshalb, dass sich in den kommenden Wochen noch Spieler aus der zweiten Reihe in den Vordergrund spielen. So wie am vergangenen Mittwoch Mittelmann Simon Ernst aus Gummersbach. "Er hat ein sehr starkes Signal gesendet. In Abwehr und Angriff", sagte der DHB-Coach über den fünffachen Torschützen.
Sigurðsson wird sich aber auch damit abfinden müssen, dass die Diskussionen über seine Zukunft weitergehen. Und Überredungsversuche nicht ausbleiben: "Diese Mannschaft ist seine Mannschaft, sie hat dank seiner Arbeit eine großartige Perspektive - und es drängen weitere junge Spieler nach", sagte Nationalmannschafts-Teammanager Oliver Roggisch dem "Mannheimer Morgen".
Und der Weltmeister von 2007 hat den Kampf um den Isländer noch nicht aufgegeben: "Der Weg dieses Teams ist noch nicht zu Ende. Ich hoffe, dass Dagur diesen Weg weiter mit den Jungs geht."









