Holger Glandorf ist einer der derzeit torgefährlichsten deutschen Rückraumspieler. Bei der SG Flensburg-Handewitt lebt der 32-Jährige seinen großen Traum von der ersten Deutschen Meisterschaft seiner Karriere.
Im exklusiven sport.de-Interview spricht der über die Gründe für den Höhenflug des Bundesliga-Tabellenführers, seine Bestform sowie die heiklen Themen siebter Feldspieler und Haftmittelverbot.
Herr Glandorf, das Wichtigste vorab: Wie geht es Ihnen gesundheitlich? Die letzten Wochen waren sehr hart in drei Wettbewerben.
Holger Glandorf: Eigentlich ist alles gut. Kurz nach den Spielen ist es immer ein bisschen schwieriger, aber bis jetzt verkrafte ich den Drei-Tages-Rhythmus. Ich kriege es im Moment ganz gut hin, wieder so fit wie möglich am Spieltag zu sein und damit bin ich ganz zufrieden.
46 Feldtore aus den ersten neun Spielen sind eine stolze Bilanz in der Bundesliga, nur sechs Spieler haben bisher mehr als Sie. Woher kommt bei Ihnen die herausragende Form der letzten Wochen?
Ganz wichtig war für mich persönlich, dass ich im Sommer eine richtige Pause hatte, in der ich auch wirklich nichts gemacht habe. Das war auch wichtig für den Kopf. Das nächste war dann, dass ich eine sehr gute Vorbereitung hatte, durch die ich glücklicherweise ohne Verletzungen gegangen bin. Die Form aktuell ist das Resultat der Pause und der Vorbereitung. Insgesamt fühle ich mich einfach sehr wohl in der Mannschaft. Wir haben Spaß zusammen, das spiegelt sich auch in meinem Spiel wider.
Die Wohlfühlatmosphäre ist ein gutes Stichwort: Waren das Umfeld und Ihr Standing im Verein auch die entscheidenden Gründe, warum Sie jüngst Ihren Vertrag in Flensburg bis 2019 verlängert haben?
Ja natürlich, das gehört neben dem sportlichen Aspekt auch dazu. Wichtig ist für mich immer die Familie. Und die fühlt sich sehr wohl hier. Meine Jungs haben hier oben ihre Freunde. Hinzu kommt noch, dass ich auch schon ein bisschen perspektivisch schaue, was nach der Handballkarriere passieren könnte. Da will mir die SG helfen, beruflich in Flensburg Fuß zu fassen. Der Verein will mich dabei unterstützen und das war für mich sehr wichtig.
Was sind denn konkret die Pläne über 2019 hinaus?
Zunächst schauen wir mal, wie gut die Knochen noch halten (lacht). Wenn die aktive Karriere dann zu Ende sein sollte, möchte ich schon gerne im Bereich Sport bleiben. Mir wurden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt. Ob die dann klappen werden, ist dann eine andere Frage. Der Verein und ich wollen da in ständigem Austausch bleiben.
Blick auf die Gegenwart: Sie sind in Ihrer sechsten Saison bei der SG Flensburg-Handewitt unter Vertrag. Ist das in diesem Jahr der beste Kader, seit dem Sie dabei sind?
Ob es der beste Kader ist, weiß ich nicht. Wir waren die Jahre davor auch ganz gut besetzt. Was ein wirkliches Plus ist, dass mit Ausnahme von Rasmus Lauge derzeit alle fit sind und wir keine Verletzten haben. Das war schon mal ganz anders. Außerdem hatten wir wenig Wechsel, es kam im Sommer nur ein Neuzugang. Das ist glaube ich auch wirklich wichtig für uns. Wir haben eine komplette Mannschaft, die wirklich immer gewinnen will und das sieht man auch bis jetzt.
Bislang klappt das herausragend: Sie führen die Tabelle der Bundesliga mit 18:0 Punkten an. Wie sind die Ziele mittlerweile formuliert für diese Saison?
Wie sagt man so schön: Wir wollen auf allen drei Hochzeiten so lange wie möglich dabei bleiben. Jeder Sportler möchte Titel gewinnen. Darauf wollen wir uns in jedem Spiel fokussieren.
Flensburg gilt ohnehin als handballverrückte Region. Wie ist die Stimmungslage aktuell im hohen Norden, mit der Tabellenführung im Rücken?
Was für den Verein gilt, gilt auch für das Umfeld: Wir alle wollen hier Titel gewinnen! Alle sehnen sich vor allem nach der Deutschen Meisterschaft, das ist auch keine Frage. Wir merken das auch, dass alle hinter uns stehen. Nicht nur in guten, auch in schlechten Zeiten – das macht die SG auch aus!
Die Tabelle sieht momentan so aus, als ob es so spannend wird wie selten zuvor mit vier Mannschaften auf Augenhöhe. Wie ist Ihre Einschätzung? Wird das so weitergehen mit einem Titelvierkampf?
Ich glaube, es wird so eng bleiben. Entscheidend ist, dass man die Spiele gegen vermeintlich schwächere Teams alle gewinnt. Es ist oft tagesformabhängig. Für die Zuschauer wird es sehr spannend, die freuen sich darüber. Ich hoffe natürlich auf ein möglichst gutes Ende für uns.
Beim Blick in Ihre Handball-Vita fällt auf, dass Sie bis auf einen Titel eigentlich alles gewonnen haben, unter anderem die Champions League, den EHF-Pokal oder den DHB-Pokal. Wie groß ist die Sehnsucht jetzt danach, endlich die Meisterschale zu holen?
Ich will Deutscher Meister werden, das ist keine Frage. Dafür arbeite ich mit meiner Mannschaft auch. Es ist ein großes Ziel von uns. Wenn es aber so sein sollte, dass ich kein Meister mehr werde, werde ich auch nicht in tiefe Trauer stürzen. Wichtig war mir, dass ich überhaupt mal ein paar Pokale gewonnen habe. Das habe ich zum Glück schon geschafft.

























