Markus Baur galt in seiner aktiven Zeit als einer der besten Mittelmänner überhaupt. Auch in seiner zweiten Karriere als Trainer hat sein Wort weiter großes Gewicht in der Handballwelt.
Gegenüber sport.de äußerte sich der Weltmeister von 2007 zu den derzeit großen Diskussionsgegenständen in seiner Sportart. So bezieht Baur zum möglichen Haftmittelverbot, welches zuletzt vom internationalen Handball-Verband vorangetrieben wurde, eindeutig Stellung: "Das ist absoluter Quatsch und nicht umsetzbar." Er stößt damit in das gleiche Horn wie viele seiner Trainerkollegen sowie aktueller Bundesligaprofis, die einem neuen, selbstklebenden Spielgerät äußerst skeptisch gegenüberstehen.
Als gegenwärtiger Cheftrainer des Bundesligisten TVB Stuttgart gilt Markus Baur wie schon in seiner aktiven Zeit als Taktikfuchs. So lässt er sein Team so oft wie wohl keine andere Mannschaft in der Bundesliga mit dem siebten Feldspieler agieren, der seit der Regeländerung in diesem Sommer bekanntlich nicht mehr mit einem Leibchen markiert werden muss. Der 45-Jährige musste für diese Spielweise auch schon scharfe Kritik einstecken, nachdem sich die Stuttgarter im Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen (27:35) satte acht Gegentreffer ins verwaiste Tor einfingen.
Trotz des umstrittenen Erfolgs des Agierens mit siebtem Feldspieler hält der Ex-Jugendnationaltrainer an dem spielerischen Kniff fest: "Ja, ich bin weiterhin von diesem taktischen Mittel überzeugt. Es kann uns in vielen Situationen weiterhelfen." Der Stuttgarter Cheftrainer, der mit seinem TVB nach zehn Spielen auf dem 14. Platz der Bundesliga rangiert, erklärt seine Sympathie für das risikoreiche Spiel mit statistischen Werten. Es ginge um eine "Steigerung der Effizienz im Sieben gegen Sechs um Vergleich zum Sechs gegen Sechs von 40 auf fast 60 Prozent. Man kommt darauf, wenn man die Angriffe auswertet." Gleichzeitig räumte der langjährige Nationalmannschaftskapitän ein: "Es ist nicht mehr der Handball, den alle gewohnt sind".
Nach letzten Niederlagen: "Sind trotzdem im Soll"
Vom Klassenerhalt mit dem TVB Stuttgart, bei dem Markus Baur seit diesem Sommer als hauptverantwortlicher Trainer an der Seitenlinie steht, ist er nach wie vor überzeugt. Nach der ersten Saisonphase mit drei Siegen aus zehn Spielen meinte der Ex-Lemgoer gegenüber sport.de: "Im Nachgang hätten wir gerne mehr Punkte gehabt, trotzdem sind wir im Soll und werden uns nach den zuletzt etwas schwächeren Spielen wieder steigern, um weitere Punkte zu sammeln." Beim TVB coacht er unter anderem auch seine ehemaligen Nationalmannschaftkollegen Johannes Bitter und Michael Kraus.
Die Arbeit bei seinem neuen Klub aus Bittenfeld bewertet der 228-fache Nationalspieler weiterhin als als sehr angenehm: "Es ist ein sehr familiär geführter Klub mit vielen ehrenamtlichen Helfern und einem sensationellen Publikum. Stuttgart ist eine sehr schöne Stadt mit vielen schönen Ecken." Dass es sportlich mit zuletzt vier Niederlagen in Serie nicht mehr allzu rund lief, soll den ehemaligen Weltklasse-Rückraumspieler nicht weiter von seinem Konzept abbringen.
Seit Sommer in Stuttgart der starke Mann
Baur war in seiner aktiven Zeit von Anfang der Neunzigerjahre bis 2007 unter anderem für die HSG Wetzlar und den TBV Lemgo in der Bundeasliga aktiv. Mit den Ostwestfalen feierte er 2003 unter anderem die deutsche Meisterschaft. Nach seiner Spielerkarriere, gekrönt vom WM-Titel 2007 im eigenen Land, fasste der gebürtige Meersburger in der Bundesliga auch als Trainer schnell Fuß, arbeitete für den TBV Lemgo und den TuS N-Lübbecke.
Nach weiteren Trainerjahren für DHB-Jugendauswahlmannschaften sowie den schweizer Champions-League-Teilnehmer Kadetten Schaffhausen heuerte Baur in diesem Sommer im Ländle an, um mit den Stuttgartern das Unternehmen Klassenerhalt anzugehen. Derzeit beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz aber nur noch einen Zähler. Markus Baur steht eine spannender Winter bevor...
Mats-Yannick Roth



























