Vielleicht wird schon ein Hauch von Abschiedsstimmung den ersten Auftritt der "Bad Boys" in der EM-Qualifikation überschatten. Fest steht, dass Bundestrainer Dagur Sigurðsson bei der Pflichtaufgabe des Europameisters gegen Portugal am Mittwoch in Wetzlar (19:00 Uhr) im Fokus stehen wird - egal, was passiert.
Die Spekulationen über die Zukunft des Isländers ebbten auch in den Tagen vor der Partie in der bereits mit 6000 Zuschauern ausverkauften Rittal Arena nicht ab. Sigurðsson indes gab sich wenig auskunftsfreudig: "Ich habe kein Angebot auf dem Tisch, bei dem ich eine Entscheidung treffen muss. Ich werde in zwei, drei Wochen schauen", sagte der Erfolgscoach.
Zumindest das für viele deutsche Handball-Fans schlimmste Szenario schloss Sigurðsson inzwischen aus: "Ich bin sicherlich bei der WM im Januar 2017 dabei." Danach aber stehen die Zeichen nach nur zweieinhalb Jahren im Amt wohl auf Trennung. Nicht nur das Präsidium des Deutschen Handballbundes geht von einem Abschied des 43-Jährigen aus, dessen Biographie nächste Woche in Berlin vorgestellt wird. Der Titel: Feuer und Eis.
Ausstieg dank Option
Sigurðssons Vertrag beim größten Handball-Verband der Welt läuft eigentlich noch bis 2020. Den vorzeitigen Ausstieg des Tausendsassas, der in Island unter anderem an dem aus einer Keksfabrik entstandenen Kex-Hostel beteiligt ist, macht eine Option möglich - zu ziehen bis zum 31. Dezember 2016. In diesem Fall könnte der ehemalige Weltklasse-Spielmacher den Verband zum 30. Juni nächsten Jahres vorzeitig verlassen.
Unter anderem soll der französische Spitzenklub Paris St. Germain an Sigurðsson interessiert sein. An der Seine könnte er dem Vernehmen nach 600.000 Euro pro Jahr kassieren - doppelt so viel wie beim DHB. Derzeit wird der Klub um Nationalspieler Uwe Gensheimer vom früheren Kieler Coach Noka Serdarusic betreut.
Nach Informationen des SID geht es bei der Entscheidung von Sigurðsson nicht um finanzielle Dinge, sondern vielmehr um persönliche. So könnte der Familienvater die japanische Nationalmannschaft auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio begleiten. Seit seiner Zeit als Spielertrainer bei Wakunaga Hiroshima (2000 bis 2003) gilt Sigurðsson als glühender Japan-Fan.
Gerüchte trüben die Stimmung
Doch ausgerechnet zum Jahresausklang und nach einer überragenden Saison mit EM-Gold und Olympiabronze in Rio trübt die Diskussion um den Bundestrainer die Stimmung bei den "Bad Boys". Sportlich will sich der Europameister von solchen Nebenschauplätzen allerdings nicht ablenken lassen. "Man nimmt die Gerüchte wahr. Aber niemand weiß, ob sie stimmen. Wir müssen nur unsere Aufgabe erledigen", sagte der Berliner Steffen Fäth.
Sigurðsson jedenfalls ist zuversichtlich. "Ich bin guter Dinge, dass wir schnell in den Rhythmus kommen und gegen Portugal eine gute Chance haben", meinte er, der in den beiden Spielen auf den Berliner Rückraumspieler Fabian Wiede (Schulterverletzung) verzichten muss. Außerdem legen der Kieler Christian Dissinger und Spielmacher Martin Strobel (Balingen-Weilstetten) eine Nationalmannschafts-Pause ein.
Trotz aller Nebengeräusche vor dem Quali-Auftakt für die EM 2018 in Kroatien bleibt Bob Hanning zuversichtlich. "Ich glaube, dass wir eine gute Qualifikation und eine gute WM spielen werden. Die Entwicklung der Mannschaft unter Dagur ist herausragend", sagte der DHB-Vizepräsident. Doch Dagur scheint vor dem Absprung zu stehen.









