Sie waren die Good Guys der Liga. Keine Skandale, keine eckigen Typen, stattdessen eine eingeschworene Truppe mit dem Ziel eine weitere NBA-Championship zu gewinnen. Doch das Bild der Golden State Warriors hat sich gewandelt.
Durch die Verpflichtung von Kevin Durant haben die Warriors sich zum absoluten Überteam der NBA gewandelt. Damit einher ging in den Augen vieler aber auch eine Walter-White'sche Verwandlung zum Bösewicht der Liga, den keiner richtig mag, der aber dennoch seinen Weg geht.
Großen Anteil an der Imagemisere hat ein gewisser Draymond Green. Die Kollegen von "TrueHoop" gingen sogar so weit, dem Raufbold einen eigenen Artikel zu widmen. Titel: "Golden State's Draymond-Green-Problem". Raufbold ist womöglich etwas tiefgestapelt. Schläge in den Unterleib von Oklahoma-Center Steven Adams oder in die Weichteile von LeBron James gehören scheinbar zur Playoff-Realität des 26-Jährigen.
Letztere Attacke verdammte Green im fünften Spiel der Finalserie zum zuschauen. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt, wie sich herausstellte. Die Cleveland Cavaliers gewannen das Spiel, verkürzten auf 3:2 und drehten das Momentum zu ihren Gunsten. Dass auch Game sechs und sieben verloren gingen, ist sicher nicht nur Green anzukreiden.
Kerr zögert im Fall Green
Allerdings ließ dieser seinen Besserungsversprechen keine Taten sondern ein Penis-Foto im sozialen Netzwerk "Snapchat" und eine Verhaftung folgten. Das alles wäre nicht so gravierend, wenn "DrayMagic" nicht so immens wichtig für Golden State wäre. Doch mit seiner Intensität auf dem Court und mehr noch mit seiner Art im Locker Room ist Green der Kitt, der das Team zusammenhält, eine Einheit formt. Gerade die Finalniederlage machte das erneut deutlich.
Dass Green im vergangenen Jahr einige Male über die Ziellinie hinaus geschossen sei, sei ihm klar, versichert Head Coach Steve Kerr. Seinen Star allzu sehr an die kurze Leine legen, mag er aber auch nicht: "Das Gefährliche ist, wir wissen nicht, ob er seinen Biss verliert, wenn wir ihn zu sehr bändigen."
Favorit. Immer.
Seitdem finden sich die Herren Curry und Co. immer öfter im Kreuzfeuer der Medien. Sie sind zu den Buhmännern der Liga geworden. Mit (un-)schöner Regelmäßigkeit müssen die Warriors Kritik von Experten à la Charles Barkley über sich ergehen lassen.
Sollte der Ligastart in die Hose gehen, so dürfte die Stimmung schnell in Spott umschlagen. Und das ist auch schon das nächste Problem der Baller aus der Bay Area: Es gibt keine Partie, keine Konstellation in der die Mannschaft von Kerr nicht als haushoher Favorit ins Rennen gehen wird.
Nicht genug Minuten?
Zu stark liest sich das neue Lineup: Curry, Durant, Green, Thompson und und und. Welches Team soll angesichts einer solchen Superstar-Konzentration mithalten im Rennen um die Championship? Die Cleveland Cavaliers, deren Coach Tyronn Lue zuletzt ankündigte Superstar LeBron James weniger Minuten zu geben?
Oder womöglich der Vizemeister selbst? Könnten Eitelkeiten eine Rolle spielen in Oakland? Schließlich wird Kerr nicht jedem seiner Stars die gleiche Anzahl an Minuten geben können. Doch wer muss zurückstecken? Wer sollte zurückstecken? Und schlussendlich, wer ist bereit zurückzustecken?
Steph Curry, immerhin amtierender MVP? Am Selbstverständnis des "Baby Faced Assassins" wird wohl auch die schwache Performance in der Finalserie nichts geändert haben. Neuzugang Kevin Durant? Der war es in Oklahoma zuletzt gewohnt, dass der Ball nur über ihn lief.
Rat von Steve Nash
Auch Currys Splash Brother Klay Thompson wird sicher nicht freiwillig zurückstecken, nachdem er seinen Partner während dessen Knieverletzung nicht vermissen ließ. Ebenso wenig wird Draymond Green ohne zu Murren auf der Bank Platz nehmen - zumal der "Dancing Bear" Rückendeckung aus dem Front Office hat. Gegenüber "TrueHoop" verriet ein Team-Offizieller: "Die Jungs hatten die Möglichkeit, sich ohne ihn zu beweisen und haben gespielt wie Feiglinge."
Zumal die Probleme auch sportlicher Natur sein können: Mit der Verpflichtung von KD hat das Warriors-Front-Office den Fokus noch (!) stärker auf Shooting gelegt. Die Möglichkeit im Low Post zu punkten, sind rar gesät. Ein wahrer Rebounder ist nicht im Roster zu finden. Sollten die Würfe von draußen nicht mehr fallen, muss Kerr Alternativen aus dem Ärmel zaubern.
Dabei hat er allerdings fachmännische Unterstützung: Steve Nash. Der ehemalige Point Guard, dessen Karriereherbst aufgrund von Verletzungen wenig golden wirkte, fungiert als Berater. "Sie müssen die neue Rolle akzeptieren und sich selbst für das Team opfern", gibt er die notwendige Mentalität vor. Das sei zwar für NBA-Stars nicht immer leicht, da ein gewisses Ego Voraussetzung sei. Aber "wenn es jemals vier All-Stars gab, die es schaffen können - dann sicherlich diese vier!"
Simon Lürwer




































