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Suzuka: Bianchi und der Cockpitschutz Halo

Bianchi raste in einen Bergungskran
Bianchi raste in einen Bergungskran
Foto: © imago sportfotodienst
06. Oktober 2016, 13:58

Die Diskussionen um den Cockpitschutz Halo sind vor dem Großen Preis von Japan aktueller denn je. Hätte der Franzose Jules Bianchi bei seinem Horrorunfall vor zwei Jahren Halo am Auto gehabt, wäre er heute möglicherweise noch am Leben.

Die Bilder sind im Gedächtnis geblieben. Strömender Regen in Suzuka, die Strecke rutschig, die Autos fast unkontrollierbar. Jules Bianchis Marussia fliegt heran, schießt in der Kurve ungebremst geradeaus unter einen Bergungskran, der bei der Wucht des Aufpralls komplett die Bodenhaftung verliert. Jules Bianchi, 25 Jahre alt, überlebt den Horrorcrash nicht. Neun Monate später erliegt er in einem Krankenhaus in Nizza seinen schweren Kopfverletzungen, ohne jemals das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Der Unfall liegt zwei Jahre zurück, und wie schon 2015 ist er auch dieses Mal beim Gastspiel der Formel 1 in Suzuka allgegenwärtig. Und er hat einmal mehr die kontrovers geführte Debatte um den Cockpitschutz Halo entfacht. Die Frage, ob der in seiner optischen Erscheinung gewöhnungsbedürftige Bügel über dem Kopf des Fahrers Bianchis Leben gerettet hätte, ist natürlich müßig, er hätte die Chancen des Franzosen aber mit einiger Sicherheit deutlich verbessert.

"Sicherheit verbessern, alles andere wäre dumm"

Dennoch hat die Formel-1-Strategiegruppe des Automobil-Weltverbandes FIA die Einführung der Konstruktion zunächst auf die Saison 2018 verschoben - und das gegen den ausdrücklichen Willen der Fahrer. "Natürlich gefällt uns nicht besonders, wie der Halo aussieht - aber nichts rechtfertigt den Tod eines Rennfahrers", hatte der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel vor der FIA-Entscheidung in Hockenheim erklärt: "Wir haben die Chance, die Sicherheit zu verbessern, und alles andere wäre dumm."

Die Fahrer sind in ihren Aussagen mehrheitlich ziemlich deutlich. Sie wollen den Halo, "und wir wollten ihn schon in der kommenden Saison", sagte Mercedes-Pilot Nico Rosberg, der den Bügel zuletzt Ende August in Spa getestet und für gut befunden hatte: "Ich war direkt schnell unterwegs und habe ja sogar die Bestzeit des ersten Trainings damit gesetzt. Ich denke, das war ein Erfolg." Auch sein Teamrivale Lewis Hamilton, anfangs einer der großen Gegner der Idee, hat mittlerweile eingelenkt: "Der Halo erhöht die Überlebenschance um 17 Prozent, das können wir nicht ignorieren."

Entscheidung der Strategie-Gruppe ist "überraschend"

Vor Wochenfrist in Sepang bekamen allerdings die Gegner des Halo neue Nahrung. Als der Renault von Kevin Magnussen wegen eines Defekts in der Benzinzufuhr plötzlich in Flammen stand, kletterte der Däne in Windeseile aus dem Cockpit - was mit dem Halo wahrscheinlich länger gedauert hätte. Für den früheren Formel-1-Fahrer Alexander Wurz ist das allerdings kein Argument. "Vielleicht wäre Kevin nicht ganz so schnell aus dem Auto gekommen, aber er trägt feuerfeste Wäsche, die den Flammen immerhin 50 Sekunden lang widerstehen kann", sagte der Österreicher.

Wurz ist Vorsitzender der Fahrervereinigung GPDA, ihn regt unter anderem das Argument einer bisher zu kurzen Testphase des Halo auf. "Soweit ich weiß, hatten die Teams den Halo für ihre 2017er-Autos fest eingeplant", sagte Wurz. Die Entscheidung der Strategiegruppe sei daher "überraschend", ein Rückschlag für die Sicherheit in der Formel 1: "Ich hoffe, dass man diese Entscheidung nicht noch bitter bereuen wird."

Schließlich hatte die FIA selbst den Fahrern eine Woche vor ihrer umstrittenen Entscheidung die Vorteile des Halo am Beispiel konkreter Unfälle demonstriert. Das Ergebnis: Die in den Jahren 2009 und 2015 gestorbenen Formel-Piloten Henry Surtees und Justin Wilson hätten ihre Unfälle mit dem Heiligenschein über dem Cockpit vermutlich überlebt.

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1GroßbritannienLando NorrisMcLaren390
2AustralienOscar PiastriMcLaren366
3NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing341
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team276
5MonacoCharles LeclercFerrari214

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