Michael Biegler ist der Hoffnungsträger des deutschen Frauenhandballs. Der Bundestrainer soll das DHB-Team zurück in die Weltspitze führen - am Wochenende kommt es zum Härtetest gegen den EM-Zweiten Spanien.
Wenn Michael Biegler von seinen "Ladies" spricht, wird der Knurrer ganz zahm. "Sie machen extrem viel Spaß. Ich würde gerne jeden Tag mit ihnen arbeiten", schwärmt der Bundestrainer.
Nach 32 Jahren als Männercoach soll Biegler, in der Szene eigentlich als harter Hund bekannt, nicht weniger als den deutschen Frauenhandball retten. All sein Handeln ist auf ein Ziel ausgerichtet: Die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr im eigenen Land, der laut Verbandsvize Bob Hanning "letzten Chance für den deutschen Frauenhandball".
"Wir müssen Qualität reinkriegen"
Bieglers Unterfangen ist vor allem ein Wettlauf gegen die Zeit. Spätestens beim Turnier in 14 Monaten soll es für die deutsche Mannschaft um Medaillen gehen - eine Mammutaufgabe. Bei der WM im vergangenen Jahr landete das DHB-Team abgeschlagen auf Platz 13, bei der EM vor zwei Jahren reichte es immerhin für Rang zehn.
Ein wichtiger Zwischenstopp auf dem Weg zur Heim-WM ist die bevorstehende Europameisterschaft in Schweden (4. bis 18. Dezember). Die Länderspiele gegen den EM-Zweiten Spanien am Freitag (19:00 Uhr) in Hamburg und am Sonntag (16:00 Uhr) in Lingen sieht Biegler als "große Herausforderung. Sie werden uns Probleme bereiten, aber die Spiele passen gut in unseren Plan. Uns helfen im Moment nur große Gegner."
In den ersten sechs Monaten seiner Amtszeit hat Biegler, der im April die Nachfolge des Dänen Jakob Vestergaard angetreten hatte, zusammen mit DHB-Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld viel an den Strukturen gearbeitet. "Jetzt müssen wir Qualität reinkriegen", sagt Biegler. Er liebt solche Aufgaben, in seinem neuen Job blüht er regelrecht auf.
"Gut darin, Gezicke zu unterbinden"
Seit Wochen fährt der 55-Jährige kreuz und quer durchs Land, um sich Spiele und Trainingseinheiten der Nationalspielerinnen, seiner - wie er sagt - "Ladies", anzuschauen. Biegler will neue Rahmenbedingungen schaffen, spricht dafür nicht bloß mit Spielerinnen und Klub-Trainern, sondern auch mit Arbeitgebern. "Viele Dinge laufen in die richtige Richtung", sagt Biegler.
Das sehen die Spielerinnen genauso. Caroline Müller vom VfL Oldenburg hält Biegler, der in der Liga zunächst ziemlich kritisch beäugt wurde, für "genau den Richtigen". Die Spielmacherin hat einen "deutlichen Unterschied" zu den vorherigen Trainern ausgemacht: "Er hat eine männliche Ansprache. Dass ein bisschen Härte reinkommt, passt für uns ganz gut." Zudem sei er "gut darin, Gezicke zu unterbinden. Dies ist ein großer Schritt für uns."
Eines hat Biegler schon jetzt geschafft: Das Interesse am Frauenhandball ist binnen eines halben Jahres sprunghaft gestiegen. Die Anzahl der Interview-Anfragen vor den Spanien-Länderspielen war gewaltig. "Das tut dem Frauenhandball extrem gut", sagt Biegler, der sich der hohen Erwartungshaltung bewusst ist. "Die Verantwortlichen für die Platzierung hat man gefunden. Jetzt können sich alle auf die WM konzentrieren."









