Trotz einer verschleppten Grippe steht Laura Siegemund in der dritten Runde der US Open. Dort trifft sie am Samstag auf Altmeisterin Venus Williams.
Den Tag vor ihrem bislang größten Grand-Slam-Match verbrachte Laura Siegemund überwiegend im Bett. Sie fühlte sich zu schlapp, um sich besser auf ihre Drittrundenpartie bei den US Open gegen Altmeisterin Venus Williams vorzubereiten. Eine verschleppte Grippe oder zumindest eine schwere Erkältung - so genau weiß sie es selbst nicht - setzt Siegemund zu. Schlaf ist das Einzige, was jetzt noch hilft: "Ich pumpe sonst schon alles, was geht und erlaubt ist, in mich rein", sagt sie.
Die Krankheit ist ein Mitbringsel von den Olympischen Spielen in Rio, "wahrscheinlich etwas Ungewöhnliches, was es bei uns nicht gibt". Bislang hielt dieses Etwas das schwäbische Energiebündel jedoch nicht davon ab, in New York jeden zweiten Tag erfolgreich Tennis zu spielen. "Die Ärzte sagen alle: Das ist nicht so toll, aber ich hab' einfach Bock auf das Turnier und kein Fieber. Daher müsste es in Ordnung gehen", sagt Siegemund trotzig.
"Die Leistung war echt gut"
"Frisch wie ein junges Reh" fühlte sich die Olympia-Viertelfinalistin allerdings weder bei ihrem Erstrundensieg, noch bei ihrem 6:3, 7:5-Erfolg am Donnerstag gegen Nicole Gibbs aus den USA. Vor dem Match sei sie so kaputt gewesen, erzählt Siegemund, dass sie überlegt hatte, sich überhaupt nicht einzuspielen. Während es draußen in Strömen regnete, schlief sie stundenlang in den Katakomben des Billie Jean King National Tennis Center und sammelte so genug Energie für den Kraftakt am späten Abend.
"Ich bin stolz darauf, wie ich mein Spiel angepasst habe", sagte Siegemund: "Die Leistung war echt gut, es wäre auch gutes Tennis gewesen, wenn ich fit gewesen wäre." Zwar verspielte sie im zweiten Satz eine 5:1-Führung und sechs Matchbälle, verwandelte jedoch nach 1:44 Stunden ihren siebten zum Sieg. "Das ist ein geiles Gefühl, ich bin super happy." In der Endphase der Partie setzte sie sich nicht nur gegen Gibbs, sondern "gegen die ganze Arena" durch, in der die Zuschauer mit "USA, USA"-Rufen unentwegt Stimmung für ihre Favoritin machten.
Gegen Williams nur "Bum-Bum"
"Das war ein gutes Training für das Match gegen Venus", meint Siegemund, die erst zum zweiten Mal nach den Australian Open zu Beginn des Jahres in einer dritten Runde eines Grand-Slam-Turniers steht. Überhaupt werde es für sie am Samstag gegen die zweimalige Turniersiegerin, die Julia Görges in Runde zwei deklassierte, viel einfacher: "Da geht es nur Bum-Bum. Da muss ich gar nicht viel laufen." Außerdem helfe ihr jeder Tag ein wenig weiter.
Hilfe für die müden Beine erhofft sie sich zudem von ihren türkisfarbenen Kniestrümpfen. "Die sind vielleicht nicht trendig, aber die Optik ist gerade das Letzte, worum es mir geht", sagt Siegemund: "Ich will die Spiele einfach nur überleben." Und danach möglichst schnell wieder unter die warme Bettdecke.




