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"Emotionaler Moment" für Michaels-Beerbaum

Merediths Michaels-Beerbaum rückte auf den letzten Drücker in die Equipe der Springreiter
Merediths Michaels-Beerbaum rückte auf den letzten Drücker in die Equipe der Springreiter
Foto: © getty, Christian Petersen
14. August 2016, 18:18

Auf einmal lief die deutsche Ersatzreiterin Meredith Michaels-Beerbaum kurz vor der ersten Springprüfung am Sonntag in ihrer weißen Reithose durch die Stallungen von Deodoro. "Die Leute haben sicher gedacht, die tickt nicht richtig", sagte "MMB", die wenige Stunden vorher erfahren hatte, dass sie anstelle von Marcus Ehning in die Equipe von Bundestrainer Otto Becker gerutscht war: "Das war ein sehr emotionaler Moment für mich."

Der sportlichen Qualität der deutschen Mannschaft hat der Wechsel keinen Abbruch getan. Michaels-Beerbaum und ihr Sprungwunder Fibonacci blieben in der ersten Qualifikation im erstmals fast komplett gefüllten Reitstadion ebenso fehlerfrei in der Zeit wie der Weltranglistenerste Christian Ahlmann mit Taloubet, Daniel Deußer mit First Class und der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum mit Casello.

Hohe Leichtungsdichte

"Es war ja schon bei der Nominierung unheimlich eng", sagte Ahlmann: "Die Qualität aller fünf Reiter hier ist gleich hoch." Auch Becker war ganz und gar nicht beunruhigt: "Das stecken wir weg. Wichtig war der gute Auftakt von Meredith."

Für den tief enttäuschten Ehning ist Olympia dagegen vorbei, er wird am Mittwoch nach Hause fliegen. Sein Pferd Cornado NRW hatte sich nach dem Trainingsspringen am Samstag vertreten, gemeinsam mit dem Bundestrainer und Mannschaftstierarzt Jan-Hein Swagemakers wurde deshalb entschieden, den Schimmel zurückzuziehen. "Das tut sehr weh", sagte Ehning, der schon 2004 in Athen wegen einer Verletzung seines Pferdes For Pleasure hatte verzichten müssen. 2000 in Sydney war der heute 42-Jährige mit der deutschen Mannschaft Olympiasieger geworden.

Michaels-Beerbaum schaltet in den Wettkampfmodus

Meredith Michaels-Beerbaum, nach der Nominierung beim CHIO in Aachen noch todunglücklich mit ihrer Rolle als Olympia-Ersatz, schaltete in Rio sofort vom Touristen- in den Wettkampfmodus. Ein kurzes Telefonat mit der sechsjährigen Tochter Brianne, die in der Heimat mit einem Deutschland-Trikot vor dem Fernseher saß, dann ging es auch schon los. "Es lief alles ganz automatisch ab", erzählte Michaels-Beerbaum: "Wir haben Fibonacci aus der Box geholt, und dann ging alles seinen gewohnten Gang."

Meredith Michaels-Beerbaum, mit Ludger Beerbaums Bruder Markus verheiratet, gab zu, dass "ich nach dem Ausfall von Marcus Ehning irgendwie schon in einer komischen Position war". Sie sei "sehr, sehr traurig für Marcus, ich weiß so gut, wie man sich in einer solchen Situation fühlt." Ehning habe sich aber "total nett und sehr fair" verhalten: "Er hat mich gedrückt und gesagt, dass er mir alles Gute wünscht."

Gewohnte Rolle als Ersatzfrau

Zum dritten Mal nach Olympia 2012 in London und der EM 2015 in Aachen ist Meredith Michaels-Beerbaum von der Position der Ersatzreiterin in die Equipe gerutscht. In London war ihr damaliges Pferd Bella Donna mit Olmypia überfordert, im Nationenpreis lieferte "MMB" das Streichresultat. Der elfjährige Fibonacci scheint nun aber für Rio bestens gerüstet, ohne Mühe flog der Schimmelwallach über die Hindernisse.

Den Parcours bezeichneten alle deutschen Reiter aus durchaus anspruchsvoll. "Aber das ist okay", sagte Michaels-Beerbaum: "Wir sind hier bei Olympia, und die starken Nationen kommen damit klar." Natürlich muss sie sich am Wochenende mit dem Heimflug beeilen, denn Tochter Brianne wird am Montag in Bremen eingeschult. Vielleicht bringt die Mama ja sogar eine Medaille mit.

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